Andrea Sawatzki, 61, spielt in zahlreichen TV-Serien und Filmen mit. Sie moderiert sie zudem den Podcast „Siege der Medizin“, in dem sie phantastische medizinische Errungenschaften präsentiert. Im Interview spricht sie darüber, wie eine Podcast-Produktion für sie abläuft, welche medizinischen Entdeckungen sie besonders beeindrucken und in welchem Bereich sie sich mehr Forschung und Entwicklung wünschen würde.
Frau Sawatzki, in Ihrem Beruf als Schauspielerin müssen Sie viel sprechen, Ihre Stimme muss also immer fit sein. Wie bekommen Sie das hin?
Andrea Sawatzki: In der Schauspielschule hatten wir Phonetikunterricht. Wir haben dort Atemtechniken erlernt, die helfen sollen, die Stimme auch in lautstarken Situationen auf der Bühne zu schonen. Ich war eine schlechte Schülerin, die Übungen langweilten mich und ich habe sie nie angewendet. Wenn ich viel drehe oder Theater spiele, vertraue ich darauf, dass meine Stimme auch ohne zusätzliche Hilfsmittel durchhält. Ich glaube, wenn die Emotion stimmt, funktioniert die Stimmqualität von ganz allein.
Sie sprechen auch Hörbücher ein und moderieren Podcasts – unter anderem „Siege der Medizin“ von der Apotheken Umschau. Wie bereiten Sie sich auf diese Aufnahmen vor? Lesen Sie die Skripte vorab?
Sawatzki: Vor der Aufnahme übe ich nicht, übrigens auch nicht, wenn ich Hörbücher einlese. Ich versuche immer, frisch an die Texte zu gehen. Ich lasse mich einfach von den spannenden Inhalten der Geschichten mitreißen, da bleibt die Stimme von ganz allein klar.
Wie muss man sich so eine Podcast-Produktion vorstellen?
Sawatzki: Ich sitze mit Kopfhörern vor einem Mikro in einem kleinen Raum. Vorn ist ein großes Fenster, durch das ich Regie und Tontechniker sehen kann. Ich höre eventuelle Kritik über meine Kopfhörer, zum Beispiel, wenn es um bestimmte Aussprachen geht oder darum, langsamer zu sprechen. „Daumen hoch“ ist immer ein gutes Zeichen. Ich bin aber auch sehr kritisch mit mir, ich korrigiere mich meistens selbst, bevor die Regie zum Einsatz kommt. Ich hasse falsche Töne.
Sie erzählen in unserem Podcast über die größten Errungenschaften der Medizingeschichte. Gibt es eine Folge, die Sie besonders berührt hat?
Sawatzki: Ich finde das tatsächlich alles so unfassbar spannend! Ich hatte mich vorher eigentlich nie groß mit dem Thema Medizin auseinandergesetzt und freue mich jetzt auf jede neue Folge. Egal ob es um Marie Curie, Hildegard von Bingen, Robert Koch oder Ferdinand Sauerbruch geht oder etwa um die fehlende Gleichstellung der damaligen Wissenschaftlerinnen. Es ist eine große Spielwiese, und ich und meine Zuhörer sind mittendrin.
Das klingt, als würden Sie so richtig eintauchen in die Medizingeschichte!
Sawatzki: Ja! Es macht großen Spaß, das, was mich selbst überrascht oder aufwühlt, meinem Publikum weiterzugeben. Wenn ich vor meinem Mikrofon sitze, fühlt es sich ein bisschen an wie ein „Inner Circle“. Ich freue mich darüber, gemeinsam mit meinen Zuhörern Neues zu entdecken, mich mit ihnen auf eine Zeitreise zu begeben. Denn die Geschichten gehen manchmal weit über 1000 Jahre zurück.
Ein ganz schön weites Feld …
Sawatzki: Absolut. Der berühmte „Medicus“ findet in unserem Podcast genauso seinen Platz wie die zweifelhafte Tuskegee-Studie aus dem 20. Jahrhundert, wo an der mittellosen, meist schwarzen Bevölkerung Alabamas Tests für Syphilis-Studien durchgeführt wurden – ohne die Menschen über die fatalen Nebenwirkungen bis hin zum Tod zu informieren. Beendet wurde das Vorgehen erst nach 40 Jahren, in den Siebzigern. Absolut skandalös und hochgradig kriminell! Es sind erschütternde, aufregende und auch tröstliche Geschichten. Auf jeden Fall alle atemberaubend spannend.
Inwiefern hat sich Ihr Blick auf die heutige Medizin verändert, seitdem Sie den Podcast moderieren?
Sawatzki: Durch den Podcast sehe ich die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte in einem anderen Licht. Es ist beeindruckend, was die Menschen im medizinischen Bereich bis heute geschaffen haben. In den Industriestaaten befindet sich die Medizin mittlerweile auf höchstem Niveau und vieles ist geradezu selbstverständlich geworden.
Ganz im Gegensatz zu früher …
Sawatzki: Richtig. Es ist kaum auszudenken, wie kranke Menschen früher gelitten haben, wie schnell etwa bei schlimmen Verletzungen zum Skalpell gegriffen wurde, um Beine und Arme abzutrennen und damit dem Wundbrand zuvorzukommen. Operationen ohne Narkose, unzählige Todesfälle aufgrund von mangelnder Hygiene oder fehlende Impfstoffe – das alles ist für uns heute unvorstellbar.
Für welche medizinische Entdeckung sind Sie besonders dankbar?
Sawatzki: Auf jeden Fall für die medizinischen Geräte, die wir heutzutage besitzen, zum Beispiel den Röntgenapparat. Aber auch für Impfstoffe und Hygienemaßnahmen bei Operationen. Da gibt es vieles, für das ich sehr dankbar bin.
Und in welchen Bereichen würden Sie sich zukünftig noch mehr Forschung und Entwicklung wünschen?
Sawatzki: Ich hoffe, dass es zukünftig noch mehr Medikamente gegen Krebs oder Alzheimer gibt. Und ich würde mir mehr Zuschüsse bei der Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Erbkrankheiten wünschen. Es gibt so viele Menschen, die bei der medizinischen Versorgung durchs Raster fallen, weil sie eine so seltene Erkrankung haben, dass sich die Erforschung eines geeigneten Medikaments aus Sicht der Pharmakonzerne nicht lohnt. Gleichzeitig gibt es zu viele unsinnige, brutale Tierversuche, die nicht mehr notwendig wären. Da müsste unbedingt mal ein Veto erfolgen.
Was tun Sie selbst für sich, um gesund zu bleiben?
Sawatzki: Ich lebe größtenteils vegan, verzichte außerdem auf Brot und trinke viel Wasser. So oft ich kann, gehe ich mit den Hunden raus an die frische Luft oder in den Garten. Und freue mich über schöne Projekte und darüber, viel Zeit mit Freunden und meiner Familie zu verbringen.
Sie sind sehr vielseitig – Schauspielerin, Autorin, Sprecherin, Familienmensch. Kommt da nicht manchmal Stress auf?
Sawatzki: Wenn ich gestresst bin, werde ich ungeduldig, das bekommt aber eigentlich nur mein Mann ab. (lacht) Er ist da aber mittlerweile dran gewöhnt.
Welche Projekte haben Sie in nächster Zeit geplant?
Sawatzki: Ich habe gerade einige Filmprojekte abgedreht, die bald zu sehen sind. Außerdem erscheint mein nächster Roman Ende April. Er heißt „Biarritz“ und ist die Fortsetzung meines letzten Buchs „Brunnenstraße“, das an meine Kindheit mit meinem demenzkranken Vater angelehnt ist. In der Fortsetzung erzähle ich von der Mutter und der Tochter, weil nach der „Brunnenstraße“ so viele Leser danach gefragt haben, wie es nach dem Tod des Vaters weiterging mit der Familie.
Text – und Bildquelle: Apotheken Umschau, Fotocredit: W&B/Jens Koch