Kurz vor dem 40. Jahrestag seines ersten Wimbledon-Siegs zieht Boris Becker im Exklusiv-Interview eine Lebensbilanz. Becker sagt, er bedauere es, seine Karriere nicht bereits mit Mitte zwanzig beendet zu haben: „Ich war fertig mit dem Tennis, ich hatte jedes Grand-Slam-Turnier gewonnen bis auf Paris. Was sollte da noch kommen? Ich war leer, ich hatte keine Ziele mehr. Alles war nur noch eine Wiederholung. Es ödete mich an.“
Über die Euphorie, die er in Deutschland mit seinem Wimbledon-Sieg 1985 entfachte, sagt Becker: „Das ganze Land hat mich umarmt. Das war sicherlich nett gemeint, aber man hat mich fast erdrückt und mir die Luft zum Atmen genommen. Ich war immer ein freiheitsliebender Mensch, und plötzlich war diese Freiheit weg.“
Becker, 57, spricht im stern-Interview auch über sein neues Leben, das er mit seiner dritten Ehefrau Lilian de Carvalho Monteiro führt: „Ich habe mir wieder etwas aufgebaut, eine kleine Burg, und da kommt erst mal niemand drauf. Meine Frau Lilian ist die Burgherrin. Sie hat den Schlüssel. Sie entscheidet, wer reinkommt.“
De Carvalho Monteiro, 35, die am Interview mit dem stern teilnahm, äußert sich erstmals öffentlich über ihre Beziehung zum dreimaligen Wimbledon-Sieger. „Das Wichtigste ist für mich, unser Leben zu schützen“, sagt de Carvalho Monteiro. Auf ihren Mann aufzupassen, sei ihre „natürliche Aufgabe als seine Partnerin und Ehefrau“.
Becker sagt, während seiner Zeit im Gefängnis in London, wo er ab April 2022 eine Haftstrafe wegen Insolvenzvergehen hatte verbüßen müssen, sei Lilian de Carvalho Monteiro seine einzige Bezugsperson gewesen. „Sonst war da keiner mehr. Meine Kinder waren noch zu jung, mein Vater tot, meine Mutter etwas zu alt. Kein Tiriac mehr. Niemand. Nur Lilian. Zum Glück hatten wir einige Jahre vorher miteinander, um ein Urvertrauen zueinander aufzubauen.“ Becker bezeichnet Beziehung zu Lilian de Carvalho Monteiro als „vielleicht die erste Partnerschaft auf Augenhöhe.“
Quelle: Stern, Fotocredit: Boris Becker/Instagram (Screenshot)