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Petra hat 20 Jahre lang ein großes Unternehmen geleitet – die Rente und die damit verbundene Leere trifft sie mit voller Wucht. Dummerweise hat Petra ihrem Mann Erik einen Abenteuerurlaub versprochen, um den sie sich immer gedrückt hatte. Jetzt muss sie liefern. Leider hasst sie nichts mehr als Überraschungen, und Erik will mit dem Wohnmobil ausgerechnet „Lost Places“ besichtigen. Also engagiert Petra heimlich ihre Ex-Assistentin Georgette mit der streng geheimen, perfekten Planung des Trips. Was Erik auch nicht weiß: Sie hat ein neues Jobangebot, ausgesprochen von Eriks Nebenbuhler, Georgettes Vater Bruno, der damit versucht, Petra endgültig für sich zu gewinnen.
Erst läuft alles gut. Georgette hat eine super Reise durchgeplant, mit auffällig schönen Campingplätzen, die aus Eriks Sicht immer ganz zufällig gefunden werden. Bei einem Überfall, den Petra fälschlicherweise Georgette in die Schuhe schiebt und daher nicht ernst nimmt, platzt die Bombe: Petra verrät sich und ihre Lüge. Erik ist entsetzt. Es kommt zum großen Knall, und das gemeinsame Leben der beiden wird komplett in Frage gestellt.
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Interview mit Ulrike Kriener und Rolf Lassgård
Petra geht in Rente – und fremdelt ziemlich damit. Aus welchen Gründen ist für Sie persönlich eher der Unruhestand oder der Ruhestand erstrebenswert?
Ulrike Kriener: Für erstrebenswert halte ich, dass ich selbst entscheiden kann, wie viel ich noch arbeiten kann und will. Ich liebe meinen Beruf, und deshalb genieße ich es, mit ihm älter zu werden. Ich glaube sogar, dass ich als Schauspielerin besser, differenzierter werde, je mehr ich meine Lebenserfahrungen in meine Rollen einfließen lassen kann. Aber natürlich merke ich auch, dass mich die Arbeit mehr anstrengt. Ich versuche mich genau zu beobachten, und zu spüren, wann ich eine Pause brauche, um wieder Kraft zu tanken. Ich genieße also den Ruhestand, aber zu ruhig darf es auch nicht werden.
Rolf Lassgård: Natürlich möchte ich auch im Ruhestand aktiv bleiben. Aber es muss sich dann auch nicht mehr alles um die Arbeit drehen. Als Schauspieler hat man das Privileg, weiterhin tätig zu sein in seinem Beruf und gleichzeitig Freiräume zu haben für andere Dinge. Nicht gefordert zu sein, ist gefährlich.
Erik gibt zu: „Alles ist vergänglich, und es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.“ Inwieweit können Sie das persönlich nachvollziehen?
Ulrike Kriener: Natürlich kann ich die Gedanken an die Vergänglichkeit nachvollziehen. Ich bin mittlerweile 70 Jahre alt. Und ich sehe eine Spanne vor mir, in der ich noch viel erleben möchte. Mit meiner Familie, mit meinen Freunden und Freundinnen. Und auch mit meinem Beruf. Mir ist bewusst, dass irgendwann Krankheiten kommen werden. Davor kann man nicht weglaufen. Das Bewusstsein, dass alles vergänglich ist, gibt mir die Möglichkeit, das Jetzt mehr zu genießen. Und auch dankbar zu sein.
Rolf Lassgård: Man kann spüren, dass die Zeit schneller vergeht und das Leben flüchtig ist, wenn man älter wird. Und ich denke, was Erik möchte, ist Zeit mit Petra zu verbringen, die bedeutsam ist, einen Sinn hat. Beide können froh sein, überhaupt eine Partnerschaft zu haben, jetzt müssen sie entscheiden, wie die Beziehung von nun an aussehen soll.
Wäre ein Camping Trip auch privat ein Urlaub für Sie, und haben Sie damit vielleicht sogar schon Erfahrungen gemacht?
Rolf Lassgård: Nicht gerade solche Erfahrungen wie im Film habe ich mit Camping, aber ich liebe es, in der Natur zu sein. Ich liebe das einfache Leben, am offenen Feuer zu essen – und warum nicht den Fisch, den man zuvor gefangen hat?
Ulrike Kriener: Ich habe schon ganz viele Campingurlaube gemacht. Als junges Mädchen bin ich mit dem Rucksack durch Europa gezogen. Später dann, etwas komfortabler, mit Freunden im Kleinbus in den Süden gefahren. Und auch als unser Sohn klein war, sind wir mit dem Wohnmobil in den Urlaub gefahren. Mich kann in der Beziehung nichts mehr erschrecken oder erschüttern. Ganz im Gegensatz zu meiner Rolle Petra (lacht).
Im Film heißt es, die Liebe sei das größte Abenteuer. Wie schafft man es, eine lange währende Partnerschaft lebendig zu halten?
Ulrike Kriener: Der sicherste Weg, eine glückliche, langjährige Partnerschaft lebendig zu erhalten, ist erst einmal, sich den richtigen Mann oder die richtige Frau auszusuchen. Und ich habe den. Und dann braucht es Geduld, Humor, Lebensfreude, Distanz zu sich selbst, und immer wieder Liebe. Aufmerksam und wach bleiben, für sich und für den Partner, die Verbindung zueinander halten. Das ist die Aufgabe. Wir alle ändern uns doch ständig, weil sich unser Leben ändert.
Rolf Lassgård: Ich denke, es hat damit zu tun, zusammen zu wachsen und sich immer und immer wieder gemeinsam zu finden. Das ist es, was Erik mit dem Roadtrip versucht: sich auf einfache Art als Paar wiederzufinden.
Im Mittelpunkt des Films steht ein schon älteres Liebespaar. Werden Ihrer Meinung nach solche Paarbeziehungen ausreichend präsentiert im Film, oder gibt es Nachholbedarf?
Rolf Lassgård: In den letzten zehn Jahren hat man einige ältere Paare im Mittelpunkt von Filmen gesehen, aber meistens sind es immer noch eher junge Hauptfiguren. Ich finde es großartig, Beziehungsprobleme aus der Perspektive älterer Menschen zu sehen. Also: mehr davon!
Ulrike Kriener: Jedes Alter hat seine Herausforderungen und Krisen. Und Filme, in denen ältere Menschen im Mittelpunkt stehen, werden gemocht und sind sehr erfolgreich. Ob im Kino oder im Fernsehen, Themen wie späte Liebe, Umbrüche, Familie, Freundschaften, Verluste oder Loslassen sind universell. Sie betreffen uns alle immer. Also…mehr davon!
Erik hat ein ausgesprochenes Faible für Lost Places. Was, glauben Sie, macht die Faszination solcher Orte aus?
Ulrike Kriener: Diese Lost Places, wie wir sie in unserem Film zeigen, waren mir vorher ziemlich unbekannt. Mir war nicht klar, dass es Reiseführer zu solchen Plätzen gibt, und dass es für viele Menschen eine richtige Attraktion ist, solche Plätze zu besuchen. Ich fand diese Häuser und die Fabriken, die wir besucht haben, dann aber auch faszinierend. Man fragt sich automatisch, wer hier vorher war, was an diesen Plätzen gearbeitet wurde, welche Menschen hier gelebt haben, wer auf diesem Stuhl saß oder was in diesem Raum geschehen ist. Die Gedanken ziehen in die Vergangenheit, und man sieht die Reste eines fremden Lebens vor sich. Und die Frage drängt sich auf: Was bleibt von meinem Leben?
Rolf Lassgård: Einige Lost Places erzählen uns vom Leben ganz allgemein und regen unsere Vorstellungskraft an hinsichtlich der Menschen, die einmal an diesen Orten existiert haben. Und das finde ich sehr schön.
Die Dreharbeiten fanden an malerischen Plätzen in Tschechien statt. Hatten Sie Gelegenheit, in der drehfreien Zeit in das Land einzutauchen?
Ulrike Kriener: Ich fand es toll, zum ersten Mal in Tschechien zu drehen. So viele nette und kompetente Kollegen und Kolleginnen, die ich kennengelernt habe. Eine wunderschöne und oft noch ganz unberührte Natur. Und dann Prag! Eine traumhafte Stadt. Ich habe die Zeit sehr genossen.
Rolf Lassgård: Für den Dreh war ich zum ersten Mal in Tschechien, und da der Film ein Road Movie ist, hatten wir viel Gelegenheit, etwas vom Land zu sehen – und das ist, wie man auch im Film sieht, sehr schön. Aber hauptsächlich waren wir in Prag. Es ist spannend, diese Städte, die nicht so sehr vom Krieg zerstört wurden, zu besuchen, um einen Eindruck vom Leben in alten Epochen zu bekommen.
Stab
Buch Uli Brée
Regie Rainer Kaufmann
Kamera Martin Farkas
Montage Julia Steinke
Szenenbild Iris Trescher-Lorenz
Kostümbild Lucie Bates
Ton Tomáš Bělohradský
Musik Annette Focks
Herstellungsleitung Monika Kintner
Produktionsleitung Petre Bílek
Produktion Producers at Work Film GmbH in Zusammenarbeit mit MIA Film s.r.o., gefördert vom Tschechischen Audiovisuellen Fond
Produzent Christian Popp
Redaktion Corinna Marx
Länge 90 Minuten
Die Rollen und ihre Darstellerinnen und Darsteller
Petra Andersson Ulrike Kriener
Erik Andersson Rolf Lassgård
Bruno Pistorius Philipp Moog
Georgette Pistorius Lara Mandoki
Dr. Tamara Müller-Henke Tatiana Nekrasov
Hanus Zdeněk Pecháček
Branka Anna Trojanová
Jaro Jakub Koudela
Text – und Bildquelle: ZDF, Fotocredit: ZDF/Stanislav Honzig