Als Cowboy durchs Brandenburger Tor reiten und dann vor dem Berliner Hauptbahnhof den eigenen Song performen – Medizinstudenten Titus Brinker und Felix Neumann sind zum diesjährigen Weltnichtrauchertag ans Äußerste gegangen, um ein vollständiges Tabakwerbeverbot zu fordern.

 

Der Song „Rauche nie mehr“ wird zum Teil durch einen künstlichen Kehlkopf (Elektrolarynx) performed. Das Video am Lagerfeuer direkt vor dem Berliner Hauptbahnhof lässt schaudern und schmunzeln zugleich. „Der Marlboro Cowboy ist als Werbesymbol der Tabakindustrie noch allgegenwärtig.“, meint Brinker, Gründer des Netzwerks Aufklärung gegen Tabak. „Heute haben wir über 7,5 Millionen chronisch Kranke in Deutschland durch das Rauchen. Diese Exkunden sollen durch über eine Milliarde Euro Tabakmarketingausgaben im Jahr ersetzt werden – es wird dringend Zeit, dass der Verführung Jugendlicher ein Ende gesetzt wird. Das von der Bundesregierung geplante Werbeverbot nur für Plakat und Kinowerbung für 2020 greift viel zu kurz. Die Marketinggelder werden von der Tabakindustrie dann einfach in den anderen etablierten Marketingbereichen vermehrt ausgegeben – gratis Zigaretten die in Cafes ausgeteilt werden, Tankstellenwerbung, Raucherlounges, Stände an Universitäten – wir brauchen ein vollständiges Tabakwerbeverbot, so wie es in der WHO Rahmenkonvention für Tabakkontrolle vorgeschlagen wird und kein halbherziges, das erst 2020 kommt.“

 

Video: „Medizinstudenten performen Song für Tabakwerbeverbot – „Rauche nie mehr““:

 

 

 

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Brinker gründete vor vier Jahren aus Frustration, den tabakkranken Patienten kaum noch helfen zu können, das Netzwerk „Aufklärung gegen Tabak“ in dem heute über 1.000 Medizinstudierende von 30 Medizinfakultäten in Deutschland ehrenamtlich mitarbeiten, um Schüler vor dem Rauchen zu bewahren (www.gegentabak.de). Er erhielt dafür im Jahr 2014 den Bundespreis der Kanzlerin und Professoren der Harvard Medical School schmücken seinen wissenschaftlichen Beirat.

 

„Meinen Mitstreitern und mir ist jedoch leider klar, dass unsere Taten sich niemals so effektiv auf das Rauchverhalten unserer Bevölkerung auswirken werden, wie ein vollständiges Verbot für Tabakwerbung dies könnte.“, meint Brinker. „Niemals wird ein ehrenamtliches Projekt – auch nicht gefördert durch einen mit 5.000 Euro dotierten Bundespreis – eine Chance gegen über eine Milliarde Marketingausgaben pro Jahr durch die Tabakindustrie in Deutschland haben.“, so Brinker. Die weiterhin legale Bewerbung des Suchtmittels verhöhne die vielen chronisch kranken Exkunden.

 

„An fast jeder Schülerbushaltestelle, in jedem Supermarkt und in jeder Tankstelle in Deutschland wird das Rauchen beworben. Dabei werden positive Dinge – wie ein romantischer Kuss, oder ein Gitarrenspieler am Lagerfeuer, oder auch nur das Gratiscroissant in der Tankstelle beim Kauf einer Schachtel – mit der Zigarette verknüpft. Über klassische Konditionierung wird dem Schüler so subtil vermittelt, dass die Zigarette zu positiven Ereignissen im eigenen Leben führt. Dies ist eine Unwahrheit, die wir regelmäßig während unseres Studiums und noch mehr später als Ärzte vor Augen geführt bekommen.“, führt Brinker weiter aus.

 

Allein 6,3 Millionen Menschen in Deutschland haben die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), über 90% davon durch das Rauchen. Rauchen bleibt die größte vermeidbare Ursache für Krankheiten und Tod in Deutschland. „Oft wird argumentiert, dass jeder Mensch selber entscheiden sollte, ob er rauchen möchte, oder nicht. Wir wünschen uns eine solche freie Entscheidung auf der Grundlage von differenzierten Informationen. Bei der massiven subtilen Manipulation eines jeden Schülers durch Tabakwerbung kann jedoch nicht mehr von einer freien Entscheidung die Rede sein. Statt differenzierter und wissenschaftlicher Aufklärung über die Dimension einer Nikotinsucht, werden gerade unsere jungen Bürger gezielt mit Unwahrheiten manipuliert. Wird das Rauchen angefangen, wird die eigene Entscheidungsfreiheit ebenfalls in kürzester Zeit durch die Sucht genommen.“, meint Brinker.

 

Kinder und Jugendliche aus niedrigen Bildungsschichten sind nach aktuellen Studien besonders empfänglich für Tabakwerbung. Deutschland hat im Jahr 2003 die WHO Framework Convention on Tobacco Control unterzeichnet, die im Jahr 2005 in Kraft trat. In Artikel 13 dieses völkerrechtlichen Vertrages hat sich die Bundesregierung zu einem vollständigen Werbeverbot verpflichtet. Die aktuellen Tobacco Control Scale-Daten zur Umsetzung der Maßnahmen sehen Deutschland innerhalb Europas jedoch an vorletzter Stelle (Joossens & Raw, 2014).

 

Quelle: Aufklärung gegen Tabak e.V., Archivbild

 

Aufklärung gegen Tabak e.V.

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