Fragen an Matthias Habel, Meteorologe und Pressesprecher von WetterOnline

1. Wie stark ist Dorian?

Matthias Habel: „Hurrikan Dorian wird derzeit als Hurrikan der Kategorie 2 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h beobachtet. In Böen werden bereits über 200 km/h erreicht. In den kommenden Tagen wird sich der Sturm verstärken und könnte dabei die Kategorie 4 erreichen. Dies würde Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h bedeuten. Am Sonntag zieht der Wirbelsturm über den Nordwesten der Bahamas. Voraussichtlich in der Nacht zum Dienstag wird er dann mit voller Wucht als sogenannter „Major Hurricane“ die Ostküste Floridas treffen und enorme Schäden anrichten.

2. „Rast“ Hurrikan Dorian tatsächlich auf Florida zu?

Matthias Habel: „Nein! Das Gegenteil ist der Fall. Hurrikan Dorian verlagert sich derzeit nur mit etwa 20 km/h nach Nordwesten. Hurrikane wie Dorian sind gerade auch deshalb so gefährlich, weil sie sich nur sehr langsam verlagern. Aus diesem Grund haben sie sehr viel Zeit, ihre volle Stärke aufzubauen. Gleichzeitig werden sie dadurch auch so gefährlich, weil sie Orte in ihrer Zugbahn sehr lange mit hohen Windgeschwindigkeiten und enormen Regenmengen heimsuchen. Man muss also unbedingt zwischen der extrem langsamen Verlagerung und den extrem hohen Windgeschwindigkeiten im Hurrikan selbst unterscheiden.“

3. Wann und wo ist Dorian entstanden?

Matthias Habel: „Amerikanische Meteorologen beobachten die Entwicklung von Dorian bereits seit dem 23. August, als über dem Westatlantik eine Zone tiefen Luftdrucks entdeckt wurde. Diese Zone verlagerte sich nach Westen und verstärkte sich südöstlich von Barbados zu einem Tropischen Tief, aus dem sich in nur wenigen Stunden ein tropischer Sturm entwickelte. Er zog über einige Antillen-Inseln hinweg und brachte dort starken Regen und heftige Windböen.

4. Warum ist Dorian so gefährlich?

Matthias Habel: „Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird das Festland besonders durch heftige und lang andauernde Regenfälle bedroht. Neben Sturm und Regen wird die Küstenregion auch durch eine schwere Sturmflut bedroht, da der Hurrikan einen mehrere Meter hohen „Wasserberg“ vor sich herschiebt und zusätzlich sehr hohe Wellen die Küste treffen werden.“

5. Wie kommen Hurrikane zu ihren Namen?

Matthias Habel: „Die World Meteorological Organization legt die Namen fest. Es gibt sechs Listen mit je 21 Namen. Pro Jahr kommt eine Liste zum Einsatz, sodass sich die Benennung der Stürme nach sechs Jahren wiederholt. Verursacht ein Hurrikan besonders schwere Schäden, so wird dessen Name aus der Liste gestrichen und durch einen neuen ersetzt. Gibt es in einem Jahr mehr als 21 Stürme, so werden alle folgenden nach dem griechischen Alphabet mit Alpha, Beta, Gamma usw. benannt.“

6. Wie entsteht ein Hurrikan?

Matthias Habel: „Hurrikane entstehen über tropischen Meeren bei Wassertemperaturen von mindestens 26,5 Grad. Das Wasser verdunstet und kondensiert zu riesigen Gewitterwolken. Dabei werden große Mengen an Energie freigesetzt. Die Luft kann sich dadurch weiter aufheizen und steigt noch weiter auf, es entsteht eine Zone tiefen Drucks über dem Meer. Um den Luftdruck auszugleichen, strömt bodennah weitere feuchte und somit energiereiche Luft in das Zentrum des Sturms, der sich daher immer weiter verstärken kann. Die Corioliskraft schließlich versetzt die zuströmenden Luftmassen in Rotation, so dass ein großflächiger Wirbel entsteht.“

7. Wann treten die meisten Hurrikane auf?

Matthias Habel: „97 Prozent aller tropischen Stürme über dem Nordatlantik treten von Juni bis November auf. Diese Monate umfassen somit die nordatlantische Hurrikan-Saison. Anfangs ist Sturm-Aktivität nur sehr schwach. Sie nimmt im August dann deutlich zu und erreicht ihren Höhepunkt Anfang bis Mitte September. Dann treten im Durchschnitt bis zu 4 tropische Stürme auf, von denen statistisch gesehen zwei die Stärke eines Hurrikans erreichen.“

8. Treten Hurrikane durch den Klimawandel häufiger auf?

Matthias Habel: „Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Seit dem Beginn der systematischen Beobachtung von Hurrikanen folgen auf Jahre mit vielen Stürmen solche mit nur wenigen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Meeresoberflächentemperatur um mehrere Zehntelgrad erhöht. Diese Erhöhung der Wassertemperatur begünstigt theoretisch die Bildung von Hurrikanen. Statistisch überblicken wir jedoch nur einen sehr kurzen Zeitraum von etwa 50 Jahren, da es zuvor keinerlei Beobachtungen über die Sturm-Aktivität über den Ozeanen gab. Dieser Zeitraum ist viel zu kurz, um einen Trend zu erkennen. Zumal noch weitere Faktoren bei der Bildung von Hurrikanen beteiligt sind.“

 

Wer die Zugbahn von Hurrikanen und Taifunen verfolgen möchte, kann dazu das WetterRadar von WetterOnline auf www.wetteronline.de sowie in der WetterOnline App nutzen.

 

 

 

 

 

 

Quelle: Wetter.online.de, Archivbilder

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