Bürokratie erschwert den Anbau von Medizinalhanf

Länder wie Kanada, Uruguay und viele US-amerikanischen Bundesstaaten öffneten sich schon vor Jahren. Hier in Deutschland bleibt der Anbau schwierig und ist mit hohen bürokratischen Hürden belegt. Ganz langsam dringt ins Bewusstsein der Entscheider, das Cannabis weitaus mehr ist als nur das verfemte THC (Tetrahydrocannabinol). Doch wer Cannabis in Eigeninitiative anbauen möchte, kommt schnell in Konflikt mit dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

 

Anbau in Deutschland

So darf Hanf als Nutzpflanze nur von geprüften Landwirten angebaut werden. Nutzhanf wird in der Textil- und Nahrungsmittelindustrie verarbeitet und der Anbau unterliegt strikten Auflagen. Es dürfen nur Sorten verarbeitet werden, die eine Lizenz der EU (Europäische Union) vorweisen können. Einige wenige Sondergenehmigungen werden erteilt, um Hanf zu wissenschaftlichen Zwecken anzubauen. Jeder Einzelfall muss allerdings vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) geprüft werden.

Eine letzte Initiative zum legalen Anbau von medizinischem Cannabis ging von derselben Institution aus. So dürfen seit 2017 Cannabisprodukte unter gewissen Umständen auf Rezept verschrieben werden. Dadurch erhöhte sich die Nachfrage dermaßen, dass der Bedarf durch teure Importe nicht mehr gedeckt werden konnte. Deshalb vergab das BfArM 2018 durch Verlosung drei Lizenzen zum Anbau unter staatlicher Aufsicht. Deren erste Ernte wurde schon mehrfach verschoben. In diesem Frühjahr soll es nun endlich so weit sein.

Keimfreie Aufzucht erwünscht

Eigentlich ist Cannabis eine genügsame Pflanze. Im Freilandanbau oder im normalen Gewächshaus lässt sich die Aufzucht unkompliziert und einfach bewerkstelligen. Zwar bedrohen Krankheiten wie die Knospenfäule oder der Mehltau die Pflanzen, aber wer den Schimmel frühzeitig entdecken kann und entsprechende Gegenmaßnahmen einleitet, rechnet in der Regel mit einer hervorragenden Ernte. Pilze, Schimmel und Sporen bevorzugen ein dunkles, feuchtes und warmes Ambiente. Ein geeignetes Belüftungssystem in Verbindung mit einer ausreichenden Beleuchtung ist daher schon die halbe Miete, um gegen diese Schädlinge vorzugehen.

Die Deutschen setzen wie so oft auf teure Hochtechnologie. Der Hanf, welcher zu medizinischen Zwecken angebaut werden darf, wächst in Neumünster und bei Dresden heran. Je Sorte wurden 150 Setzlinge aus Kanada eingeflogen, die in drei Arten parallel angebaut werden. Die Betreiber pflanzen die Stecklinge in Steinwolle-Quader und klonen sie via Mikrovermehrung. Nach jeder Ernte sterilisieren sie die gesamte Umgebung, bevor die nächste Charge gepflanzt wird. Nach 10 Tagen Anzucht werden die Stecklinge in Mineralwolle-Blöcke umgesetzt. Muttererde sehen die Pflanzen während ihres gesamten Lebenszyklus nicht. Die wenigen Werktätigen arbeiten in Schutzanzügen, die einer Pandemie würdig sind. Zudem müssen sie sich vor Betreten einer 20-sekündigen Luftdusche unterziehen. Durch Maßnahmen wie eine stetige Umgebungstemperatur von 20-25° Celsius, täglich 12 Stunden Pflanzenlicht und einer dem Firmengeheimnis unterliegenden Nährlösung kann laut Angaben des Herstellers allerdings dann mit 4 Ernten jährlich gerechnet werden.

 

Cannabisanbau in Deutschland – gesichert wie Fort Knox

Das Firmengelände, auf dem der Medizinalhanf angebaut wird, muss aufgrund des Hanfverbots extreme Sicherheitsbedingungen erfüllen. Das Gebäude liegt inmitten eines Gewerbegebietes und ist zudem mit zwei Sicherheitsschleusen ausgestattet. Hunderte von Überwachungskameras und Körperschallmessgeräte in Verbindung mit schusssicherem Glas muten an, als ob man sich in einem hochgesicherten Tresorraum einer Bank befindet. Zusätzlich sichern bis zu 24 cm dicke Stahlbetonwände das Gelände.

Trotz der intensiven Bemühungen der Produzenten ist der Anbau von Medizinalhanf in Deutschland bisher noch keine Erfolgsgeschichte. Die erste Ernte war für 2019 vorgesehen. Schon bei der Ausschreibung traten erste Ungereimtheiten auf, die den Start des Projekts um ein ganzes Jahr verzögerten. Weil Fristen vom BfArM zu kurzfristig bemessen waren, wurden die Vergaben auf richterlichen Beschluss hin für ungültig erklärt. Die Ausschreibung musste wiederholt werden. Jetzt macht den Produzenten die Corona-Pandemie zu schaffen. Die im letzten Herbst geplante Ernte wird nun im Frühjahr 2021 erwartet. Es bleibt zu hoffen, dass dem Vorhaben ein wirtschaftlicher Erfolg beschieden ist, damit der legale Anbau von Medizinalhanf in Deutschland fortschreiten kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: News Factory, Archivbild/Pixabay

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