Herr Pflaume, Herr Knossalla, wieso funktionieren Sie als Duo so gut, dass nach einigen gemeinsamen YouTube-Videos nun die ARD angebissen hat?

Kai Pfaume: Im Grunde ist Jens für mich der Sohn, den ich nie haben wollte… (lacht)

Jens Knossalla: …und bei mir ist es andersrum mit dem Vater, den ich nie wollte. (lacht) Nein, im Ernst: Wir kennen uns jetzt seit fünf Jahren, und Kai ist seither zu meinem engsten freundschaftlichen Berater geworden. Ich habe ihm einen guten Teil meiner Karriere zu verdanken. „Let’s Dance“ hätte ich ohne Kais Zureden möglicherweise abgesagt. Er war da, als ich das Casting für „Täglich frisch geröstet“ hatte, und hat sich als Probegast hingesetzt. Wann immer ich Fragen habe, kann ich mich vertrauensvoll an ihn wenden.

Pflaume: Das Tolle an Jens ist, dass er ein absolutes Entertainment-Gen hat, eine sehr natürliche Art, Menschen zu unterhalten. Ich glaube, er selbst ist sich dessen oft nicht bewusst. Er fragt dann immer ganz unschuldig: Was habe ich da gerade gemacht? Ein solches Talent gibt es nicht so oft in unserer Branche. Wie er auf Menschen zugeht, wie schnell er aber auch Menschen für sich gewinnen kann, habe ich ja nun auf unseren Reisen umfangreich erlebt. Vor allem ist er auch jemand, der nie Witze auf Kosten anderer macht und wunderbar über sich selbst lachen kann.

Pflaume: Wir haben meist einen komplett unterschiedlichen Blick auf Sachen und treffen uns vielfach in der Mitte, auch von unserer Entwicklung her: Ich komme ja aus dem klassischen Fernsehen, seit über 30 Jahren, und habe mich immer mehr auch der Social-Media-Welt angenähert. Bei Jens ist es genau umgekehrt: Du hättest ja nichts dagegen, noch präsenter im klassischen Fernsehen zu sein, oder?

Knossalla: Ich liebe die große Fernsehshow! Das ist einfach ein ganz besonderes Gefühl für mich. Als du angerufen und mir dieses Format angeboten hast, war das wie ein Ritterschlag.

Pflaume: Als wir Mitte November aus Indien zurückkamen, sprachen wir darüber, dass ja bald die Veröffentlichung ansteht. Da fragte Jens mich ganz aufgeregt: Bin ich jetzt auch ein ARD-Gesicht? Und ich sagte: Ja, mit allen Rechten und Pflichten, die das mit sich bringt (lacht)

Es gibt für mich Formate, die klassischerweise ins Fernsehen gehören, und die würde ich dann nicht auf YouTube machen.

Da haben Sie langjährige Erfahrung. Was sind denn die wichtigsten Rechte und Pflichten?

Pflaume: Das Wunderbare an der ARD ist, dass das System eine unglaubliche Kraft hat, wenn man es vollumfänglich in all seinen Möglichkeiten nutzt. Wenn man das lineare Fernsehen, die Mediathek, vor allem aber auch die Radios miteinander kombiniert, dann entsteht ein ziemlich hohes Grundrauschen, sprich: ganz viel Publikum, dem man ein attraktives Programmangebot machen kann.

Kai und Knossi auf Hochzeitsreise© ARD/Julian Bogner„Mischung aus Vertrauen und Abenteuerlust“: Kai Pflaume und Jens Knossalla haben Hochzeitsrituale miterlebt

Trotz des Loblieds auf die ARD hätten Sie die „Hochzeitsreise“ auch als YouTube-Format machen können. Finanzierungspartner aus der Touristik oder dem Schmuckhandel wären bestimmt gern dabei gewesen.

Pflaume: Es gibt für mich Formate, die klassischerweise ins Fernsehen gehören, und die würde ich dann nicht auf YouTube machen. Ich glaube, dass wir mit „Die Braut, ihr Mann, ihre Eltern & Wir“ in der Kombination von ARD-Mediathek und linearem Fernsehen viel mehr Publikum erreichen werden. Und da wir immer wieder in Gesprächen zu Formaten waren, die neu und unerwartet sind, hat sich diese Idee geradezu angeboten.

Für die Knossi-Follower auf Twitch und TikTok könnte es eine gewisse Hürde sein, die ARD zu finden.

Knossalla: Das glaube ich nicht. Im Endeffekt machen Kai und ich doch etwas, das man überall ausstrahlen könnte. Nur hat man in der ARD eben viel mehr Leute, die einschalten und nicht extra einen Einschaltimpuls brauchen, um dann hoffentlich zu merken, dass ich ein ähnlich netter Typ bin wie der Herr Pflaume. Es hat auch automatisch so einen seriösen Hintergrund, finde ich. Das zu versponsern, kann ich mir nicht vorstellen, weil es die Stimmung kaputt machen würde.

Pflaume: Wir wollen doch nicht, dass wir kurz vor dem großen Moment unterbrechen müssen: Diese Trauung wird Ihnen präsentiert von XY. Und dann halten wir noch rasch eine Handyhülle in die Kamera. (lacht)

Hochzeiten als Thema sind für Sie, Herr Pflaume, quasi „on brand“. Gab es weitere Überlegungen, als Sie die Idee entwickelt haben?

Pflaume: Daran habe ich eigentlich gar nicht gedacht. Ich war vor zwei Jahren mit meiner Familie in Südkorea und Japan. Dort sind wir viel mit Traditionen und Ritualen in Berührung gekommen und haben zufällig auch aus einiger Entfernung eine Hochzeit in Japan gesehen. Das war irgendwie faszinierend, weil es ganz anders aussah als bei uns und eine ganz andere Stimmung ausstrahlte. Ich habe dann direkt mal gegoogelt, was es eigentlich so an Traditionen und Ritualen rund um das Thema Hochzeit gibt und fand es sehr überraschend, auf wie viele verschiedene Ergebnisse ich dabei gekommen bin. Nach der Reise stand die grobe Formatidee: Wie wird in verschiedenen Teilen der Welt geheiratet? Eigentlich verrückt, dass es aktuell zum Thema Hochzeit im deutschen Fernsehen sonst nichts gibt. Das war ja mal ein wirklich großes, präsentes Thema in der TV-Unterhaltung.

Dass ihr immer schon über eine zweite Staffel sprechen müsst, bevor die erste überhaupt gelaufen ist. Das gibt’s in meiner Welt nicht.
Jens „Knossi“ Knossalla

Wie geht man denn praktisch vor, wenn man sich bei wildfremden Menschen auf anderen Erdteilen mit der Kamera zur Hochzeit einladen will?

Pflaume: Es braucht erstmal diese unglaubliche Bereitschaft der Menschen, sich auf sowas einzulassen – eine Mischung aus Vertrauen und Abenteuerlust. Mit vier der fünf Paare hatten wir vorab einen kurzen Videocall, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber vor Ort lief vieles sehr spontan, weil wir erstmal schauen mussten, wie wir uns einbringen, welche Aufgaben wir übernehmen konnten.

Knossalla: Alles ist authentisch, es gibt keine gestellten Szenerien. Die Kamera war einfach mit dabei, aber so im Hintergrund, dass ich nach dem Schnitt einige Momente wiedererkannt habe, von denen mir gar nicht bewusst war, dass wir sie gefilmt hatten.

Pflaume: Wir waren mit drei Kameraleuten unterwegs – das sind die Jungs, mit denen ich auch meine YouTube-Videos drehe. Kein extra Licht, kein extra Ton.

Knossalla: Beerdigungen machen wir jedenfalls nicht! (lacht) Aber dass ihr immer schon über eine zweite Staffel sprechen müsst, bevor die erste überhaupt gelaufen ist. Das gibt’s in meiner Welt nicht.

Pflaume: Ich glaube, wir können uns in dieser Konstellation noch so einiges vorstellen. Das muss ja auch nicht unbedingt mit weiten Reisen verbunden sein, sondern kann vor der eigenen Haustür liegen. Aber jetzt brauche ich erstmal einen kleinen Break…

Knossalla: Von mir?

Pflaume: Das hast du gesagt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: DWDL/ARD/Torsten Zarges, Fotocredit: ARD/Julian Bogner

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