Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach stellt Programm der städtischen Kultureinrichtungen vor

 

Am 21. Dezember 2017 jährt sich der Geburtstag des 1985 verstorbenen Heinrich Böll zum 100. Mal. Um den Geburtstag des Kölners, der zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Nachkriegszeit gehört und 1972 den Literaturnobelpreis bekam, zu feiern, hat die Stadt Köln ein vielfältiges Programm zusammengestellt:

 

Kulturamt

 

– Seit dem Jahr 1985 wird alle zwei Jahre der Böll-Preis verliehen (zuvor hieß er Literaturpreis der Stadt Köln). Die Preisverleihung des Jahres 2017 wird am Freitag, 24. November, stattfinden.

Am Samstag, 25. November 2017, machen sechs bedeutende Autorinnen und Autoren unserer Gegenwart, Böll-Preisträgerinnen und -Preisträger früherer Jahre, Bölls Geburtstag zu einem literarischen Ereignis. Hans Joachim Schädlich (Böll-Preis 1992), Jürgen Becker (1995), Marcel Beyer (2001), Anne Duden (2003), Ulrich Peltzer (2011) und Eva Menasse (2013) werden sich „im Geiste Heinrich Bölls“ durch einen eigenen Text oder Beitrag mit Böll auseinandersetzen. Durch Vorschläge der Autorinnen und Autoren ergibt sich ein vielfältiges Programm, das auch die Vielgestaltigkeit von Heinrich Bölls Wirken widerspiegelt. Die Veranstaltung richtet sich bei freiem Eintritt an die Kölner Öffentlichkeit. Sie ermöglicht eine aktuelle Begegnung mit dem Werk Heinrich Bölls und vergegenwärtigt die Zeitlosigkeit seines Schaffens. Sie wird vom WDR aufgezeichnet. Veranstaltungsort ist das Schauspielhaus Köln. Veranstalter ist die Stadt Köln.

 

Stadtbibliothek Köln / Heinrich-Böll-Archiv

 

– Ausstellung: Die Aktivitäten der Kölner Stadtbibliothek und des dort beheimateten Heinrich-Böll-Archivs fokussieren sich auf die zweite Jahreshälfte 2017. Einer der Höhepunkte wird im Herbst eine Ausstellung sein, die ein bislang wenig beachtetes Thema beleuchten wird: Heinrich Böll und die bildende Kunst. Hier geht es vor allem um die Frage, inwieweit sich der Autor mit bildkünstlerischen Aspekten auseinandergesetzt hat und welche Spuren diese im Werk Heinrich Bölls hinterlassen haben. Auch der mitunter enge Austausch zwischen Böll und seinen Künstlerfreunden wird erhellend untersucht. Begleitend zur Ausstellung erscheint der 5. Band der Schriftenreihe „lik“ des Heinrich-Böll- und des LiK-Archivs. In dieser Reihe erscheint im Kontext der diesjährigen Verleihung des Heinrich-Böll-Preises ebenso der 2. Band

der Preisreden.

– Buchpräsentationen: Am Mittwoch, 18. Oktober 2017, wird ein bislang unbekanntes Kriegstagebuch von Heinrich Böll in Kooperation mit dem Kiepenheuer & Witsch Verlag in den Räumen der Stadtbibliothek vorgestellt. Weitere Buchpräsentationen sind geplant, unter anderen eine von Jochen Schubert herausgegebene Biografie über Heinrich Böll.

– Weitere Veranstaltungen: Die Stadtbibliothek plant in Kooperation mit dem Kölner Stadt-Anzeiger, dem Literaturhaus sowie dem C. Hanser Verlag Aktivitäten im Kinder- und Jugendbereich zu dem Bilderbuch „Der kluge Fischer“, dem Heinrich Bölls Text „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ zu Grunde liegt. Erstmals wird es in Köln das „Junge Buch für die Stadt“ geben. Eine Matinee ist für Sonntag, 25. Juni 2017, im VHS-Forum vorgesehen, zu diesem Anlass erscheint auch eine Sonderausgabe des Buches „Der kluge Fischer“.

 

Oper Köln

 

Die Oper Köln zeigt gemeinsam mit dem Ensemble Musikfabrik die Uraufführung eines Musiktheaterwerks des Komponisten Helmut Oehring mit dem Arbeitstitel „… zu weit gehen (Der Engel schwieg)“. Helmut Oehring, geboren 1961 in Berlin, komponiert sein Werk unter anderen für die Ensemblemitglieder der Oper Köln Emily Hindrichs, Dalia Schaechter und Adriana Bastidas Gamboa. Das Libretto verfasst Stefanie Wördemann basierend auf Texten von Heinrich Böll. Die Uraufführung wird am Samstag, 9. Dezember 2017, stattfinden. Es sind derzeit insgesamt fünf Vorstellungen dieser Produktion geplant. Bei dieser Uraufführung handelt es sich um eine Auftragskomposition von Oper Köln und Ensemble Musikfabrik, die durch die Stadt Köln unterstützt wird. Weitere Informationen zu dieser Uraufführungsproduktion werden noch bekannt gegeben.

 

Schauspiel Köln

 

Das Schauspiel Köln präsentiert die Uraufführung „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll in einer Theaterfassung und Inszenierung von Thomas Jonigk. Das Stück läuft aktuell ungefähr vier bis fünf Mal im Monat im DEPOT 2. Auch in der nächsten Spielzeit wird das Stück, das von Kritikern wie vom Publikum hochgelobt wird, zu sehen sein. Die Handlung: Die Beziehung Hans Schniers zu seiner Freundin Marie ist Vergangenheit. Doch er kann sie nicht loslassen. Immer und immer wieder wird er von albtraumhaften Bildern und Figuren seines früheren Lebens heimgesucht. Aus der inneren Emigration heraus verteidigt er seine Wertmaßstäbe gegen die bundesdeutsche Restaurationsgesellschaft. Das Psychogramm eines Abfälligen in einem Deutschland, in dem die Demokratie noch jung, die Wirtschaft ein Wunder und die Kirche einflussreich war. „Jörg Ratjen spielt ihn salopp, schnoddrig, auch charmant: ein rhetorischer Rebell, ein Poseur des Protests.“ (Andreas Rossmann, FAZ) „Ratjens trauriger, sich auskotzender Clown ist ein Meister im unzuverlässigen Erzählen.“ (Christian Bos, KSTA). Die Termine im März und April 2017: Sonntag, 19. März, Mittwoch, 22. März, Mittwoch, 29. März, Mittwoch, 5. April, Freitag, 7. April, Mittwoch, 26. April. Weitere Termine folgen.

 

Hänneschen-Theater

 

Das Hänneschen-Theater und die Günter und Ute Grass-Stiftung präsentieren am Sonntag, 30. April 2017, um 20.30 Uhr im Hänneschen-Theater den „Freipass, Band 2“: Lesung und Gespräch über Beiträge des Heinrich Böll gewidmeten Bandes, der seinem Anspruch, ein diskussionsanregendes Forum für Literatur, Bildende Kunst und Politik zu sein, erneut alle Ehre macht. Mitwirkende sind: Fridolin Schley (Autor, Lektor, Redakteur), Volker Neuhaus (Mitherausgeber des „Freipass“ und Grass-Forscher), Dorothee Römhild (Germanistin, Böll- und Grass-Forscherin) und Frauke Kemmerling (Intendantin des Hänneschen-Theaters). Moderation: Kai Schlüter (Kulturchef Radio Bremen und Herausgeber mehrerer Dokumentationen zu Günter Grass). Im Zentrum des aktuellen Freipass-Bandes steht das Lebenswerk des Schriftstellers und engagierten Zeitgenossen Heinrich Böll. Darüber hinaus setzen sich namhafte Autoren wie Terézia Mora, Thomas Weiss und Sherko Fatah auf ihre ganz persönliche Art mit dem anhaltend aktuellen Thema „Flucht und Vertreibung“ auseinander. Ergänzt wird das vielstimmige Buch durch Beiträge zur gegenwärtigen Grass-Forschung, Archivexpeditionen und bislang unveröffentlichte Grass-Arbeiten aus seiner Düsseldorfer Studienzeit. Das Titelbild zeigt „Bölls Schreibmaschine“, eine Lithographie von Grass aus dem Jahre 1983. Heinrich Böll stellte Grass für diese Zeichnung seine Schreibmaschine als Modell zur Verfügung und schickte ihm eine Liste der Bücher, die er auf der Maschine getippt hatte. Als Bonusmaterial liegen dem Buch zwei CDs bei, auf denen die Original- Nobelpreisreden von Heinrich Böll und Günter Grass zu hören sind. Der Eintritt für die auf Kommunikation mit dem Publikum ausgerichtete Kooperationsveranstaltung beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Karten sind ab dem 15. März 2017 im Hänneschen-Theater (www.haenneschen.de, haenneschen@stadt-koeln.de) erhältlich. Fragen beantwortet die Günter und Ute Grass-Stiftung unter Tel. 0451-794800 (vormittags) oder per E-Mail an guugstiftung@gmail.com.

 

Museum Ludwig

 

„Die humane Kamera – Heinrich Böll und die Fotografie“, 1. September 2017 bis 7. Januar 2018: Ein Jahr nach Heinrich Bölls Tod, im Jahr 1986, eröffnete das Museum Ludwig im neu errichteten Gebäude. Die Adresse lautet: Heinrich-Böll-Platz. In der Sammlung Fotografie des Museum Ludwig liegen zahlreiche Werke, die entweder Heinrich Böll zeigen oder die ihm vertraut waren. Bildbände wie Chargesheimers „Unter Krahnenbäumen“, „Im Ruhrgebiet“ (beide 1958) oder „Menschen am Rhein“ (1960) wurden von seinen Texten begleitet. 1964 verfasste Böll den Text „Die humane Kamera“, in dem er eine „Moral der Fotografie“ formuliert. Anlässlich des 100. Geburtstags von Heinrich Böll beleuchtet das Museum Ludwig in seinen neu eröffneten fotografischen Räumen der ständigen Sammlung Bölls Verhältnis zur Fotografie und dem Fotografieren. Als Autor war Böll auch selbst begehrtes Sujet der Fotografen. Zu Lebzeiten erschienen zwei Bildbände seiner Porträts, fotografiert unter anderen von Heinz Held. Zu ihm unterhielt er auch eine Freundschaft. Fragt man nun nach Bölls privatem Umgang mit der Fotografie, fällt auf, wie viele Bilder in seinem Arbeitszimmer und in der Küche hingen. Da sind die Fotos der Kinder am Bücherregal befestigt. Da ist aber auch der Schnappschuss Rosa Luxemburgs über dem Küchentisch. Welche Bedeutung hatte die Fotografie für Böll? Das Sehen war für ihn der zentrale Sinn, um sich die Welt zu erschließen. In seinem „Bekenntnis zur Trümmerliteratur“ (1952) insistiert er auf der Notwendigkeit für den Schriftsteller zu sehen: „Ein gutes Auge gehört zum Handwerkszeug des Schriftstellers.“ Für seinen Roman „Frauen vor Flusslandschaft“ (1985) bat Böll seinen Sohn René um Fotografien ausgesuchter Orte in Bonn, die dann im Roman beschrieben wurden. Die Fotografie war ihm hier visuelles Hilfsmittel, gleichzeitig weiß er aber auch um ihre Fähigkeit, „im einzelnen Schicksal das Allgemeine zum Bild“ werden zu lassen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/kultur/100-geburtstag-von-heinrich-boell

 

 

 

Quelle: Stadt Köln, Bildrechte:KNJ/Martina Uckermann

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