Erstmals bundesweit regionalisierte Zahlen zu Portalen wie Airbnb, Wimdu, 9flats

 

Über Onlineportale wie beispielsweise Airbnb, Wimdu oder 9flats werden allein in Köln fast 650.000 Übernachtungen in über 3600 Privatunterkünften jährlich vermittelt – von der amtlichen Statistik sind diese nicht erfasst. Zu diesem Graumarkt-Bereich zählen bundesweit mehr als 14,5 Millionen Übernachtungen. „Der Tourismusrekord für Deutschland liegt demnach noch deutlich höher als die für 2015 offiziell gezählten 436 Millionen kommerziellen Übernachtungen, nämlich bei mehr als 450 Millionen.“, erläutert Dr. Stefan Brauckmann, Leiter der Abteilung Research & Analyse des Immobilienentwicklers GBI AG.

 

Der Wissenschaftler und sein Team untersuchten 179 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern. Sie kamen zu folgendem Ergebnis: Bezogen auf die dort offiziell rund 157 Millionen Übernachtungen ergibt sich über Privatunterkünfte ein Zuschlag von 9,3 Prozent. „Somit übernachtet faktisch etwa jeder elfte Städtereisende bei Airbnb & Co.“, so Dr. Brauckmann. „Das Phänomen konzentriert sich besonders auf die Metropolen. Mehr als zehn Millionen Graumarkt-Übernachtungen finden in den Millionenstädten Berlin, München, Hamburg und Köln statt.“ Auf die übrigen 175 Städte verteilen sich die restlichen rund vier Millionen Übernachtungen in Privatquartieren.

 

Die Untersuchung der GBI AG ergab für Köln 644.000 über Airbnb & Co. vermittelte Übernachtungen in 3.656 Unterkünften. Im Deutschland-Vergleich ist in den Millionen-Metropolen nicht nur die absolute Zahl der Übernachtungen in Privatquartieren Spitze, sondern auch der prozentuale Zuschlag im Vergleich zu den bereits in der amtlichen Statistik erfassten Gästezahlen. Dr. Brauckmann: „In Berlin kommt zu 30,25 Millionen offiziell gezählten Übernachtungen ein Graumarkt-Plus von 6,1 Millionen oder 20,2 Prozent hinzu, der höchste Wert in allen Städten.“ Hier weisen Hamburg ein Plus von 15,7 Prozent, München 13,6 Prozent und Köln 10,8 Prozent aus. Leipzig schiebt sich in der Riege der Millionenstädte auf den zweiten Ranking-Platz mit 17,9 Prozent. „Leipzig wird zum einen als Reiseziel immer beliebter. Zum anderen hat sich hier eine besonders starke Privatquartier-Szene entwickelt, viel stärker etwa als in deutlich größeren Städten wie Frankfurt/Main oder Stuttgart.“, so Dr. Brauckmann.

 

46.400 Unterkünfte durch Airbnb & Co. dem Wohnungsmarkt entzogen

 

Bundesweit verteilen sich die zusätzlich ermittelten mehr als Millionen Übernachtungen auf über 46.400 angebotene Privatunterkünfte. „Diese Zahlen sind bemerkenswert, zumal wir nur komplette Unterkünfte ermittelt haben, die dauerhaft zur Vermietung angeboten wurden. Werden über Airbnb & Co. lediglich Schlafstellen ohne eigenes Bad und WC angeboten, haben wir diese nicht erfasst.“, erläutert Dr. Brauckmann. Ansonsten würden etwa in Berlin zu 14.400 kompletten Dauer-Unterkünften weitere rund 9.600 Angebote hinzukommen.

 

Ziel der GBI-Studie ist aber vielmehr, Unterkünfte zu ermitteln, die eine quasi-gewerbsmäßige Konkurrenz zu Hotels und Pensionen darstellen und zudem einen anhaltenden Effekt auf den regulären Wohnungsmarkt haben. Durch die Vermietung an Städtereisen sinkt dort nämlich das Angebot kleiner Apartments. So gibt es zum Beispiel in Berlin ohnehin nur 75.000 Ein-Zimmer-Wohnungen, rechnerisch lediglich für jeden zwölften Ein-Personen-Haushalt. Ähnlich ungünstig ist das Verhältnis in anderen Großstädten. Dr. Brauckmann: „Wenn dann mehrere tausend solcher Unterkünfte überwiegend in Innenstadt-Lagen dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt entzogen werden, verstärkt das den Engpass extrem.“

 

Rechtliches Verbot nicht sinnvoll

 

Einem rechtlichen Verbot der Privatvermietungen steht Dr. Brauckmann jedoch skeptisch gegenüber, nicht nur in Berlin. Dort hat der Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Engelbert Lütke Daldrup, angekündigt, ab Mai mit verschärfter Überwachung auf die Einhaltung des Zweckentfremdungsverbots zu pochen. Wer dann keine Genehmigung des Bezirks vorweist, riskiert als Privatvermieter Bußgelder, das Gesetz sieht Strafen von bis zu 100.000 Euro vor.

 

Laut einer neuen Regelung müssen Portale den Bezirksämtern Auskunft über Anbieter von Wohnungen für Touristen geben. „Doch das Vorgehen löst kaum das grundlegende Problem.“, betont Dr. Brauckmann. „Viel effektiver wäre es, dem wachsenden Personenkreis, der länger als ein paar Tage in Berlin und anderen gefragten Städten bleiben möchte, preisgünstige Alternativen zum herkömmlichen Beherbergungs- und Wohnungsmarkt anzubieten.“ Nach Auffassung Dr. Brauckmanns werden Gruppenunterkünfte extrem wichtig, da vor allem Familien und Kleingruppen Vermittlungsportale nutzen: „Die in Deutschland bisher wenig verbreiteten Hostels könnten eine günstige und effektive Alternative darstellen.“

 

Selbiges gilt für Serviced Apartments. Neben Touristen und Wochenendpendlern werden diese auch von Dienstreisenden genutzt, die einige Wochen oder Monate in der Stadt bleiben. Mit solchen Angeboten seien in Berlin bei Aufenthalten von mindestens einer Woche Übernachtungspreise von 35 bis 40 Euro pro Tag möglich, noch einmal deutlich unter Preisen für Budgethotels. Dr. Brauckmann: „Gibt es ausreichend solcher Angebote für Städtereisende, werden Privatvermietungen bei AirBnB & Co. abnehmen – und nicht durch Verbote, die ohnehin in der Praxis kaum durchsetzbar sind.“

 

Dass das Airbnb & Co.-Phänomen in Metropolen ausgeprägt ist, dafür sorgt der Boom des Städtetourismus. In den vergangenen 20 Jahren erhöhten sich die Übernachtungszahlen bundesweit um 54 Prozent. In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern lag die Steigerungsrate sogar mehr als drei Mal höher, bei 180 Prozent. Der Marktanteil des Großstädte-Tourismus stieg dadurch von 11,4 Prozent in 1996 auf 20,8 Prozent in 2015.

 

Link zur Studie: http://www.gbi.ag/2016/04/etwa-jeder-elfte-staedtereisende-in-deutschland-schlaeft-bei-airbnb-co/.

 
Die 31 beliebtesten Übernachtungs-Städte im Ranking der GBI AG:

 

(Städte ab 50.000 Einwohner mit min. 750.000 offiziellen Übernachtungen und Angeboten bei Online-Portalen wie Airbnb, Wimdu, 9Flat)

 

Stadt Offiz. Übernachtungen 2015 Privatquartier-Übernachtungen Graumarkt-Zuschlag
       
Berlin 30.250.100 6.601.200 20,2 %
Leipzig 2.829.824 507.000 17,9 %
Hamburg 12.639.000 1.983.400 15,7 %
München 14.055.968 1.906.500 13,6 %
Köln 5.984.881 644.000 10,8 %
Dortmund 1.134.632 90.700 8,0 %
Dresden 4.308.631 308.900 7,2 %
Düsseldorf 4.403.960 289.700 6,6 %
Stuttgart 3.561.490 224.800 6,3 %
Potsdam 1.105.300 69.700 6,3 %
Reg. Hannover 3.866.030 226.900 5,9 %
Essen 1.408.879 70.600 5,0 %
Frankfurt/Main 8.676.721 406.700 4,7 %
Nürnberg 3.013.201 134.500 4,5 %
Kassel 903.719 33.800 3,7 %
Bremen 1.993.683 67.500 3,4 %
Bonn 1.495.546 48.800 3,3 %
Lübeck 1.599.288 48.600 3,0 %
Reg. Aachen 1.571.000 46.500 3,0 %
Würzburg 891.801 24.800 2,8 %
Freiburg 1.448.700 28.500 2,0 %
Karlsruhe 1.096.961 21.000 1,9 %
Mainz 899.029 16.600 1,8 %
Heidelberg 1.388.824 22.400 1,6 %
Rostock 1.931.119 25.200 1,3 %
Wiesbaden 1.199.516 14.500 1,2 %
Münster 1.357.881 16.300 1,2 %
Regensburg 976.295 11.700 1,2 %
Erfurt 809.300 9.300 1,1 %
Baden-Baden 907.812 10.100 1,1 %
Mannheim 1.241.592 8.900 0,7 %

 

 

Über die GBI AG (Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen):

Die GBI AG entwickelt Immobilienprojekte hauptsächlich in den Bereichen Hotel- und Wohnungsbau. Allein oder mit Partnern konnten seit der Gründung im Jahr 2001 Hotel- und Apartmentprojekte in Deutschland mit einem Volumen von rund 1 Milliarde Euro verkauft bzw. platziert werden. Intensiviert hat die GBI AG seit 2010 ihr Engagement in der Entwicklung und im Bau von Studentenapartments. Unter dem Namen „SMARTments“ sind bis 2016 mehr als 1.700 Apartmentplätze u.a. in Hamburg, Frankfurt/M., Darmstadt, Mainz und Köln fertiggestellt oder geplant. Inzwischen gibt es innerhalb der SMARTments-Marke zudem zwei andere Bereiche für Projektentwicklungen: SMARTments business und SMARTments living. Muttergesellschaften der GBI AG sind mit jeweils 50%iger Beteiligung die Frankonia Vermögensverwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft und die Moses Mendelssohn Vermögens-Verwaltungsgesellschaft GmbH & Co. KG. Vorstände der GBI AG sind Ralph-Dieter Klossek (Vorstandssprecher), Reiner Nittka, Markus Beugel, Engelbert Maus, Gerrit M. Ernst und Dagmar Specht.

 

 

Quelle: Ludwig Medien & Kommunikation, Bildrechte: KNJ/ Martina Uckermann

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