Drei Frauen, drei Generationen. Ein Hof im malerischen Alten Land ist der Schauplatz der unkonventionellen Erzählung über das Deutschland unserer Mütter und Großmütter über wurzellose Menschen und über Reiz und Widersinn der Sehnsucht nach dem Landleben. Nach dem Bestseller von Dörte Hansen zeigt das ZDF am Sonntag, 15., sowie Montag, 16. November 2020, jeweils 20.15 Uhr, den Zweiteiler „Altes Land“. In der ZDFmediathek sind beide Filme bereits ab Samstag, 14. November 2020, zu sehen.

Die junge Vera (Maria Ehrich) hat Courage und vertreibt Hinnis (Marius Ahrendt) gewalttätigen Vater aus dem Haus von Karl Eckhoff (Milan Peschel).

Der Zweiteiler spielt, wie auch der Roman, auf mehreren Zeitebenen. Die Hauptrolle der Vera wird von Iris Berben, Maria Ehrich und Emilia Kowalski verkörpert. Mit Nina Kunzendorf, Milan Peschel, Peter Kurth, Svenja Liesau, Matthias Matschke, Karoline Eichhorn und Jacob Matschenz sind auch die weiteren Rollen prominent besetzt. Regie führte Sherry Hormann nach ihrem eigenen Drehbuch.

Vera (Iris Berben) hilft dem schon sehr gebrechlichen Stiefvater Karl Eckhoff (Milan Peschel) ins Haus.

Vera ist eigenwillig und pflegt nur zu ihrem direkten Nachbarn Hinni (Peter Kurth) so etwas wie Umgang. Ihre Heimat ist der Hof, wo sie als Kriegsflüchtling mit ihrer Mutter (Birte Schnöink) strandete und den sie nie wieder verlassen hat. Nach dem Motto „My home is my castle“ verteidigt sie nicht nur Hof und Land, sondern auch ihre Eigenheiten und ihren Widerwillen gegenüber Veränderungen. Vera ist mehr als skeptisch, als Anne (Svenja Liesau), die Tochter von Veras Halbschwester Marlene (Nina Kunzendorf), mit ihrem vierjährigen Sohn Leon auf dem Hof aufkreuzt. Vera reagiert zunächst schroff. Dann aber erkennt sie Annes Nöte, nirgendwo dazuzugehören, nicht angekommen zu sein, ein Zuhause zu suchen und Wurzeln schlagen zu wollen. Diese beiden Frauen verbindet viel mehr, als sie ahnen.

Fragen an Iris Berben

Über die Figur der Vera

Es ist die Geschichte einer Frau, die in den Nachkriegswirren mit ihrer Mutter ins Alte Land flüchtet und hier ihr ganzes Leben bleibt. Ein Film über Zugehörigkeit, über Fremdsein und Fremdbleiben. Es hat also viel mit heute zu tun. Anders als die Mutter, die sich in ihr altes, gewohntes Leben zurücksehnt, wächst Vera an der Zeit, an den Menschen. Das macht es zu einer Rolle, die viel Tiefgang hat. Sie hat keine Angst, da sie bereits so viel Ängste in ihrem Leben und so viel über Verlust erfahren hat. Sie ist aber keine die trauert und in sich zurückgezogen ist. Sie strahlt Kraft aus, ist unkonventionell, ärgert auch noch im hohen Alter ihren Nachbarn Hinni, indem sie über seinen frisch geharkten Vorgarten reitet. Solche Frauenfiguren mag ich.

Über die Dreharbeiten in Altersmaske

Das ist für mich nicht wirklich neu, aber immer wieder spannend. Ich habe bereits einige Filme in Altersmaske gemacht, z.B. „Die Buddenbrooks“, Cosima Wagner, Bertha Krupp, und bin in manchen Rollen meinem Alter voraus. Das ist eine großartige Erfahrung, und die Arbeit der Künstler, der Maskenbildner, ist herausragend und beeindruckend. Du musst für die Figur einen Gang, eine Sprache und Tonlage finden. Aber das ist der Beruf, und je mehr Herausforderungen umso besser. Ich freue mich, wenn ich angestrengt werde und mich anstrengen muss.

Über die Zusammenarbeit mit Sherry Hormann

Sherry Hormann ist eine besondere Regisseurin, die einen guten und tiefen Blick hat, gerade in ruhigen Momenten. Sie schafft es zu zeigen, wie gut Vera alleine sein kann, ohne einsam zu sein. Die unerfüllte Sehnsucht und Liebe zu Hinni, gespielt von Peter Kurth, das sind schöne Momente, die sich nur über Blicke und eine große Ruhe auszeichnen. Um beim Zuschauer genau das herstellen zu können, braucht es ein präzises Gespür, damit er in den Augen die Sehnsucht, Hoffnung oder auch die Resignation spüren kann. Das sind in diesem Buch und speziell in diesem Film besonders viele und wichtige Momente.

Über die Verfilmung eines Bestsellers

Ich hoffe, dass die Zuschauer sehen, dass wir versucht haben, diesem großartigen Buch, das so viele Leser gefunden hat, einen adäquaten Film entgegenzusetzen. Die Verfilmung eines erfolgreichen Romans ist immer schwer. Jeder Leser entwickelt eine eigene Vorstellung beim Lesen, und die zu erfüllen, ist extrem schwierig. Es ist die große Herausforderung bei der Verfilmung eines Romans. Ich würde mir wünschen, dass es viele Menschen schaffen, das Buch und auch den Film zu lieben.

Über die Beziehung zum Hof

Für mich ist der Hof wie eine weitere Person. Er hat den gleichen Stellenwert wie die Menschen hier. Dieser Hof „ist“ Vera. Sie hat ihn zu ihrem gemacht, nicht, weil sie ihn sich erschlichen hat, sondern weil sie ihn lebt. Es geht aber gar nicht um Besitz, es geht vielmehr darum, wo ein Mensch hingehört. Menschen, denen immer wieder signalisiert wird: „Du gehörst nicht dazu“, resignieren oft. Der Hof ist das, was ihr bleibt, nachdem die Mutter sie verlässt, ihr Kind verrät. Er wird für sie zu einer Lebensaufgabe und ist wie ein Schutzschild. Karl und das Haus sind Schutzschild, Heimat und Sicherheit für Vera.

Über die Beziehung zu Anne

Junge Menschen mit eigenem Kopf sind anstrengend. Anne hat bei Vera aber schon gewonnen, weil sie so ist, wie sie ist. Es gefällt Vera, wie Anne ihr Leben in die Hand nimmt. Svenja Liesau spielt das mit großer Kraft und Hingabe. Anne erinnert Vera auch an ihre eigene Kindheit, die Flucht und das Fremdsein. Wie ein Stück ihrer eigenen Geschichte, ihrer eigenen Biografie. Sie sieht in dieser unkonventionellen, kraftvollen jungen Frau ein Stück ihrer selbst. Durch die Beziehung zu Anne und deren Kind blüht sie nochmal auf.

Über die Beziehung zu Hinni

Vera und Hinni sind zwei Menschen, die immer aneinander vorbeireden, obwohl sie füreinander geschaffen wären. Sie verpassen immer den richtigen Moment, wenn einer schaut, schaut der andere gerade weg. Zwei Sturköpfe. Vera weiß um die vertane Chance. Es macht sie aber nicht klein, und Sehnsucht kann auch ein antreibender Motor im Leben sein. Manchmal hält uns unerfüllte Sehnsucht am Leben. So unterschiedlich wie die beiden auch sind, so gut hätten sie auch zusammengepasst. So bleibt dieses unsichtbare Band der Sehnsucht und einer Liebe, die auf tiefem Vertrauen zueinander basiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: ZDF, Fotocredit: ZDF/Mathias Bothor

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