Am 1. Oktober 2024, auf den Tag genau 600 Jahre nach der Ausweisung der jüdischen Bevölkerung aus Köln, lädt das MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln zu einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Geschichte ist Gegenwart. Wie antisemitische Narrative unsere Gesellschaft bis heute prägen.“ ein. Die Veranstaltung findet um 19 Uhr im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud statt.
Die jüdische Gemeinde im mittelalterlichen Köln
Über 400 Jahre hinweg lebte die mittelalterliche jüdische Gemeinde im Zentrum der Stadt Köln – bis zu ihrer Ausweisung im Jahr 1424. Die Kahal Kolonia war eine der ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden nördlich der Alpen. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Kölner Rathausplatz dokumentieren das Alltagsleben der Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels.
Mechanismen der Ausgrenzung von 1424 bis heute
Zum 1. Oktober des Jahres 1424 musste die jüdische Bevölkerung von Köln die Stadt „auf ewige Zeiten“ verlassen. Ein wenig bekanntes Ereignis der Kölner Stadtgeschichte. Der Stadtrat rechtfertigte seinen Beschluss in einem Schreiben an den deutschen König u.a. mit Verweis auf Brunnenvergiftungen, das Auftreten rätselhafter Krankheiten und insbesondere den wucherischen Geldverleih – antijüdische Sprachbilder, denen wir auch heute immer noch begegnen. Die Podiumsdiskussion nimmt die Ausweisung zum Anlass, das historische Ereignis mit aktuellen gesellschaftlichen Debatten zu verknüpfen.
Impulsvortrag und Diskussion
Nach einem einleitenden Impulsvortrag zur historischen Einordnung der Vertreibung der Kölner Jüdinnen und Juden von Dr. Christiane Twiehaus (MiQua, Leitung der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur) widmet sich das Gespräch auf dem Podium der Frage, wie antisemitische Narrative unsere Gesellschaft bis heute prägen. Was zeigt uns der Blick in die Geschichte? Wo liegen die Wurzeln antijüdischer Codes und Sprachbilder?
Hierbei kommen der Historiker Dr. Sebastian Voigt (Institut für Zeitgeschichte München), Autor des jüngst erschienen Buches „Der Judenhass: Eine Geschichte ohne Ende?“, die Aktivistin und Publizistin Hanna Esther Veiler (Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands), von der EBD ausgezeichnete Frau Europas 2024, sowie Ronja Schonscheck (Wiss. Referentin WerteInitiative – jüdisch-deutsche Positionen e. V.), Co-Verantwortliche der Online-Plattform „OY VEY – Plattform gegen Verschwörungsmythen“, zum Austausch zusammen. Moderiert wird die Veranstaltung von Anke Bruns.
Im Anschluss an das Gespräch besteht die Gelegenheit zu einem Austausch im Foyer des Wallraf-Richartz-Museums.
Die Podiumsdiskussion findet statt im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud, Obenmarspforten 40, 50667 Köln.
Der Eintritt ist frei. Anmeldungen werden erbeten unter: miqua@lvr.de.
Quelle: MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, Fotocredit: Wallraf-Richartz-Museum