Ausstellung des NS-DOK stellt erstmals jüdische Karnevalist*innen in den Mittelpunkt 

Vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 zeigt das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“. Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr „200 Jahre Kölner Karneval“. Mit Beginn des organisierten Kölner Karnevals vor 200 Jahren sind Jüdinnen und Juden ein Teil davon – im Treiben auf der Straße und in der Kneipe, im Verein, auf der Bühne und davor. Für einige gehörte der Karneval zu den Höhepunkten des Jahres, manche verdienten mit ihm ihren Lebensunterhalt. Die zweisprachige Ausstellung (Deutsch, Englisch) stellt erstmals jüdische Karnevalist*innen in den Mittelpunkt, die den Karneval prägten, mitgestalteten, feierten. Sie lädt dazu ein, ihre Geschichten zu entdecken – in historischer Perspektive, aber auch ganz gegenwartsnah.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Karneval ist seit 200 Jahren ein wichtiger Teil Kölns – dazu haben von Anfang an auch Kölner Jüdinnen und Juden beigetragen. Die Ausstellung ‚Schalom & Alaaf‘ hebt die wichtige gesellschaftliche Rolle der jüdischen Karnevalistinnen und Karnevalisten hervor und erzählt ihre größtenteils vergessenen Geschichten. Es ist eine ehrenvolle Hommage an ehemalige Kölner Bürgerinnen und Bürger, von denen einige Publikumslieblinge waren – und die plötzlich aufgrund ihres Glaubens ausgeschlossen und verfolgt wurden.“

Jüdische Kölner*innen waren Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Künstler*innen und in den Vereinen sehr aktiv – und fest in die Karnevalstraditionen integriert. 1922 wurde mit dem „Kleinen Kölner Klub“ der erste und einzige jüdische Karnevalsverein gegründet. Der Teilhabe stand von Anfang an die Ausgrenzung jüdischer Karnevalist*innen gegenüber. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurden sie immer radikaler diffamiert, ausgeschlossen und verfolgt – wenige konnten fliehen. Den Karneval nahmen sie mit in ihr Exil. In der Diaspora stellte er ein Stück Heimat dar und schuf neue Verbindungen, auch wieder nach Köln.

In vier thematischen Bereichen erzählt die Ausstellung von Mitwirkung und Ausschluss, von Begeisterung, Zugehörigkeit, erzwungener Entfremdung – und Wiederkehr: im Straßenkarneval, auf der Bühne, im Vereinsleben und im Exil. Eine Galerie stellt mehr als 70 jüdische Karnevalist*innen vor – vom berühmten Bühnenkünstler Alfred Heinen bis zu Marlis Zilken, die Ende der 1920er Jahre im Alter von zwei Jahren als „Roter Funke“ verkleidet den Straßenkarneval feiert.

Neben zahlreichen weiteren Karnevalist*innen stellt die Schau die Biografie von Hans Tobar vor. Bereits als Jugendlicher trat er bei Veranstaltungen von jüdischen und nichtjüdischen Karnevalsvereinen auf. Nach dem Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus öffentlichen künstlerischen Tätigkeiten durfte Tobar ab der Session 1933/34 nur noch bei jüdischen Veranstaltungen auftreten. Im Dezember 1939 konnte er mit seiner Familie nach New York City fliehen. Dem Karneval und dem Rheinland blieb er trotz Ausschluss aus der Gesellschaft in Köln eng verbunden: Er veranstaltete „Rheinische Hans-Tobar-Abende“, bei denen er auf Kölsch, Hochdeutsch und Jiddisch vorträgt – und das teilweise am prominenten Broadway.

Die Ausstellung erhielt entscheidende Impulse und Objekte durch den Kontakt zu den Nachfahr*innen Hans Tobars sowie der Gründer des „Kleinen Kölner Klubs“, Max Salomon und Ignatz Berger. Neun Nachkommen besuchten im November 2021 auf Einladung der Stadt Köln aus den USA und aus Israel die Heimatstadt ihrer Vorfahren und übergaben dabei dem NS-DOK historische Dokumente aus den familiären Nachlässen. Auch zu weiteren Nachfahren entstanden Kontakte, die die Forschung zu jüdischen Karnevalist*innen weiter voranbringen. 

Ausstellungsdaten:

Die Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“ ist vom 8. November 2023 bis 31. März 2024 im NS-DOK zu sehen.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr

Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr

Eintritt: 4,50 Euro/ermäßigt 2 Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)

 

Führungen durch die Ausstellung:

Donnerstag, 16. November 2023, 16 Uhr                Kuratorenführung

Donnerstag, 23. November 2023, 15 Uhr                Kuratorenführung

Mittwoch, 6. Dezember 2023, 16.30 Uhr                  Geführte Tour in Englisch

Donnerstag, 7. Dezember 2023, 17 Uhr                   Öffentliche Führung

Dienstag, 12. Dezember 2023, 16.30 Uhr                Geführte Tour in Französisch

Samstag, 20. Januar 2024, 15 Uhr                           Öffentliche Führung

Donnerstag, 1. Februar 2024, 18 Uhr                       Öffentliche Führung

Donnerstag, 14. März 2024, 15 Uhr                         Öffentliche Führung

Samstag, 23. März 2024, 15 Uhr                              Kuratorenführung

 

Begleitveranstaltungen:

Donnerstag, 18. Januar 2024, 19 Uhr:       Podiumsdiskussion: Spaß ohne Grenzen? Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung im Karneval

Mittwoch, 7. Februar 2024, 19 Uhr:            Liederabend: Eine jüdische Zeitreise durch den Fastelovend (im Urania Theater, Köln-Ehrenfeld)

Donnerstag, 29. Februar 2024, 19 Uhr:     Family Talks: Im Gespräch mit Nachfahr*innen jüdischer Karnevalisten (online)

Donnerstag, 21. März 2024, 19 Uhr:           Vortrag und Gespräch: Purim – der „jüdische“ Karneval?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Stadt Köln, Fotocredit: KNJ/Martina Uckermann

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