Ein Unfall, eine Vergiftung, eine Bissverletzung, die Magen-Darm-Infektion, Atemnot oder ein Hitzschlag beim Vierbeiner: Hier erfahren Sie, wie sich Halterinnen und Halter von Katzen und Hunden in den unterschiedlichsten Notfällen verhalten sollten:
- Unfälle: Als Erstes sollte man das Tier aus der Gefahrenzone bringen, bei einem Autounfall also weg von der Straße. Dabei unbedingt auf Selbstschutz achten – Menschenleben geht vor Tierleben. Steht das Tier unter Schock und hat starke Schmerzen, müssen seine Retterinnen und Retter damit rechnen, von ihm gebissen zu werden, wenn sie es anfassen. Beispielsweise kann eine um die Hand gewickelte Decke vor Kratzern und Bissen schützen. Starke Blutungen beim Tier unbedingt mit einem Druckverband erstversorgen (Taschentuch, Kompresse). Dann schnellstmöglich – nach telefonischer Ankündigung – in die Tierklinik.
- Vergiftungen: Am häufigsten vergiften sich Hunde und Katzen an Ratten- oder Mäusegift, es kann aber auch vorkommen, dass ein Hund aus Fresslust eine ganze Medikamentenpackung vertilgt. Bei Durchfall oder Erbrechen sollte man dem Tier zunächst etwas zu trinken anbieten, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Auch Krämpfe und innere Blutungen können auftreten. Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, am besten unverzüglich die tierärztliche Praxis oder die Tierklinik aufsuchen. Hat das Tier einen Anfall, warten, bis er vorbei ist. Dauert der Anfall länger, sollte der Transport unter dem Krampf erfolgen. Dabei das Tier vor Verletzungen durch Gegenstände schützen. Sofern bekannt, sollten Tierhalterinnen oder Tierhalter der Klinik mitteilen, welche Substanz ihr Liebling aufgenommen hat.
- Magen-Darm-Infektionen: Durch Fütterungsfehler, Viren oder Parasiten können Magen-Darm-Infektionen ausgelöst werden. Schwere Formen äußern sich durch massive, blutwässrige Durchfälle, auch Erbrechen kann hinzukommen. Was tun? Dem Tier zu trinken geben. Falls es Wasser aus dem Napf verweigert, kann man es per Spritze einflößen. Da Herz-Kreislauf-Probleme auftreten können, ist eine tierärztliche Versorgung zwingend notwendig. Bei Welpen mit Durchfall dauert es oft nur wenige Stunden, bis ihr Zustand lebensbedrohlich wird.
- Bissverletzungen und Wunden: Bisswunden können oberflächlich und harmlos, aber auch lebensbedrohlich sein. Oft sieht man auf der Hautoberfläche nur einen kleinen Einbiss, das Gewebe darunter kann aber großflächiger zerstört sein. Wichtig: Bei einer Beißerei zwischen Tieren niemals dazwischengehen. Den verletzen Vierbeiner beruhigen und in eine ruhige Umgebung bringen. Dann das Fell um die Bisswunde abscheren (Handschuhe anziehen, dem Tier einen Maulkorb anlegen!), die Wunde desinfizieren oder mit kaltem Wasser abspülen. Blutet die Wunde stark, sollte ein Druckverband gemacht werden – und dann ab in die tierärztliche Praxis oder Tierklinik.
- Lahmheit: Knicken Tiere mit der Pfote ein, ist eine Verletzung der Sehnen, Bänder oder Gelenke sehr wahrscheinlich, eventuell ist auch ein Knochen gebrochen. Zunächst beruhigend auf den Vierbeiner einwirken, dann die betroffenen Gliedmaßen schonen und kühlen. Kann das Haustier das verletzte Bein nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht belasten, sollte man tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Bei offensichtlich schweren Verletzungen, zum Beispiel wenn ein Gelenk verdreht aussieht, müssen Hund und Katze sofort tierärztlich versorgt werden. Auf keinen Fall selbst behandeln und an den Selbstschutz denken, dem verletzten Tier für den Transport einen Maulkorb anlegen.
- Hitzschlag: Ein Notfall, der im Sommer droht und vor allem Hunde betrifft (weshalb sie niemals im geparkten Auto zurückgelassen werden sollten). Bei einem Hitzschlag hecheln die Tiere massiv, speicheln stark, haben rote Schleimhäute und können Krampfanfälle entwickeln. Wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme: kühlen. Das Tier in den Schatten bringen und ihm Trinkwasser anbieten. Dann mit Wasser aus dem Hahn – nicht eiskalt! – eimerweise übergießen. Je schneller die Körpertemperatur gesenkt wird, desto besser sind die Überlebenschancen.
- Atemnot: Nicht immer leicht zu erkennen, sie kann mit einer schnellen beziehungsweise stark beschleunigten Atmung einhergehen. Beim Hund ist es aber auch möglich, dass er eher langsam atmet und Schnarchlaute äußert. Bei der Katze zeigt sich Atemnot oft in Maulatmung, sprich: Das Maul steht beim Atmen offen, die Zunge hängt heraus. Unverzüglich die tierärztliche Praxis aufsuchen. Auf dem Weg dorthin den Liebling beruhigen, denn Stress verschlimmert den Zustand. Die Sauerstoffaufnahme ist in Brust-Bauch-Lage am besten. Legen sich Hund oder Katze aus freien Stücken auf die Seite, sollte man sie jedoch in dieser Position belassen.
- Herzstillstand: Absoluter Albtraum für jede Haustierbesitzerin und jeden Haustierbesitzer: Der Vierbeiner kippt plötzlich um und liegt bewegungslos da, ist nicht mehr ansprechbar, atmet nicht mehr. Sofort mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Nase Beatmung beginnen. Eine zweite Person darum bitten, zu helfen und den Transport in die Tierklinik zu organisieren. In größeren Städten kann man die Tierrettung alarmieren, die das Tier erstversorgt und in die Klinik bringt.
Übrigens: Arzneimittel für Tiere sind in Apotheken erhältlich. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ( www.bmel.de) dürfen Tierhalterinnen und Tierhalter apothekenpflichtige Tierarzneimittel nur von einer öffentlichen Apotheke oder aus der Hausapotheke der behandelnden Tierärztin oder des behandelnden Tierarztes beziehen.
Quelle: Apotheken Umschau, Fotocredit: KNJ/Marcel Uckermann (Hundemodel Heidi)