Im Rahmen der Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln ist das neue Expert*innen-Gremium zum ersten Mal zusammen getreten. Mit der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und deren Folgen bis in die Gegenwart soll ein neues Kapitel der Erinnerungskultur geöffnet werden. Die Expert*innen des anti- und (post)kolonialen Diskurses werden zum Umgang mit dem kolonialen Erbe der Stadt beraten und neue Schwerpunkte setzen, die sich im Laufe des Prozesses bei der Aufarbeitung ergeben können. Ihre Empfehlungen sollen in Form eines Maßnahmenkatalogs dem Rat der Stadt Köln vorgelegt und erste Maßnahmen bereits im laufenden Prozess verwirklicht werden. Koordiniert wird der Prozess durch das Amt für Integration und Vielfalt der Stadt Köln.

„Der nun eingeschlagene Weg, den die Stadt Köln zusammen mit den Expert*innen des Gremiums geht, ist nicht weniger als eine Investition in eine lebenswertere Stadtgesellschaft für alle“, unterstreicht Bettina Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt. „Zentral für das Gelingen dieses Vorhabens ist es, Strukturen zu schaffen, in denen das Wissen von migrantischen Communities nicht ausgebeutet wird, sondern ein aufrichtiger Prozess stattfinden kann, der zu konkreter Veränderung führt“, erklärt sie.

„Die Aufarbeitung des kolonialen Erbes unserer Stadt ist eine Chance für uns als Stadtgesellschaft, historisch gewachsene, kolonialrassistische Kontinuitäten sichtbar zu machen, aufzubrechen und Möglichkeiten zur Überwindung auszuloten“, sagt Bebero Lehmann, Mitglied des Gremiums. Trotz aller Offenheit und Vielfältigkeit, die in Köln gelebt werde, gebe es auch hier strukturellen Rassismus, betont Lehmann. „Auch hier werden Schwarze Menschen und PoC in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche benachteiligt, auch hier werden Menschen Opfer rassistisch motivierter Gewalt“.

Das Expert*innen-Gremium ist unabhängig, überparteilich und konfessionell ungebunden. Es besteht mehrheitlich aus Vertreter*innen diasporisch-migrantischer Communities. Die Mitglieder wurden aufgrund ihrer Expertise von Vertreter*innen der Communities und Initiativen in Köln vorgeschlagen und persönlich angesprochen, um sie für den Prozess zu gewinnen. Da das zivilgesellschaftliche Engagement zu diesem Thema in Köln bereits sehr ausgeprägt ist, soll das Gremium in seinen Beratungen und Überlegungen Vorschläge aus Stadtgesellschaft und Politik aufnehmen und bündeln.

Ziel ist es, die Bedeutung der Kolonialgeschichte als Keimzelle einer Ideologie der Ungleichwertigkeit, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, von Rassismus und Diskriminierung zu verdeutlichen, die Auswirkungen des Kolonialismus auf das gesellschaftliche Zusammenleben von heute zu betrachten und Konsequenzen für künftiges Handeln daraus zu ziehen. Um die Vielzahl der Akteur*innen einzubeziehen, die sich in Zivilgesellschaft, Institutionen und Politik mit der Aufarbeitung der Kolonialzeit in Köln beschäftigen, werden weiterhin offene Beteiligungsformate initiiert, um Raum für die Beschäftigung mit dem Thema „Koloniales Erbe“ zu öffnen. Das Ziel ist es, das Thema in der Gesellschaft zu verankern und die historischen und aktuellen gesellschaftlichen Bezüge miteinander zu verbinden. Die Formate sollen einen für jedermann offenen, niedrigschwelligen Zugang bieten, um eine kontinuierliche Form der Mitarbeit der Stadtgesellschaft zu gewährleisten.

Mitglieder des Gremiums sind unter anderem:

Eli Abeke, Bündnis 14Afrika

Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst, Vorsitzende von „Köln Postkolonial – ein lokalhistorisches Projekt der Erinnerungsarbeit“

Cuso Ehrich, Community-Aktivist

Amdrita Jakupi für save space e.V.

Désirée James für das Demask Kollektiv

Yvonne Esi Müller, Bündnis Antikolonialer Raum

Bebero Lehmann für Decolonize Cologne

Dr. Rahab Njeri, Historikerin und Community-Aktivistin

Glenda Obermuller für Theodor-Michael-Wonja Bibliothek, Sonnenblumen Community Development Group e.V.

Serge Palasie für das Eine Welt Netz NRW e.V.

Joanna Peprah für die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle. Stadt Köln, Fotocredit. KNJ/Martina Uckermann

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