Donnerstag gab der Tierpark Hagenbeck bekannt, dass Eisbärin Victoria bereits im Dezember 2022 ein Baby zur Welt brachte. Aus PETAs Sicht ist die Geburt kein Grund zur Freude. Das Eisbärenkind ist nun gezwungen, sein gesamtes Leben unter artwidrigen Bedingungen in Gefangenschaft zu verbringen, da in Zoos nachgezüchtete Eisbären nicht ausgewildert werden. Zudem weist PETA darauf hin, dass auch im Tierpark Hagenbeck bereits ausgeprägte Verhaltensstörungen dokumentiert wurden.

Der Tierrechtsorganisation liegt eine 5-minütige Videosequenz von August 2022 vor, in der einer der beiden Eisbären eine Laufstereotypie zeigt. PETA fordert den Tierpark Hagenbeck auf, die Zucht einzustellen. Zudem appelliert die Organisation an alle Tierfreunde, sich an einer Online-Petition an das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium zu beteiligen, damit die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft landesweit ausläuft.

„Der Eisbären-Nachwuchs im Tierpark Hagenbeck leistet keinen Beitrag zum Artenschutz – die Babys werden lediglich als neuer Publikumsmagnet missbraucht, um die Kassen weiter klingeln zu lassen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Eisbären leiden immens unter der Gefangenschaft. Die viel zu kleinen Gehege verursachen schwere Verhaltensstörungen bei den intelligenten Tieren – dies steht nun traurigerweise auch dem Eisbärkind in Hamburg bevor.“
Die Tierrechtsorganisation kritisiert den Tierpark Hagenbeck scharf für die Zucht und warnt vor einem Hype rund um die Eisbärbabys, sobald Mutter und Kinder die Geburtshöhle verlassen. Der zu erwartende öffentliche Ansturm belastet die anspruchsvollen Tiere neben den ohnehin mangelhaften Haltungsbedingungen in zoologischen Einrichtungen.

Experten bestätigen: Eisbärhaltung in Gefangenschaft nicht artgerecht möglich

Prof. Dr. Hanno Würbel von der Universität Bern, Verhaltensbiologe Dr. Karsten Brensing sowie dem ehemaligen Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch zufolge können Eisbären in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden: Die Unterschiede zwischen ihrem natürlichen Lebensraum und denen im Zoo sind laut den namhaften Wissenschaftlern zu groß. [1, 2] „Auch vorgeschobene Artenschutzargumente sind reine Augenwischerei, denn in Gefangenschaft geborene Eisbären können nicht ausgewildert werden“, erklärt Würz.

In freier Natur wandern Eisbären jedes Jahr Hunderte bis Tausende Kilometer. Können sie sich nicht artgemäß bewegen, entwickeln sie auffällige Verhaltensstereotypien, erkennbar an sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufen. Nachzuchten in Gefangenschaft gehen außerdem mit einer hohen Jungtiersterblichkeit einher. [3] Auch die häufigen Transfers zu Zuchtzwecken zwischen den Zoos sind ein Stressfaktor für die Tiere. [4] Laut einer 2010 von PETA veröffentlichten Eisbär-Studie und verschiedenen wissenschaftlichen Studien zeigt die große Mehrheit aller Eisbären in Zoos entsprechende Verhaltensstörungen. Die Tierrechtsorganisation hat mehrfach Videomaterial veröffentlicht, das schwere Zwangsstörungen bei den Tieren belegt.

Zahl der Eisbären in Gefangenschaft rückläufig

Laut dem Internationalen Zuchtbuch für Eisbären nimmt die Zahl der in Zoo-Gefangenschaft gehaltenen Eisbären ab. Mit Stand Dezember 2018 wurden dort weltweit insgesamt 17 Tiere weniger als im Jahr zuvor aufgeführt. [5] Auch in Deutschland hat sich die Zahl der Eisbären in Zoos von 34 Eisbären in 13 Zoos im Jahr 2008 zu 28 Eisbären in 10 Zoos im Jahr 2022 verringert; im europäischen Zuchtprogramm gilt derzeit ein weitgehender Zuchtstopp. [6] Die zoologischen Einrichtungen in Berlin (Tierpark), Bremerhaven, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, München, Neumünster, Nürnberg und Rostock halten jedoch weiterhin an der tierquälerischen Zurschaustellung von Eisbären fest. PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: PETA, Archivbild/Pexels/Robert Anthony Carbone

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