Viele Deutsche nutzen die kommenden Wochen für einen Ski-Urlaub, doch für Mitreisende kann die Autofahrt dorthin unangenehm und gesundheitsschädlich sein – besonders wenn im Fahrzeug geraucht wird. Eine Umfrage von Censuswide im Auftrag des Online-Händlers Northerner zeigt, dass fast jeder zweite Befragte das Rauchen von Zigaretten im Auto als störend empfindet. Zudem bewerten sechs von zehn Personen das Mitfahren bei einem rauchenden Fahrer als gefährlicher als bei einem Nichtraucher. Neben dem persönlichen Störgefühl zeigen zahlreiche Studien: Die Gefahren durch Passivrauchen sind gravierend, insbesondere in einem geschlossenen Raum wie einem Fahrzeug, wo sich der Rauch schnell konzentriert.
Passivrauchen ist ein weithin unterschätztes Problem. Besonders im Auto, wo wenig Raum für Luftzirkulation bleibt, kann Tabakrauch schnell gesundheitliche Schäden verursachen. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) macht der sogenannte Nebenstromrauch – also der Rauch, der zwischen den Zügen an einer Zigarette entsteht – rund 85 Prozent des gesamten Tabakrauchs aus. Dieser enthält dieselben Giftstoffe wie der Hauptstromrauch, jedoch in zum Teil mehr als zehnfacher Konzentration. Er ist laut Markus Lindblad von Northerner also besonders giftig: „Studien zeigen, dass sich die Schadstoffe tief in die Verästelungen des Lungensystems einlagern, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann und weshalb in Deutschland immer wieder über strengere Regelungen diskutiert wird.“ Das Gesundheitsministerium plante etwa 2023 ein Rauchverbot in Autos, wenn Minderjährige oder Schwangere mitfahren, welches allerdings nicht durchgesetzt wurde. Eine aktuelle Umfrage von Censuswide zeigt zudem, dass rund die Hälfte der Befragten das Rauchen im Auto als störend empfindet. Sechs von zehn sind sogar der Meinung, dass das Mitfahren bei einem rauchenden Fahrer gefährlicher ist als bei einem Nichtraucher. Dies zeigt, dass die Gesundheitsgefahren zunehmend ins Bewusstsein der Menschen rücken. In einer Umfrage des DKFZ stimmten ganze 87 Prozent[1] der deutschen Autofahrer einem Rauchverbot zu, wenn es dem Schutz von Kindern diene.
Besonders Mitfahrerinnen sind betroffen
Passivrauchen bezeichnet das unfreiwillige Einatmen von Tabakrauch. Dieser entsteht sowohl durch die ausgeatmete Luft des Rauchers als auch durch die direkte Verbrennung von Tabakprodukten. Dabei enthält er eine Vielzahl gesundheitsschädlicher Substanzen, darunter Kohlenmonoxid und krebserregende Chemikalien wie Benzol und Formaldehyd. „Die gesundheitlichen Folgen für Passivraucher sind erheblich: Von Atemwegsreizungen und Kopfschmerzen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Asthma, Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Problemen“, zählt Lindblad auf. Eine Metaanalyse, die 40 Studien berücksichtigt, zeigt, dass Personen, die nie geraucht haben, aber regelmäßig Passivrauch ausgesetzt sind, ein um 16 Prozent höheres Risiko für Krebserkrankungen haben. Frauen sind dabei noch stärker betroffen, da sie bereits bei geringen Mengen von Tabakrauch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen.
Passivrauchen im Auto: Wie in einer Raucherkneipe
Die Auswirkungen des Passivrauchens sind in geschlossenen Räumen besonders gravierend, da sich die Schadstoffe in der Luft anreichern und über längere Zeit bestehen bleiben. In einem Auto, wo die Luftzirkulation eingeschränkt ist, erreicht die Konzentration der Giftstoffe in kürzester Zeit alarmierende Werte. Laut Markus Lindblad kann die Luftqualität innerhalb von Minuten ein Niveau erreichen, das höher ist als in einer Raucherkneipe. Dies erhöht das Risiko von Atemwegserkrankungen und kann insbesondere bei Kindern zu langfristigen Gesundheitsschäden führen. Sie sind besonders gefährdet, da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr Luft einatmen als Erwachsene und ihr Körper die Giftstoffe schlechter abbauen kann. Studien belegen, dass Passivrauchen bei Kindern das Risiko für Asthma, chronische Bronchitis und sogar plötzlichen Kindstod erheblich steigert. Noch gravierender sind die Folgen für Ungeborene. Raucht eine werdende Mutter, werden die Giftstoffe direkt über die Nabelschnur an das ungeborene Kind weitergegeben. Dies kann zu Entwicklungsstörungen, einem geringeren Geburtsgewicht oder sogar zu Früh- oder Fehlgeburten führen. „Ein weiterer Diskurs zu einem Rauchverbot in Autos mit Kindern oder Schwangeren wäre daher ein wichtiger Schritt in Richtung Gesundheitsschutz“, so Lindblad.
Einzige Lösung ist der Zigarettenverzicht
Wer seine Mitfahrenden nicht gefährden möchte, sollte sich den Griff zur nächsten Zigarette im Auto gut überlegen. Die naheliegendste Lösung ist also ein kompletter Rauchverzicht während der Fahrt, insbesondere wenn Kinder oder empfindliche Personen an Bord sind. „Es gibt heute viele Ersatzprodukte wie etwa Nikotinbeutel, auf die man zumindest während der Fahrt umsteigen kann und die eine weniger schädliche Alternative darstellen. Meiner Meinung nach gibt keinen Grund seine Familie oder Freunde einer solchen toxischen Gefahr, wie sie von Zigaretten ausgehen, auszusetzen“, so Lindblad. Diese Beutel etwa enthalten Nikotin, jedoch ohne die giftigen Verbrennungsprodukte des Tabakrauchs. Sie sind geruchsneutral, hinterlassen keine Rückstände im Fahrzeug und belasten die Luftqualität nicht. Häufiges Lüften oder das Verwenden von Luftreinigern können zwar etwas helfen, doch diese können die gesundheitlichen Risiken von Zigaretten nicht vollständig eliminieren. Der beste Schutz für alle Insassen bleibt daher ein rauchfreies Fahrzeug.
Quelle: Fullstop, Bildquelle: Pexels/mitrofan