Gerhard A. Küpper stellt dem neuen Museum den Karnevalsorden seines Vaters Karl Küpper von 1929 als Dauerleihgabe zur Verfügung

„Die Kölner Juden erlebten schon in den späten 1920er Jahren antisemitische Übergriffe, von verbalen Beleidigungen bis hin zu psychischer und physischer Gewalt. Der nationalsozialistische Einfluss machte auch vor den Karnevalsvereinen nicht halt. Sich in dieser Zeit zur jüdischen Bevölkerung zu bekennen, war für meinen Vater selbstverständlich. Trotz Warnungen nationalsozialistischer Gruppen trat mein Vater 1929 bei dem jüdischen Karnevalsverein „Kleiner Kölner Klub“ (KKK) auf und erhielt im Anschluß den Vereinsorden. Dieser Orden ist, ohne ihn überbewerten zu wollen, mehr als ein Karnevalsorden, er ist ein Bekenntnis zu den Kölner Juden.“ So beschreibt Gerhard A. Küpper, die Bedeutung des Ordens, den der jüdische Karnevalsverein seinem Vater Karl Küpper (1905–1970) verliehen hatte und der in der Dauerausstellung des zukünftigen MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln präsentiert wird.

Der Orden des „Kleinen Kölner Klubs“ veranschaulicht, dass der Karneval im städtischen Leben eine elementare Rolle spielte, unabhängig von der Religion. 1922 gründeten jüdische Karnevalisten den „Kleinen Kölner Klub“ (KKK). Diese Vereinsgründung war auch eine Reaktion auf die zunehmenden antisemitischen Haltungen im Kölner Karneval. Der Verein richtete eine Vielzahl von Veranstaltungen aus und seine Mitglieder unterhielten Beziehungen zu nichtjüdischen Karnevalisten und Gesellschaften. In diesem Zusammenhang wird im MiQua die Biografie des jüdischen Künstlers Hans Tobar erzählt, der in Köln einer der bekanntesten Kabarettisten war. 1933 erhielt er ein Auftrittsverbot für nichtjüdische Veranstaltungen, führte die Traditionen aber nach seiner Emigration 1939 mit eigenen karnevalistischen Programmen in New York fort.

Ebenso trat der Kölner Künstler und Büttenredner Karl Küpper bei den Sitzungen des „Kleinen Kölner Klubs“ auf. Nach einem seiner Auftritte bekam der Karnevalist vom Präsidenten Max Salomon 1929 den Vereinsorden in Form eines Davidsterns verliehen. Karl Küpper gilt aufgrund seiner unangepassten, politischen Reden in seiner Rolle als „Verdötschter“ in der Bütt mit überregionalem Bekanntheitsgrad als einer der wenigen, die im Kölner Karneval während des NS-Regimes verbalen Widerstand leisteten.

Das MiQua

Im MiQua werden künftig auf über 6000 qm Fläche unterirdisch die bedeutendsten Denkmäler aus 2000 Jahren Kölner Geschichte präsentiert. Die Besucher*innen werden den Palast des rö­mischen Statthalters, das Praetorium ebenso wie das jüdische Viertel des Mittelalters mitten im Herzen Kölns erleben. Gemeinsam mit den Gebäuden der mittelalterlichen und neuzeitli­chen Goldschmiede präsentiert das MiQua künftig die Stadt unter der Stadt, mit all ihren Schichten und Facetten, mit Geschichten um Integration, um das Miteinander und um Aus­grenzung und Vertreibung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln

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