Preisverleihung am 30. April an Günter Wallraff und das Projekt „Liefern am Limit“ 

Der Hans-Böckler-Preis der Stadt Köln wird in diesem Jahr erstmalig an zwei Preisträger verliehen. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat entschieden, den Preis dem Journalisten und Autor Günter Wallraff und dem Kölner Projekt „Liefern am Limit“, das durch Sarah Jochmann, Orry Mittenmayer, Keno Böhme sowie David Paulussen vertreten wird, zu verleihen.

Dem Kuratorium gehören neben der Oberbürgermeisterin die vier Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, der Vorstandsvorsitzende der Hans-Böckler-Stiftung, Reiner Hoffmann, der Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung, Michael Guggemos, als Sponsorenvertreter und der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Köln, Dr. Witich Roßmann, an. Fachlich wurde das Kuratorium durch einen Beirat beraten, der mit namhaften Vertretern aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Medien, Industrie und Hochschule besetzt ist.

Günter Wallraff hat unter anderem mit seinen Reportagen aus der Arbeitswelt in vielfältiger Weise Menschen in den Mittelpunkt gestellt, die in der Gesellschaft und vor allem in der Arbeitswelt im Schatten stehen. Er hat bereits in den 60er und 70er Jahren mit seinen Industriereportagen die Arbeitsverhältnisse kritisch unter die Lupe genommen. Weiterhin hat er die Diskriminierung von Ausländern aufgedeckt und Mechanismen der Boulevardpresse offengelegt. In vielen Bereichen lösten seine Reportagen Initiativen zur Verbesserung von Arbeitsverhältnissen aus. Sie förderten darüber hinaus ein vertieftes Nachdenken über Zusammenarbeit und Zusammenleben mit Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Diesem investigativen Journalismus verdankt die Gesellschaft bis heute zahlreiche Reportagen aus den neuen Zweigen der Dienstleistungs- und Niedriglohnökonomie.

Das Kölner Projekt „Liefern am Limit“ thematisiert am Beispiel der Fahrradkuriere von Lieferdiensten die hohe Diskrepanz zwischen modernster digitaler Plattformökonomie und zum Teil prekären Arbeitsverhältnissen. Die vier Initiatoren des Projekts „Liefern am Limit“ haben von Köln aus mit einem hohen persönlichen Engagement die Gründung von ersten Betriebsräten in dieser neuen Branche initiiert und mit kreativer Medien- und Kommunikationsarbeit die öffentliche Aufmerksamkeit auf die neuen arbeits-, tarif- und gesellschaftsrechtlichen Themen der Plattformökonomie gelenkt.

Der Hans-Böckler-Preis der Stadt Köln wird seit 2005 (mit einer Unterbrechung von 2013 bis 2017) alle zwei Jahre zum Gedenken an den Namengeber des Preises verliehen, den ersten Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes und Vater der Montanmitbestimmung, den Kölner Ehrenbürger Hans Böckler (1875 – 1951). Geehrt werden Personen, die sich für den sozialen Zusammenhalt, ein solidarisches Miteinander und für Mitbestimmung und Mitwirkung in Wirtschaft und Gesellschaft verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger waren 2005 der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Walter Riester, 2007 Heinz Soénius, ehemaliges Ratsmitglied und ehemaliger Landesabgeordneter, 2009 Vladimir Špidla, ehemaliger tschechischer Ministerpräsident und EU-Kommissar und 2011 Wanja Lundby-Wedin, ehemalige Präsidentin des Europäischen Gewerkschaftsbundes und Vorsitzende der „Landsorganisationen i Sverige“ (Schwedens Arbeitergewerkschafts-Dachorganisation).

Die feierliche Preisverleihung des Hans-Böckler-Preises 2019 findet in Abstimmung mit dem Beirat und dem Kuratorium des Preises im Rahmen des traditionellen Empfangs zum Tag der Arbeit am 30. April 2019 im Historischen Rathaus statt. Der Tag der Arbeit unterstreicht symbolträchtig den Inhalt des Preises, nämlich die Erinnerung an das Leben und Werk Hans Böcklers, verbunden mit der Ehrung von Personen, die sich im Sinne seines Lebenswerkes verdient gemacht haben. Die Laudatio bei der Preisverleihung hält der Journalist und Leiter des Politmagazins „Monitor“, Georg Restle.

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