Pubertät ist nie einfach, am wenigsten für die Jugendlichen selbst. Wie Eltern unterstützen können, erklärt ein Kinder- und Jugendpsychiater in der „Apotheken Umschau“.

Den heutigen Teenies geht es zum großen Teil gut. Aber es gibt auch massive Belastungen für Kinder und Jugendliche. Viele sind verunsichert: Ist die Zukunft noch sicher? Wie bedrohlich sind Krankheiten wie Corona? Der Krieg ist ein weiteres Thema. Jeder geht anders damit um und manche verkraften Krisen wie die Pandemie besser. Aber: „Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen die Eltern psychisch krank sind oder sie Gewalt verschiedenster Art erfahren, haben ein besonders hohes Risiko, in solchen Phasen selbst psychisch krank zu werden“, warnt der Kinder und Jugendpsychiater Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne.

Hilfe suchen, wenn Kind sich stark verändert

20 Prozent der Jugendlichen waren schon vor Corona psychisch belastet, die Hälfte davon behandlungsbedürftig, betont Schulte-Körne, der die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LMU Klinikum München leitet. „Während der Pandemie vergrößerte sich die Gruppe, die sich belastet fühlte, auf mehr als 30 Prozent.“ Was zudem erschreckend ist: Lernstörungen haben zugenommen. Etwa ein Viertel kommt in der Schule nicht mehr mit – dadurch können auch psychische Erkrankungen entstehen.

Verändert sich ein Kind stark, braucht es professionelle Einschätzung, rät Kinderpsychiater Schulte-Körne. „Wenn das Verhalten drei bis vier Wochen anhält, sich der Teenie immer mehr zurückzieht, schlecht schläft oder isst, sollten Eltern nicht zögern und sich schnell Hilfe suchen.“ Das Fatale sei, so Schulte-Körne im Gespräch, dass Eltern häufig nicht mitbekommen, wie es ihren Kindern geht. „Deshalb sage ich: Schaut genau hin, zeigt Interesse und verbringt Zeit mit euren Kindern.“

Hilfs- und Beratungssystem für Familien

Bei einer gemeinsamen Mahlzeit beispielsweise kann man miteinander reden – und das Kind fragen, wie es ihm geht, wie sein Tag war. Wenn Eltern beobachten, dass es ihrem Kind nicht gut geht, es sich nicht mehr unter Leute traut oder die Schulsachen vielleicht beschädigt oder verschmutzt sind, sollten sie das unbedingt benennen, so Schulte-Körne. Das könnte auf Mobbing hinweisen, über das Kinder nicht gerne sprechen, sie aber stark belastet.

In Deutschland gibt es, so der Kinder- und Jugendpsychiater, ein sehr gutes Hilfs- und Beratungssystem für Familien, zudem gibt es im Netz Angebote wie www.ich-bin-alles.de. Auch die Jugendhilfe kann Eltern entlasten. Kinderärztin oder -arzt und Psychiater können mit ins Boot geholt werden sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen. Der beste Schutz vor psychischen Erkrankungen allerdings ist eine „fürsorgliche, unterstützende und wertschätzende Haltung gegenüber dem Kind“, sagt Schulte-Körne. „So sollte auch das Zusammenleben gestaltet werden. Es ist nie zu spät, Hilfe anzubieten. Signalisieren Sie Ihrem Kind: Ich bin da, ich bin gesprächsbereit.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Apotheken-Umschau, Archivbild/ Pexels

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