Engagierte Bastler übergeben Holzflugzeug für die Höhenkammer am Universitätsklinikum Bonn

Um herzkranken Kindern ein weitestgehend normales Leben, also auch die Teilnahme an herzkreislaufbelastenden Aktivitäten wie Sportveranstaltungen oder Reisen zu ermöglichen, führt die Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) derzeit eine Studie zur Höhenverträglichkeit durch. Im Rahmen der Studie wird getestet, wie gut Kinder mit nur einer Herzkammer (sogenannte Fontanpatienten) die Belastungen einer Flugreise vertragen. Um Kindern und Eltern den Aufenthalt in der zwölf Quadratmeter kleinen Höhenkammer unterhaltsamer zu gestalten, hat der Vater eines kleinen Patienten zusammen mit fünf anderen engagierten Autobastlern ein Holzflugzeug inklusive Cockpit mit einem Tablet-PC als Spielkonsole gebaut und samt einer großzügigen Geldspende dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) heute übergeben.

„Wir freuen uns sehr, dass wir den nächsten kleinen und großen Studienteilnehmern zusätzlich zu einer fundierten Einschätzung ihrer Belastbarkeit auch noch ein richtiges Unterhaltungsprogramm bieten können“, bedankte sich Prof. Johannes Breuer, Direktor der Abteilung Kinderkardiologie am UKB, für den „Flugsimulator“. Auch die Spende von 700 Euro werde der Studie zugutekommen, sagte der Kinderherz-Experte. Bei der Übergabe des silbernen Himmelsstürmers erzählte Denis Marasciulo, im wahren Leben Automobilkaufmann, Autotuner und Vater eines kleinen Herzpatienten, wie es überhaupt zu der Idee kam: „Um unseren dreijährigen Sohn auf die dreistündige Untersuchung vorzubereiten, haben wir ihm immer wieder erzählt, was Piloten alles üben müssen, bevor sie ein Flugzeug lenken dürfen und gesagt, dass wir so etwas Ähnliches mit ihm machen. Als er dann entdeckt hat, dass die Höhenkammer auch nur ein Raum ist, wo neben den Untersuchungen vorgelesen und gespielt wird, war er etwas enttäuscht.“  Und bei Papa war die Motivation da, den nächsten Kindern ein anderes Erlebnis zu bescheren. Daher hat der engagierte Tüftler und Bastler sieben Freunde zusammengetrommelt und an 15 Abenden in knapp 100 Stunden ein kleines Modellflugzeug gebaut. Mithilfe von Spenden haben sie dazu noch ein Tablet mit kindgerechten Apps beschafft, mit denen die kleinen Piloten die Zeit zwischen den Untersuchungen vertreiben können.

Was für Kinder in Zukunft die Nebensache sein soll, hat natürlich einen handfesten wissenschaftlichen Hintergrund: Weil der Sauerstoffgehalt in der Kabine eines Passagierflugzeugs verringert ist (auf 15,2 Prozent statt 21 Prozent), kann diese Reiseform bei Menschen mit nur einer Herzkammer (sogenannte Fontan-Patienten) gesundheitliche Probleme hervorrufen. Daher sollten Kinder mit dieser Diagnose bislang Flugreisen erst nach einer individuellen Untersuchung antreten: Dabei verbringen Kind (und Eltern) drei Stunden in einer Höhenkammer, in der die Luftverhältnisse in einem Flugzeug bis auf Reiseflughöhe (11.000 m Höhe) simuliert und die Sauerstoffsättigung und Herzfunktion des Kindes überwacht werden. Nach der Auswertung der Ergebnisse erhalten die Eltern der Studienteilnehmer eine kostenlose individuelle Beratung. Ziel der Studie ist herauszufinden, ob auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse für alle FontanPatienten auch ohne individuelle Belastungstests konkrete Empfehlungen ausgesprochen werden können. Die bisherigen Daten aus Studien in der Schweiz und am UKB reichen dafür noch nicht aus.

„Bislang haben elf Patienten an der Studie teilgenommen, wir würden uns aber über mehr Teilnehmer freuen“, sagt Dr. Nicole Müller, Kinderkardiologin am UKB und Leiterin der Studie „Fitness to Fly“. Interessierte sollten sich bei Ute Baur unter (0151 17104415 oder ute.baur@ukbonn.de) melden. Nach dem Ende der Studie im Jahr 2021 wird das Flugzeug auch allen Kindern auf der Station der Kinderkardiologie weiter Freude bereiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: Universitätsklinikum Bonn

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