Kölns Bedeutung als blühende Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermanien steht im Zentrum der Ausstellung „Rom am Rhein“, die am gestrigen Abend im Kulturzentrum am Neumarkt eröffnet wurde. Sie ist eine von fünf Stationen der 7. Archäologischen Landesausstellung NRW „Roms fließende Grenzen“, die im Kontext der Ernennung des Niedergermanischen Limes zum UNESCO-Welterbe neue spannende Objekte, Ausgrabungen und Forschungsergebnisse präsentiert. Kuratiert vom Römisch-Germanischen Museum und dem MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, wird das spannende Leben in der römischen Metropole vom 29. April bis zum 9. Oktober durch Highlight-Funde und digitale Rekonstruktionen sichtbar und erlebbar.

„Mit dem Niedergermanischen Limes ist Nordrhein-Westfalen 2021 um ein UNESCO-Weltkulturerbe reicher geworden. Ob durch Städte, Straßen oder Bauten – knapp 500 Jahre haben die Römer Nordrhein-Westfalen geprägt. Das ist bis heute nahezu überall sichtbar – besonders hier in Köln, der ehemaligen Hauptstadt der römischen Provinz. Mit viel Engagement und Herzblut wird die Geschichte der Römer am Rhein zu neuem Leben erweckt. Kommen sie vorbei und entdecken sie unser historisch-kulturelles Erbe“, betonte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, anlässlich der gestrigen Eröffnung.

„Köln ist die einzige Millionenstadt in Deutschland, die auf zwei Jahrtausende urbaner Kontinuität zurückblicken kann. Kein Wunder, dass die Kölnerinnen und Kölner stolz auf ihre römischen Wurzeln sind. Es freut mich sehr, dass uns die Archäologische Landesausstellung ‚Rom am Rhein‘ vor Augen führt, wie international vernetzt bereits das römische Köln war. Schon damals lebten hier Menschen aus vielen Teilen des Imperium Romanum, verschmolzen unterschiedliche Sprachen, Religionen und Kulturen“, hob Oberbürgermeisterin Henriette Reker hervor.

„Gerne haben wir als politische Vertretung des LVR die Förderung der inklusiven App mit rund 27.000 Euro ermöglicht, die die Ausstellung inhaltlich ergänzt. Ich freue mich sehr, dass so das MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln zusammen mit dem Römisch-Germanischen Museum diese spannende Zeit und das römische Köln für alle zugänglich macht. Der Landschaftsversammlung Rheinland ist Zugänglichkeit zu kulturellen Einrichtungen und Bildungsmöglichkeiten ein besonderes Anliegen – sie zieht sich als roter Faden durch unsere politische Arbeit“, unterstrich die Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein.

LVR-Direktorin Ulrike Lubek stellte heraus: „Köln ist das Herzstück des Niedergermanischen Limes, Statthaltersitz und Zentralverwaltung einer riesigen Provinz. Das Praetorium, einer der Höhepunkte unseres künftigen Museums, begründet damit eine 2000-jährige Kontinuität des Verwaltungssitzes der Stadt. Grund genug, die Kölner Ausstellung dem antiken städtischen Organismus und dem städtischen Leben am Rhein zu widmen. Der Landschaftsverband Rheinland hat mit seinen Kulturdienststellen und in Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Museum sehr gerne zur Erarbeitung des Welterbe-Antrages und zur Konzeption dieser inklusiven Ausstellung beigetragen.“

Die Kölner Ausstellung „Rom am Rhein“ widmet sich der Archäologie und Geschichte der Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Als Grenz- und Hauptstadt der Provinz Niedergermanien war das antike Köln eines der bedeutendsten administrativen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Zentren im Nordwesten des Imperium Romanum. Es erlebte eine beeindruckende städtebauliche Entwicklung. Aus vielen Landschaften des Römischen Reiches zogen Menschen in die rheinische Metropole. In Köln verschmolzen sie zu einer städtischen Gesellschaft, die nach dem Vorbild Roms lebte und agierte.

Zahlreiche Spuren haben sich erhalten – als Bodendenkmal im Verborgenen oder deutlich sichtbar im Stadtbild. Die Ausstellung „Rom am Rhein“ gleicht einem Stadtrundgang durch das antike Köln, der Aspekte des großstädtischen Lebens in der Provinzhauptstadt thematisiert. Dazu zählen der römische Hafen und der damit verbundene Warenverkehr oder verschiedene Handwerkszweige wie die Fleisch-, Getreide- oder Lederverarbeitung sowie die Töpferkunst. Spektakuläre Funde wie die Überreste eines römischen Flachbodenschiffs am Heumarkt, Töpferöfen am Rudolfplatz oder römischer Lederschuhe lassen diese Zeit lebendig werden.

Die imposante Erscheinung der Stadtmauer, die steinerne Wasserleitung, die frisches Eifelwasser nach Köln führte, ein unterirdisches Kanalsystem, Tempel und andere Großbauten bezeugen die architektonischen und ingenieurtechnischen Leistungen der römischen Epoche.

„Viele technische Errungenschaften, wie Frisch- und Abwasserleitungen, Straßenbau, Zementbauweise oder auch Glasverarbeitung gehen auf Erfindungen der Römer zurück“, betont Prof. Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums und Leiter der Stadtarchäologie.

Die Monumentalität in der privaten und städtischen Architektur wird in Form von Steindenkmälern dargestellt, darunter hochqualitative Reliefs mit kunstvollen Tier- und Pflanzendarstellungen. Im Kontext der römischen Villen werden erst kürzlich geborgene Überreste von Wand- und Deckenmalereien aus der Vogelsanger Straße zu sehen sein, die mit Muscheln, Mollusken und Schneckenhäusern verziert sind. Diese finden Parallelen in Pompeji und sind bislang für die Provinzen an Donau und Rhein einzigartig.

Ein Anziehungspunkt der Ausstellung ist ein Film, der das römische Köln durch digitale Rekonstruktionen wieder auferstehen lässt. Die wichtigsten Großbauten der Stadt werden hier nicht nur von außen gezeigt. Von einigen Gebäuden wurden erstmals auch Rekonstruktionen der Innenräume unternommen. So wird der erst jüngst am Antoniterquartier entdeckte Nischensaal zu sehen sein, bei dem es sich vielleicht um eine Bibliothek handelte. Eine inklusive App erleichtert allen Besucher*innen den Zugang zur Ausstellung. Personen mit einer Seh- oder Hörbehinderung oder Menschen, die einfache Sprache bevorzugen, werden mit Audiodeskriptionen, Gebärdensprachvideos sowie Texten und Audios in einfacher Sprache durch die Ausstellung geführt.

 Informationen:

„Köln – Rom am Rhein“ (29.04. – 09.10.2022)
Ausstellung im Kulturzentrum am Neumarkt
Cäcilienstraße 29-33, 50676 Köln

Öffnungszeiten:

Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr
1. Do im Monat: 10-22 Uhr
(an Feiertagen 10-18 Uhr)
Mo geschlossen

Eintritt:

Einzelticket Sonderausstellung „Rom am Rhein“: 10 Euro, ermäßigt 6 Euro

„Roms fließende Grenzen“ – Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen ist eine Kooperation des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, den Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL), dem Landesverband Lippe (LVL) und der Stadt Köln.

Webseite: www.roemer.nrw

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: MiQua, LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, Fotocredit: KNJ/Martina Uckermann

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