Die beiden ehemaligen Schwergewichts-Weltmeister Vitali, 51, und Wladimir Klitschko, 46, warnen den Westen in einem exklusiven stern-Interview davor, bei der Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen die russische Invasion nachzulassen. Zur in deutschen und französischen Regierungskreisen verbreiteten Sorge vor einer Eskalation zwischen Russland und der Nato sagt Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew: „Das ist die Sicht von Feiglingen.“ Nur dank der westlichen Militärhilfe habe sein Land der russischen Aggression bisher Stand halten können: „Ohne diese Hilfe würde die Ukraine nicht mehr existieren.“ Er fordert „eine gemeinsame Verteidigung in einem Bündnis wie der Nato.“

Die Bundesrepublik ruft Wladimir Klitschko, der jüngere der beiden Brüder, angesichts des russischen Angriffskriegs zu mehr internationalem Engagement auf. „Deutschland muss wieder lernen, Farbe zu bekennen, es muss selbstbewusst zeigen, für welche Werte es steht. So wie 2006, als die Deutschen bei der Fußballweltmeisterschaft zum ersten Mal stolz zu ihrer Nation gestanden sind.“ Seine Forderung nach einem Visum-Stop der Schengen-Staaten für russische Staatsbürger bekräftigt er.

Im Gespräch mit dem stern im Kiewer Rathaus nennen die Brüder auch den persönlichen Preis, den der Krieg ihnen abverlangt. Vitali Klitschko, der kurz zuvor die Trennung von seiner Ehefrau bekannt gegeben hatte, sagt: „Man sieht seine Familie nicht oft. Man investiert das Wichtigste, das man hat, seine Lebenszeit. Ich investiere 24 Stunden am Tag in meine Stadt, an sieben Tagen der Woche. Es ist schwierig, aber ich genieße es.“

Zur Bilanz des ukrainischen Präsidenten Selenskyj sagt Vitali Klitschko: „Was er gut gemacht hat, war, dass er die Hauptstadt (Anm. d. Red: zu Beginn des Krieges) nicht verlassen hat. Von daher Respekt, einerseits. Was er jetzt für einen Job macht? Das kann man erst später beurteilen.“ Ein wichtiger Unterschied zwischen der ukrainischen und der russischen Gesellschaft sei, dass die Ukrainer Führer ablehnten. „In der Ukraine kann man die Gesellschaft nicht dazu bringen, Willkür zu akzeptieren“, so Vitali Klitschko. „Die russische Mentalität braucht immer einen, der führt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: : Gruner+Jahr, STERN, Fotocredit: KNJ/Martina Uckermann

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