Der Komiker Max Giermann imitiert sie alle: von Klaus Kinski bis Andrea Nahles. Wie er das schafft – und warum er auf die Rolle des Donald Trump gar nicht mehr so scharf ist.
Es begann nach dem Abitur mit einer Ausbildung zum Clown: Inzwischen imitiert Komiker Max Giermann, 49, sie alle: von Klaus Kinski bis Andrea Nahles. Im Interview spricht er über Mittel gegen Rückenschmerzen, die harte Arbeit an seinen Rollen und warum er nicht mehr so scharf darauf ist, US-Präsident Donald Trump zu parodieren.
Ich habe gehört, bei Ihnen zwickt’s im Rücken?
Max Giermann: Oh ja, das ist gerade so eine kleine Schwachstelle. Ich gehöre wohl zur Generation Nackenschmerzen! Und mein Job als Komiker ist auch alles andere als rückenfreundlich.
Warum? Ein Schreibtisch-Job ist das ja nun nicht gerade.
Giermann: Nun, ich sitze mehr, als man meinen könnte. Beim Drehen etwa hat man dauernd Wartezeiten und sitzt rum. Vor etwa einem Jahr ist mir der Schmerz ziemlich fies in den unteren Rücken gefahren. Es fühlte sich ein bisschen so an wie ein Bandscheibenvorfall, war aber zum Glück keiner. Aber ich plage mich da jetzt schon echt lange damit herum.
Und was tun Sie gegen die Problemstelle Rücken?
Giermann: Na ja. Zu wenig. So Muskelaufbau und Dehnen, das Übliche. Ich muss das jetzt konsequenter verfolgen.
Das heißt vermutlich mehr Bewegung. Gibt es einen Sport, den Sie so richtig gern machen?
Giermann: Früher habe ich gerne Street- oder Basketball gespielt. Doch mit den schnellen Stopps, das ist jetzt auch nicht wirklich gut für Gelenke und Rücken. Das wäre aber das Einzige, was mir Spaß macht. Was ja wirklich super sein soll, ist Schwimmen. Aber da habe ich so gar keine Lust drauf.
Geht mir ähnlich.
Giermann: Irgendwie habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen.
Die Apotheken Umschau ist das papiergewordene schlechte Gewissen.
Giermann: Man muss es erst mal schaffen, am Ball zu bleiben und regelmäßig zu trainieren. Ich habe Familie. Dann bin ich auch noch viel unterwegs. Yoga will ich unbedingt mal ausprobieren, da kann ich online Kurse besuchen. Ich merke, Yoga tut bestimmt nicht nur meinem Rücken gut, sondern auch meinem Kopf. Und ist allemal besser als Schwimmen.
Sie haben unzählige Promis parodiert: Andrea Nahles, Donald Trump, Dieter Nuhr … Wie schaffen Sie es, andere so treffsicher zu imitieren?
Giermann: Ich bin ein Schauspieler, der in eine Rolle eintaucht. Wenn ich mir eine neue Figur aneigne, schaue ich mir Interviews an und beobachte alles sehr genau. Manche Parodien sind harte Arbeit, andere flutschen sofort. Das Wichtigste ist die Stimme. Ich spreche immer wieder Original-Sätze nach, bis bei Tonlage, Aussprache, Melodik alles passt. Das ist sehr viel Fleißarbeit. Der Rest – Mimik und Gestik, der ganze Habitus – das schreibt sich dann von ganz alleine auf meine innere Festplatte. Manche Figuren, wie zum Beispiel Donald Trump, habe ich sehr schnell getroffen. Trump ist eine so schrille Figur, da hat man für eine Parodie viel Material. Bei jemandem wie Dieter Nuhr musste ich länger suchen, bis ich den richtigen Ton getroffen habe.
Die reale Person „Donald Trump“ ist ja schon so wahnsinnig und irre, das kann man kaum noch mit humoristischen Mitteln überspitzen.
Donald Trump können Sie jetzt ja wieder häufiger parodieren …
Giermann: Das habe ich damals für die Satire-Sendung „extra 3“ gemacht. Jetzt bin ich gar nicht mehr so scharf darauf. Die reale Person „Donald Trump“ ist ja schon so wahnsinnig und irre, das kann man kaum noch mit humoristischen Mitteln überspitzen.
Wann merken Sie, ob eine Parodie funktioniert?
Giermann: Eigentlich erst kurz vor der Aufzeichnung im Studio, wenn ich eine neue Rolle das erste Mal vor dem Team im Kostüm probe. Das ist das erste Mal, dass ich eine Figur vor anderen spiele. Für mich ist das immer sehr aufregend. Parodien sind sehr messbare Kategorien. Jeder kann beurteilen, ob sie gut getroffen sind. Lacht das Publikum, weiß ich, dass die Arbeit sich gelohnt hat.
Wie muss ich mir das vorstellen, wenn Sie daheim üben, Klaus Kinski zu sein?
Giermann: Die ersten Versuche sind immer eher peinlich. Das Gefühl, belauscht zu werden, kann ich da nicht gebrauchen. Ich muss mich da austoben können. Als ich Klaus Kinski geprobt habe, haben meine Frau und ich in Köln gelebt, ich habe daheim gearbeitet. Ein Nachbar hat dann meine Frau angesprochen, weil ich ständig „Du dumme Sau“ gebrüllt habe.
Diese Anarchie, die man mit Humor ausleben kann, das macht so viel Spaß.
Wann haben Sie gemerkt, dass Comedy „Ihr Ding“ ist?
Giermann: Ich habe nach dem Abi mit dem Clown Georgo Peugot zusammengearbeitet und wurde von ihm ausgebildet. Das hat mich sehr geprägt. Diese Anarchie, die man mit Humor ausleben kann, das macht so viel Spaß. Ich habe gemerkt, dass da ein Talent ist und habe ich Blut geleckt.
Was lernt man in einer Clownschule?
Giermann: Ein Clown muss in meinen Augen vor allem lustig sein. Er macht Comedy, nur eben nicht über Sprache, sondern über Körperlichkeit und Mimik. Das Wichtigste ist das man ein Gespür für gutes Timing mitbringt. Und das ist etwas, das kann man, genau wie den Sinn für Humor, nicht lernen. Das muss da sein.
Was haben denn Ihre Eltern zu Ihren Berufsplänen gesagt?
Giermann: Ich ging nach der Clownausbildung auf die Schauspielschule. Das fanden meine Eltern, die beide als Kunsterzieher gearbeitet haben, toll. Erst als ich meinen Theater-Job gekündigt habe, um vermehrt als Clown aufzutreten, haben sie sich schon Sorgen gemacht. Aber dann kam das Fernsehen und mit der Sendung „Switch reloaded“ und es war klar: Ich kann Comedy zu meinem Beruf machen.
Wie ist das, wenn Sie auf eine Party eingeladen sind: Sind Sie die Spaßkanone, die einen Witz nach dem anderen reißt?
Giermann: Sie ahnen die Antwort wahrscheinlich schon. Leider nein. Das bin ich so gar nicht. Ich bin eher ein zurückhaltender Mensch, ich stehe nicht so gern in der ersten Reihe. So viel Aufmerksamkeit zu bekommen, das ist der Teil am Prominentsein, den ich oft als anstrengend empfinde und der mich immer ein bisschen Überwindung kostet.
Zur Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich „LOL: Last One Laughing“ angesehen. Das Konzept der Serie: sechs Komiker und Komikerinnen für sechs Stunden in einem Raum einsperren. Wer es schafft, nicht zu lachen, gewinnt. Sie haben die zweite Staffel gewonnen. Wie ist es Ihnen gelungen, nicht zu lachen?
Giermann: Ich hatte mich im Vorfeld total darauf fokussiert, wie ich die anderen zum Lachen bringen kann. Ich hätte ein ganzes Bühnenprogramm mit den Gags füllen können, die ich dabeihatte. Nur hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, wie schwer es sein würde, selbst nicht zu lachen. Das schlauchte total und kostete extrem viel Konzentration. Ich habe mich dann mit so einer Art schrägen Gesichtsakrobatik durch die Show gehangelt.
Bald startet Ihr neuestes Projekt, die ARD-Serie „Ghosts“. Worum geht es da?
Giermann: Ich spiele Claudius, einen Legionär aus dem Römischen Reich und Schlossgespenst. Gemeinsam mit meinen Geisterkollegen und -kolleginnen spuke ich durch ein Schloss und ärgere die Erbin, die das Schloss in ein Hotel verwandeln will. Wir Geister sind eine schräge Truppe, jeder sieht genauso aus wie im Moment seines Todes.
Haben Sie vielleicht selbst eine Verbindung zum Übernatürlichen?
Giermann: Eigentlich bin ich da pragmatisch veranlagt. Aber ich habe in Köln mal in einem ehemaligen Kloster gewohnt und es wurde gerade renoviert. Da meinte ich ganz klar, den Geist einer Nonne durch den Raum wandeln zu sehen. Aber ich habe das gar nicht weiter hinterfragt, das war eher so „Ah, ein Geist, das ist ja interessant“.
Text – und Bildquelle: Apotheken Umschau/Katja Töpfer, Fotocredit: Wort & Bild Verlag/Dave-Bedrosian_Geisler-Fotopress