Dr. med. Paul Klein von der Media-Park Klinik Köln ist als Mannschaftsarzt im Zuge der Pandemie-Bekämpfung aktuell der Hygienebeauftragte des 1. FC Köln. Nachdem am Donnerstag drei Personen beim FC positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, beantwortet Paul Klein, wie es nun weitergeht und warum das Test-Konzept der DFL so wichtig ist.

Herr Klein, am Donnerstag hat der FC rund 60 Personen aus Mannschaft, Trainer- und Betreuerstab sowie dem Team drumherum auf COVID-19 getestet. Drei Tests waren positiv. Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es den drei betroffenen Personen?

Dr. med. Paul Klein: Es geht ihnen gut, alle drei haben keinerlei Symptome. Wir kümmern uns um sie und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wie geht es jetzt für die drei weiter?

Klein: So wie bei jedem anderen Corona-Betroffenen in Deutschland, Mitarbeiter des 1. FC Köln haben keine Ausnahmestellung. Das heißt: Das zuständige Gesundheitsamt hat die drei Personen sofort kontaktiert, mit ihnen gesprochen und die Fälle bewertet. Für die betroffene Person und alle weiteren Personen, die nach der Definition des Robert-Koch-Instituts eine sogenannte Kontaktperson der Kategorie 1 sind, wird dann eine zweiwöchige Quarantäne angeordnet.

Was heißt Kategorie 1?

Klein: Das sind all jene Menschen, bei denen ein höheres Infektionsrisiko besteht, weil sie beispielsweise im selben Haushalt leben oder in direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten des Betroffenen gekommen sein könnten, etwa in einem mindestens 15-minütigen, direkten Gespräch ohne Mindestabstand. Solche Menschen müssen, um die Infektionsketten zu unterbrechen, auch in Quarantäne gehen.

Obwohl es drei positive Tests gab, wird der FC sein Gruppentraining mit den anderen Spielern ab Montag fortsetzen. Wer hat dies entschieden und kann man das überhaupt verantworten? Müsste nicht jetzt jeder Spieler und sogar der ganze Club in Quarantäne?

Klein: Zunächst mal: Ich bin Arzt, meine Leidenschaft und mein Job ist es, Patienten zu heilen und zu schützen. Ich würde niemals Spieler des FC Risiken aussetzen, weil irgendjemand das so will. Aber die Frage, ob und wie wir in Zeiten von COVID-19 trainieren können, bewerte nicht ich als Vereinsarzt oder der FC als Arbeitgeber für sich alleine, sondern bei dieser Entscheidung spricht das zuständige Gesundheitsamt das letzte Wort. Wir sind mit dem Kölner Gesundheitsamt in engem Austausch. Die Experten dort bewerten es so, dass aufgrund der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining, wie wir es seit dem 6. April praktizieren, am Geißbockheim mit all jenen, die negativ getestet wurden, wie bisher weiter trainiert werden kann.

Aber wie passt denn das zusammen? In anderen Unternehmen oder Bereichen müssten sofort alle in Quarantäne, jedenfalls liest man das vielfach so. Warum bekommt der Fußball bzw. der FC eine Sonderreglung?

Klein: Wir bekommen keine Sonderregelung. Es stimmt nicht, dass bei einem vergleichbaren Fall in einer anderen Branche per se alle in Quarantäne müssten. Es gibt eindeutige Vorgaben des Robert-Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen von Infizierten, die man auf dessen Seite auch nachlesen kann. Die so genannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der Kategorie 1 vorgesehen. Nicht wir, sondern das Gesundheitsamt bewertet, auf wen dies zutrifft. Und nach diesen eindeutigen Kriterien gehen wir davon aus, dass durch die Maßnahmen im Trainingsbetrieb in Gruppen kein Spieler eine Kontaktperson der Kategorie 1 zu einem anderen Spieler ist. 

Es besteht also kein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch den Trainingsbetrieb?

Klein: Genau, so bewertet es das Gesundheitsamt. Und deshalb ist auch keine kollektive Quarantäne angezeigt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir jetzt, nachdem wir mit dem Testen angefangen haben, konsequent weiter testen und so gewährleisten, dass nur diejenigen bei uns zusammentreffen, die negativ getestet sind. Wir wissen, wer das Virus in sich trägt und wer nicht. Genau das ist ja die Idee hinter dem medizinischen Konzept der Deutschen Fußball Liga.

Hatten Sie mit den Experten dazu schon Kontakt?

Klein: Natürlich, wir sind im ständigen Dialog. Sowohl mit dem medizinischen Leiter der Taskforce „Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ bei der DFL, Prof. Dr. med. Tim Meyer als auch mit Prof. Dr. med. Barbara Gärtner, die Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologin ist, haben wir uns beraten. Aus medizinischer Sicht sagen wir, dass wir mit dem Konzept Risiken früh erkennen und reduzieren können, so dass die Spieler ihren Beruf unter bestmöglichem Infektionsschutz ausüben können. Bei mehr als 1.000 Tests in der Liga wäre es statistisch gesehen sehr, sehr unwahrscheinlich gewesen, dass zum Start niemand positiv getestet wird. Jetzt geht es darum, über das Konzept die Zahl weiterer Infektionen bestmöglich zu reduzieren. Dafür testen wir, und an den Ergebnissen richten wir unser Handeln aus.

Sie haben die engmaschigen Tests angesprochen. Kann man es verantworten, dass in der Bundesliga symptomfreie Menschen ständig getestet werden?

Klein: Dazu haben wir eine klare Aussage der akkreditierten Labore. In Köln stehen ausreichend Testkapazitäten zur Verfügung, um unseren doch überschaubaren Personenkreis zweimal wöchentlich zu testen. Diese Tests nehmen wir nirgends weg und keine Krankenkasse muss die Kosten tragen. Das gilt auch für die anderen Bundesliga-Standorte. Das war von Anfang an die Voraussetzung für unser Konzept.

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: 1. FC Köln

 

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