• Ein Drittel der 52 untersuchten Kerzenanbieter schweigt über den Einsatz von Palmöl
  • Lebensmittelhandel zeigt positive Tendenzen; Dekoanbieter, Möbelhäuser und Großmärkte lassen Verbraucherinnen und Verbraucher häufig im Dunkeln
  • Verzicht auf Palmöl ist nicht automatisch nachhaltig: Zertifiziert nachhaltiges Palmöl und maßvoller Konsum sind wichtig als Anreiz für nachhaltige Entwicklung und Waldschutz
  • DUH fordert europaweite Kennzeichnungspflicht für nachwachsende Rohstoffe wie Palmöl auf Kerzen und anderen Non-Food-Produkten wie Kosmetika

Eine Kerze ohne Regenwaldzerstörung zu erkennen, ist für deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher nach wie vor sehr schwer. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite Kerzencheck der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Viele Kerzen enthalten Palmöl, für dessen Anbau immer noch Regenwälder gerodet werden. Der Verlust von Regenwäldern stellt die zweitgrößte Ursache der Klimakrise dar und bedroht zahlreiche Tierarten wie den Orang-Utan in Indonesien. Der Bericht zeigt, dass jedoch ein Drittel der 52 befragten Hersteller und Händler darüber schweigt, ob in ihren Kerzen Palmöl enthalten ist oder ob verwendetes Palmöl aus nachhaltig zertifiziertem Anbau bezogen wird. 20 der 52 befragten Unternehmen geben nun an, dass das von ihnen in Kerzen verwendete Palmöl ausschließlich aus nachhaltig zertifiziertem Anbau stammt. Das sind 5 mehr als im Vorjahr.

Einfach auf Palmöl zu verzichten, ist dabei keine Lösung für Klima, Umwelt und Menschen: Nur als nachhaltig zertifiziertes Palmöl kann Rodungen wertvoller Wälder für neue Plantagen ausschließen. Palmöl mit europäischen Pflanzenölen, fossilem Paraffin oder Sojaöl zu ersetzen, macht Kerzen nicht automatisch umweltfreundlicher. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen durch eine verpflichtende Deklaration direkt auf dem Produkt erkennen können, wo Palmöl enthalten ist und welche Zertifizierung für mehr Nachhaltigkeit sorgt.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: Unser Kerzencheck zeigt, dass zahlreiche Unternehmen freiwillig nicht bereit sind, auf zertifiziertes Palmöl umzusteigen und dies zu kennzeichnen. Wir fordern deshalb eine Kennzeichnungspflicht für nachwachsende Rohstoffe wie Pflanzenöle auf Kerzen und anderen Non-Food Produkten, wie Waschmitteln und Kosmetik. Dafür muss sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene einsetzen. Die geplante EU-Verordnung gegen importierte Entwaldung sollte künftig außerdem auch palmölbasierte Stoffe einschließen, die chemisch verarbeitet wurden. Diese sogenannten Derivate finden sich in zahlreichen Lebensmitteln und Non-Food-Produkten wie Kerzen, Kosmetik, Wasch-, Pflege- und Reinigungsprodukten und werden derzeit noch nicht berücksichtigt.“

Im DUH-Kerzencheck schneidet der Lebensmitteleinzelhandel positiv ab: Enthalten Kerzen der Eigenmarken Palmöl, stammt dies zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau. Während letztes Jahr kaum ein Unternehmen nachhaltiges Palmöl auf dem Produktetikett angegeben hat, drucken die Supermarktketten Norma, Lidl, Aldi Süd und Aldi Nord seit dieser Saison das RSPO-Label – die Zertifizierung der Initiative „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“ – auf ihre Kerzen. Zudem kündigte Lidl an, im Laufe des kommenden Jahres auch die übrigen Rohstoffe mit genauer Ursprungsangabe zu kennzeichnen.

Negativ sticht hingegen ein Großteil der untersuchten Möbelhäuser, Großhändler und Dekoanbieter wie Höffner, Roller, Nanu Nana, Woolworth und Depot heraus. Die Unternehmen bleiben intransparent und veröffentlichen weder, ob Palmöl eingesetzt wird noch ob das verwendete Palmöl aus nachhaltigem, entwaldungsfreiem Anbau stammt. Kerzengigant Ikea bleibt zwar wie in 2020 bei 100 Prozent nachhaltigem Palmöl, plant aber für 2022 noch nicht, dieses endlich entsprechend zu kennzeichnen. Lediglich Dekoanbieter Butlers geht explizit auf die Nachhaltigkeit des in seinen Duftkerzen enthaltenen Ersatzrohstoffes – Sojawachs – ein, der künftig biozertifiziert sein soll. Auch Baumärkte haben weiter Nachholbedarf bei der Transparenz ihrer verwendeten Kerzenrohstoffe. Zumindest Hornbach fordert inzwischen zu 100 Prozent zertifiziertes Palmöl von seinen Kerzenproduzenten. Bauhaus kennzeichnet außerdem Kerzen künftig mit dem eigenen Logo „palmölfrei“, jedoch ohne die Nachhaltigkeit der stattdessen verwendeten Rohstoffe zu thematisieren.

Dazu Karoline Kickler, Palmöl-Expertin der DUH: „Die Kennzeichnung „palmölfrei“ ist kein Garant für ein nachhaltiges Produkt – oft wird dann auf erdölbasiertes Paraffin zurückgegriffen. Wichtig ist, dass Palmöl aus umwelt- und sozialverträglichem Anbau stammt und mäßig konsumiert wird. Außerdem muss die EU als weltweit zweitwichtigster Palmölimporteur neben Indien und China zum Klimaschutzpartner der Tropenländer werden und Anreize und Investitionen in den Tropenwaldschutz verstärken. Eine EU-Gesetzgebung zu schaffen, die es Finanzinstituten verbietet, waldschädigende Investitionen im Ausland zu tätigen, fordern wir als weitere ergänzende Maßnahme. Unternehmen, die seit Jahrzehnten vom billigen Rohstoff Palmöl profitieren, dürfen jedoch nicht abwarten oder sich gar zurückziehen. Sie müssen in den kleinbäuerlichen und ökofairen Mischanbau und in Regenwaldschutzgebiete investieren. Wir freuen uns deshalb, dass die Kerzenfabrik Gebrüder Müller mit ihren fast 18.000 Tonnen verarbeitetem Palmöl angibt, ab 2022 verstärkt Kleinbauern zu berücksichtigen und Schutzgebiete finanziell zu fördern.“

Hintergrund:

Bei ihrem Kerzencheck prüft die DUH, ob Unternehmen Palmöl in Kerzen aus zertifiziert nachhaltigem Anbau beziehen und wie sie dies auf ihren Produkten kenntlich machen. Etwa 7 Prozent des in Deutschland verwendeten Palmöls wurden 2019 in Kerzen verarbeitet. Aber nur 40 Prozent des Palmöls in Kerzen stammen von zertifiziert nachhaltigen, entwaldungsfreien Plantagen. Paraffin – der dominierende Kerzenrohstoff – ist aus Sicht des Klimaschutzes katastrophal, da es aus der Erdölverarbeitung stammt. Deshalb muss fossiles Paraffin langfristig durch eine umweltfreundliche Alternative ersetzt werden.

Für den Kerzencheck wurden die Unternehmen um eine Stellungnahme mithilfe eines Fragebogens gebeten und stichprobenartig öffentlich verfügbare Daten gesichtet. Die DUH-Bewertung wurde den Unternehmen per Mail mit der Möglichkeit zur Überprüfung und Ergänzung zugeschickt.

Links:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle:  Deutsche Umwelthilfe e.V, Archivbild/Pexel

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