Motiv „360° Stillstand“ vom Künstler Maurits Boettger zu sehen

Im Rahmen der Aktion „Kunst an Kölner Litfaßsäulen“ ist ab sofort auf 25 Kunstsäulen im gesamten Kölner Stadtgebiet das Motiv des Künstlers Maurits Boettger zu sehen. Maurits Boettger wurde 1990 in Karlsruhe geboren und hat von 2012 bis 2017 an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. Diverse Stipendien und Residenzen führten ihn unter anderem nach Bogotá in Kolumbien und Wien. Boettger hat mit seiner Kunst an diversen Gruppenausstellungen teilgenommen, wie zum Beispiel im „me Collectors Room“ in Berlin, im Museum Goch am Niederrhein, im raumLABOR Braunschweig sowie in Wien und Köln.

Das Besondere an Boettgers Installation liegt in den 25 unterschiedlichen Motiven. Er gestaltete für jede Säule ein eigenes Motiv. Zu sehen ist jeweils ein Panoramafoto aus der Perspektive der Litfaßsäule. Die Säule wird zu einem Spiegel, der in der Zeit eingefroren wurde, so der Künstler. Weiter erläutert er: „Zwei auseinander driftende Zeitstränge stehen sich gegenüber. Dazwischen entsteht eine wachsende Lücke zwischen Abbild und Echtzeit, die von den Betrachtern durch Erinnerung und Rekonstruktion von Vergangenheit gefüllt werden muss.“

Mit dieser Aktion spielt Boettger auf die Realität von uns allen an. Unser Alltag ist so rasant, dass sich viele Menschen nach Entschleunigung, nach Verlangsamung sehnen. Diese Sehnsucht ist die Basis vieler Trends wie Slow Food oder Slow Travel. Diese Trends unterstreichen das Bemühen, eine Verlangsamung umzusetzen und der gesellschaftlichen Beschleunigung etwas entgegen zu setzen. Dies funktioniert anfangs auch recht gut, führt aber später zu einem neuen Problem: der Dyschronie, der temporalen Zerstreuung unserer Gesellschaft. „Es entstehen Zeitstränge mit divergenten Geschwindigkeiten, die sich nicht mehr synchronisieren lassen“, beschreibt Maurits Boettger seinen Grundgedanken, der mit seinen Motiven visualisiert wird.

In der Echtzeit steht der Betrachter vor der Säule, nimmt seine Umgebung wahr und sieht ihr gegenübergestellt die in der Vergangenheit stehengebliebene, gleichsam entschleunigte Wirklichkeit derselben Umgebung. Die zeitliche Lücke lässt sich schwerlich schließen, wird von neuen, aktuellen Informationen überlagert, alte Informationen können kaum nachgeholt werden. Die Installation verdeutlicht, dass es unmöglich ist, sich von der linearen Zeitachse zu lösen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Stadt Köln, Fotocredit: Astrid Piethan

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