Zehn Jahre nach der Flucht aus dem Kellerverlies ihres Entführers Priklopil hat Natascha Kampusch (28) ein zweites Buch geschrieben, in dem sie von ihrem neuen Leben berichtet. Sie erzählt von den Auswirkungen der Gefangenschaft, die sie bis heute verfolgen. So berichtet Kampusch nicht nur von den seelischen, sondern auch von den körperlichen Folgen ihrer Zeit im Verlies: „Ich habe häufig Kreislaufprobleme. Und ich wäre wahrscheinlich drei Zentimeter größer, wenn ich Sonnenlicht abbekommen hätte.“ Da der Täter sie oft tagelang hungern ließ, hat sie auch heute noch ein problematisches Verhältnis zum Thema Essen. „Ich kann Essen schon genießen, aber gleichzeitig habe ich bis heute ein gestörtes Verhältnis dazu. In den ersten Monaten nach meiner Gefangenschaft haben mir die Leute irrsinnig viele kalorienhaltige Dinge wie Schokolade gegeben. „Du musst zunehmen!“, haben sie gesagt. Ich habe alles gegessen, weil ich höflich sein wollte. Bis plötzlich alle gemeint haben: „Jetzt musst du aber auf deine Figur aufpassen, lass doch mal einen Tag das Essen aus.“ Plötzlich war ich allen Menschen zu dick.“

 

Auch mit psychischen Problemen hat die Österreicherin noch zu kämpfen und versucht, diese mithilfe einer Therapie zu bewältigen. Doch noch immer hat sie starke Vertrauensprobleme: „Komplett kann ich niemandem vertrauen. Weil niemand mich komplett verstehen kann. Dazu müsste ich jedes Mal ganze Romane erzählen, um mich zu erklären. Ich mache viel mit mir selber aus.“ Dies führt sogar so weit, dass sie sich nicht vorstellen kann, jemals zu heiraten oder Kinder zu bekommen: „Ich sag zwar oft, wenn ich gefragt werde: „Wer weiß.“ Aber ich möchte eigentlich nicht heiraten. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, Kinder zu bekommen. Obwohl ich denke, ich wäre eine gute Mutter.“

 

Trotz immer noch vorhandener physischer und psychischer Probleme erhofft sie sich von ihrer Rückkehr in die Öffentlichkeit, dass sie die Vergangenheit endlich hinter sich lassen kann. „Ich möchte mit diesem Buch sozusagen diesen speziellen Lebensabschnitt noch einmal jenen veranschaulichen, die in all der Zeit nur auf Zeitungsartikel angewiesen waren. Die Dinge aus meiner Sicht beschreiben, wie ich mich zwischenzeitlich fühlte. Nachdem ich zehn Jahre auf der Suche nach mir selbst war, möchte ich mich jetzt von den letzten zehn Jahren verabschieden, die nicht immer leicht waren, und ein neues Kapitel im Leben beginnen.“

 

 

 

Quelle: Closer, Bildrechte: natascha-kampusch.at

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