Ein Galopp durch Zeit und Raum im Museum für Ostasiatische Kunst
Das Museum für Ostasiatische Kunst richtet vom 3. Dezember 2025 bis 31. Januar 2027 mit der Ausstellung „Zum Mondjahr des Pferdes ein Galopp durch Zeit und Raum“, einen Blick auf eines der wirkungsmächtigsten Tiere der ostasiatischen Kunst- und Kulturgeschichte ein. Seit über zwei Jahrtausenden prägt das Pferd die Künste und Kulturen in China, Korea und Japan – als himmlisches Reittier, Statussymbol und Sinnbild für Stärke, Macht und Tugend. Zum Mondjahr des Feuerpferdes, das in Ostasien am 17. Februar 2026 beginnt, veranschaulichen Malereien und Holzschnittdrucke, Keramiken und Porzellane, Bronzeskulpturen und Lackobjekte, die vielschichtige Bedeutung des Pferdes vom 3. Jahrhundert vor Christus bis in die Moderne.
Die chinesische Kunst offenbart eine Vielfalt an Pferdedarstellungen, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit (ca. 1600 bis 1046 vor Christus) reichen. Durch Handel und Expansion begegneten Herrscher edlen Pferderassen aus Zentralasien, deren Physiognomie das Ideal vom „Himmelspferd“ prägte – ein Motiv, das in der Kunst den Drachen als himmlisches Transportmittel des Kaisers verdrängte. In der Tang-Dynastie (618-907) wurden majestätische Pferdeskulpturen für die Grablegen des Adels hergestellt. Auftragsmaler porträtierten Pferde und malten Jagdszenen, wilde Herden sowie Polospiele. Für die Jagd war das Pferd unerlässlich, was sich vor allem in der Kunst der Qing-Dynastie (1644-1912) widerspiegelt. In dieser Zeit führten ausländische Missionare am chinesischen Kaiserhof das Genre der Pferdemalerei im westlichen Stil ein – mit Auswirkungen auf Pferdedarstellungen nachfolgender Künstlergenerationen.
Im japanischen Shintoismus ist das Pferd das heilige Reittier der Götter und fester Bestandteil religiöser Rituale und Feste. Ab der Nara-Periode (710-794) wurden Shinto-Schreinen entweder lebendige Pferde oder Pferdeskulpturen aus gebranntem Ton sowie Pferdemalereien auf Holzplaketten gestiftet. Die enge Verbundenheit der Samurai mit ihren Pferden zeigt sich in kostbar verziertem Zaumzeug und Schwertzierrat sowie in militärischen Darstellungen. Die Elfenbeinschnitzer des 19. Jahrhunderts griffen bei der Herstellung von Gürtelanhängern und Zierfiguren eine Vielzahl alter Mythen und Legenden rund um das Pferd auf. Seit der späten Edo- und Meiji-Periode (18./19. Jahrhundert) sind Pferde als Reit- und Packtiere, in freier Natur und als Begleiter berühmter Persönlichkeiten in japanischen Farbholzschnitten dargestellt.
Auch in der koreanischen Kunst besitzt das Pferd eine starke mystische und militärische Symbolik. Bereits zur Zeit der Drei Reiche (1. Jh. vor Christus bis 7. Jahrhundert) gab es auf der koreanischen Halbinsel ein nationales System zur Pferdezucht und -haltung. Reiterfiguren und pferdeförmige Gefäße waren ein beliebtes Motiv unter den Grabbeigaben und spielten bei Bestattungsritualen eine wichtige Rolle. In der Joseon-Dynastie (1392-1910) verkörperte es die Autorität und Göttlichkeit des Staates und war bei Zeremonien ein unverzichtbares Symbol. In der Malerei stehen Pferde als loyale Begleiter ihres Herren für eine Beamtenkarriere oder sie symbolisieren die Freuden und Sorgen des Lebens. Meist werden dabei Pferde von der Insel Jeju, dem Zentrum der koreanischen Pferdezucht, dargestellt.
Für die Ausstellung „Zum Mondjahr des Pferdes“ hat die Filmemacherin Jie Lu einen Abschnitt aus der chinesischen Querrolle „Herbstliche Treibjagd“, einem Werk anonymer Hofmaler aus dem 18. Jahrhundert, künstlerisch bearbeitet und animiert. Die Ausstellung zeigt rund 70 Werke primär aus eigenem Bestand, ergänzt durch private Leihgaben. Kurator: Dr. Daniel Suebsman.
Text – und Bildquelle: Museum für Ostasiatische Kunst, Fotocredit: Museum für Ostasiatische Kunst
