Erfahrungsbericht des Autorenteams Christian Brandt, Magdalena Leißa und Eila Förschner 

Wie daten junge Menschen heute? Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen blicken sie auf die Suche nach dem oder der Richtigen? Und wie schwer fällt es Singles, die wahre Liebe zu finden? Mit unserer dreiteiligen Serie wollten wir ein Thema ansprechen, das viele Menschen zwischen Mitte 20 und Mitte 30 betrifft und das trotz unzähliger Dating-Shows und Reportagen selten authentisch und ehrlich erzählt wird. Mit allen Glücksmomenten und Enttäuschungen, die bei der Suche nach einem Partner dazugehören.

Unsere Herausforderung bestand vor allem darin, in relativ kurzer Zeit geeignete Protagonistinnen und Protagonisten zu finden. Dabei setzten wir als erstes bei unserem Umfeld an. Denn – das merkten wir schnell – um mit Menschen über ihre Dating-Erfahrungen zu sprechen, braucht es Vertrauen: Wer datet, muss sich zwangsläufig öffnen und verletzlich zeigen. Die oft sorgsam errichtete Fassade des Selbstbildes beginnt spätestens dann zu bröckeln, wenn man echtes Interesse an seinem Gegenüber zeigt. Wer lässt sich in so einer Situation schon gern von der Kamera begleiten? Da half es, dass es zu einigen der Protagonistinnen und Protagonisten bereits persönlichen Kontakt gab.

Wir lernten aber auch Niklas (aka Ingwa) kennen, einen sympathischen aber etwas zurückhaltenden Metal-Fan. Es erforderte Fingerspitzengefühl und einige Anläufe, bis Langzeitsingle Niklas bereit war, sich bei einem Metal-Festival von uns begleiten – und vor allem bei seinen Annäherungsversuchen mit Frauen – filmen zu lassen. Die junge Frau, die er dann vor Ort kennenlernte, war glücklicherweise weniger zurückhaltend und hat sogar vor der Kamera mit uns gesprochen. Ein Glücksfall für unseren Film und eine seltene Ausnahme.

Denn im Laufe der Recherche wurde ebenfalls klar: Es reicht nicht, das Vertrauen der Protagonistinnen und Protagonisten zu gewinnen. Wir müssen auch ihren jeweiligen Dates klarmachen, dass wir sensibel mit ihnen umgehen. Und das meist unter großem Zeitdruck, denn zwischen Kennenlernen und Date lagen oft nur wenige Tage, in denen wir die Dating-Partner unserer Protagonistinnen und Protagonisten überzeugen mussten. Das stellte sich oftmals als die größte Hürde für die Dreharbeiten heraus. Mehrmals mussten wir geplante Drehs absagen, weil die Dates nicht bereit waren, sich filmen, geschweige denn interviewen zu lassen. Nicht nur unsere Protagonistinnen und Protagonisten mussten also Geduld bei der Partnersuche mitbringen – auch wir lernten schmerzlich: Ein Film über das Thema Dating erfordert einen langen Atem.

Und das galt nicht nur für die Recherche. Auch auf Dreh merkten wir immer wieder: Wer authentische Momente einfangen will, braucht Geduld und Offenheit. Nur so entsteht Raum für Unvorhergesehenes. Bei manchen Dates zogen wir uns bewusst mit der Kamera zurück, um unseren Singles Zeit zu geben, sich ungestört kennenzulernen. So wie bei unserer Protagonistin Julika, die wir zu einem Speeddating begleiteten, aber nicht jedes ihrer Gespräche mitfilmten. So verpassten wir zwar ihr vielversprechendstes Date, aber wir waren live dabei, als sie den Mann am nächsten Tag per SMS nach einem zweiten Treffen fragte. Seine Antwort folgte prompt – und das Lächeln, das dabei über Julikas Gesicht huschte, erzählt mehr als tausend

Seit mehr als 30 Jahren ist „37°“ fester Bestandteil des ZDF-Programms. Mehr als 1100 Dokumentationen wurden seit dem Start am 1. November 1994 ausgestrahlt. Die Reportagereihe am Dienstagabend hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Marke entwickelt, die auf unterschiedlichen Wegen ausgespielt wird. 2009 startete das non-lineare Angebot auf Facebook. Seit 2019 ist „37°“ auf Instagram aktiv, seit 2023 bei YouTube und TikTok. Im März 2022 startete das Reportageformat „37°Leben“. Ziel ist es, möglichst unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Mittlerweile erreichen die Publikationen im non-linearen-Bereich der Social Media-Kanäle genauso viele Sendeminuten wie im TV – auf beiden Ausspielwegen jeweils rund 2000 Minuten pro Jahr.

„37°“ und „37°Leben“ unterscheiden sich in der Machart und den Zielgruppen, die erreicht werden sollen. „37°Leben“ ist eine reine O-Ton-Reportage ohne Sprechertext. Hintergrundinformationen werden durch Texte eingeblendet, auch Fachleute kommen bei Bedarf zu Wort. Die Reihe richtet sich gezielt an 25- bis 34-Jährige.

„37°“ will eine breitere Zuschauerschaft ansprechen, hat meist einen Sprechertext und begleitet die Protagonisten und Protagonistinnen über einen längeren Zeitraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: ZDF, Fotocredit: ZDF/Laura Neuhäuser

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