Als Nina Grosse, die Iris Berben seit der „Protokollantin“ sehr gut kennt, mit der wunderbar verrückten Geschichte einer herrlich neurotischen alternden Diva, die schon bessere Zeiten gesehen hat, zu uns kam, dachten wir: das passt. Die Geschichte um Simone Mankus, die spät in ihrem ehemals erfolgreichen Leben noch mal Spannung, Erotik und ein Comeback erlebt, schafft es tatsächlich, Iris Berben noch einmal neue Facetten ihres Könnens abzuverlangen. Entstanden ist ein lustvolles Spiel mit den Parallelen zwischen der Schauspielerin Iris Berben und der Figur Simone Mankus.

Nicht tot zu kriegen“ ist also ein großer Spaß, eine freche Hommage und dabei eben nur ein scheinbarer Blick durchs Schlüsselloch. Zugleich ist dieser keinem Genre so recht zuzuordnende Film eine melancholische Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. Wie Iris Berben und Murathan Muslu in diesen wehmütigen Momenten genau den richtigen Ton treffen zwischen Ironie, Sehnsucht und Wärme, das ist herrlich anzusehen und immer wieder überraschend. Und: Singen kann sie auch noch! Tatsächlich zeigt Iris Berben, ohne falschen Anspruch, mit zarter Zurückhaltung und doch kraftvoll, dass sie auch als Sängerin eine gute Figur macht!

Dank also an Ideengeberin, Autorin und Regisseurin Nina Grosse für die Entdeckung dieser Romanvorlage! Und an Iris Berben, die einmal mehr ohne Scheu, völlig angstfrei Grenzen überschreitet und die wunderbarsten Momente schafft!

Inhalt:

Simone Mankus (Iris Berben) ist eine Frau in den besten Jahren, die in ihrem Leben nur wenig ausgelassen hat. Die ehemalige Showbiz-Diva ist ein Kind der späten 60er und 70er Jahre, ausgestattet mit Humor, einer sinnlichen Lebenslust, aber auch der Wehmut einer ganzen Generation, die schon wildere Zeiten erlebt hat. Ausgerechnet jetzt, wo sie ihr großes Comeback plant, wird sie von einem hartnäckigen Stalker bedroht. Simone engagiert eine Sicherheitsfirma. Ihren persönlichen Schutz übernimmt der wortkarge Ex-Polizist Robert Fallner (Murathan Muslu). Vor einem Jahr hat der ehemalige Kriminalhauptkommissar während eines Einsatzes den 18-jährigen Dealer Marouf (Mohamed Issa) erschossen. Seitdem bricht sein Leben auseinander, beruflich wie privat. Nach seiner Suspendierung nimmt Fallner das Angebot seines Bruders, Hans Fallner (Johannes Zeiler), an und arbeitet nun als Personenschützer in dessen Security-Firma. Sein erster Fall: den Stalker von Simone Mankus dingfest zu machen.

Auch wenn Fallner diesen Fall im Grunde albern findet und seine Freundin, die Polizistin Jaqueline (Julischka Eichel), ihm genau das vorwirft, muss er sich mit dem Leben von Frau Mankus auseinandersetzen. Er vermutet in Simones Vergangenheit einen Hinweis auf die Identität des Stalkers, doch die zeigt sich wenig kooperativ. Die Schauspielerin ist launisch, trinkt und kann sich an wenig in ihrem Leben erinnern, vor allem nicht an ihre unzähligen Männer, die aber alle der gesuchte Stalker sein könnten. Neben Simones Sohn Jonas (Barnaby Metschurat), der gleichzeitig ihr Agent ist und dem sie nie erzählt hat, wer sein Vater ist, gehört auch Jimmy (Philipp Hochmair), Simones letzter, sehr viel jüngerer und gewalttätiger Liebhaber zu den Verdächtigen. Und dann gibt es natürlich noch all die Fans und enttäuschten Liebhaber, an die sich Simone trotz Fallners hartnäckigen Nachfragen partout nicht erinnern kann oder will. So sehr Fallner sich an der schillernden Diva die Zähne ausbeißt, so ganz kann auch er sich Simones Charme nicht entziehen.

Fallner versucht, dem Stalker eine Falle zu stellen. Doch der Plan geht schief und der Stalker entkommt. Sowohl Jonas als auch Fallners Bruder machen ihm schwere Vorhaltungen. Die meisten Vorwürfe macht sich Fallner allerdings selbst. Taugt er noch etwas? Hat ihn der Todesschuss auf Marouf mehr mitgenommen, als er zugeben will? Während Simones bevorstehendes Konzert immer näher rückt, wird auch die Bedrohung durch den Stalker immer akuter. Doch Simone weigert sich, ihren Auftritt abzusagen. Und so müssen die Diva und ihr Bodyguard wohl oder übel einen Weg finden, sich gegenseitig zu vertrauen. Zwei, die nicht tot zu kriegen sind…

Iris Berben wird 70!

Die erste Reaktion: Das kann doch gar nicht wahr sein! Die zweite Reaktion: Das ZDF sollte ihr unbedingt, aber auch angemessen gratulieren! Aber was heißt angemessen? Natürlich mit einem tollen Film, mit einer wahnsinnigen Rolle, einer Rolle, wie sie sie noch nie gespielt hat. Aber was kann das sein, bei einer Schauspielerin wie ihr, mit der Vita, diesem unglaublich breit gefächerten Rollenprofil. Hat sie nicht schon alles, aber wirklich auch alles gespielt? Von saukomisch bis albern, von herzzerreißend bis erschütternd, dramatisch sowieso und cool erst recht.

Und wie sehr hat sie das Programm des ZDF geprägt! Nicht nur durch ihre legendäre und prägende Rosa Roth (1994 – 2013). Da war und ist noch so vieles mehr, gerade zuletzt die fünfteilige Serie „Die Protokollantin“ (2018), die überaus erfolgreichen Mehrteiler „Der Wagner Clan“ (2014), „Krupp – Eine deutsche Familie“ (2009) und „Die Patriarchin“ (2005) oder ihre vielfältige und wunderbare Zusammenarbeit mit Matti Geschonneck in „Das Zeugenhaus“ (2014), „Liebesjahre“ (2011) oder „Duell in der Nacht“ (2008).

Und noch ein kleiner Ausblick: In diesem Herbst kommt ein weiterer besonderer und wichtiger Film mit Iris Berben ins ZDF: „Das Unwort“. Eine zeitgenössische Drama-Komödie über den wieder aufflammenden Antisemitismus. Wir gratulieren von Herzen und voller Respekt und Dankbarkeit für all ihr Schaffen und Wirken.

 

„Nicht tot zu kriegen“, mit Iris Berben und Murathan Muslu am 10. August im ZDF

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: ZDF, Fotocredit: Alexander Fischerkoesen

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