Doppelinterview mit Til Schweiger und Fahri Yardim / Schweiger beklagt Debattenkultur in Deutschland / Yardim: „Bedürfnis, jemanden fallen zu sehen, irritiert mich“ / Kein Zweifel am Hamburger „Tatort“-Konzept / Enge Freundschaft der beiden Schauspieler für Film-Branche ungewöhnlich – Schweiger: „Viele Schauspieler sind Einzelkämpfer“ / Yardim: „Til ist wie ein älterer Bruder“

Im Doppel-Interview mit seinem Hamburger „Tatort“-Kollegen Fahri Yardim, beklagt Til Schweiger die gegenwärtige Debattenkultur in Deutschland: „Am besten fährst du heute, wenn du keine Haltung zeigst. Wenn du was empfindest, tust du es lieber nicht kund.“ Dass bei öffentlichen Auseinandersetzungen die Inhalte zugunsten persönlicher Angriffe auf der Strecke bleiben, stört auch Yardim. „Dieses Bedürfnis, jemanden fallen zu sehen, irritiert mich.“, sagte er. „Bei Til muss nur das Hemd schief sitzen, dann wird das kommentiert. Der Anlass-Hunger, ihn anzugreifen, ist so groß, da fühle ich mich manchmal verantwortlich dafür, das Bild gerade zu rücken.“

Trotz der teils massiven Kritik an den aktuellen Hamburger „Tatort“-Folgen zweifeln Schweiger und Yardim nicht im Geringsten an dem Konzept. „Die vier Filme, die wir gemacht haben, sind immer stärker geworden.“, sagte Schweiger. Dass der „Tatort“ jetzt zum ersten Mal seit den 1980er-Jahren wieder ins Kino gehe, bedeute ihm viel. „Auch wenn die Leute mir sagen: ‚Tatort‘ hat uns nie interessiert, aber Hamburg mit Tschiller und Gümer und Co., das gucken wir.“ Yardim schwärmte: „Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit, im ‚Tatort‘ dabei zu sein.“ Allein die Zuschauerzahlen hätten eine magische Kraft. „In meiner Filmografie ist es definitiv ein Meilenstein.“

Die beiden Schauspieler, die sich 2005 beim Dreh der Komödie „Wo ist Fred?“ kennen lernten, sprachen erstmals ausführlich über ihre Freundschaft. „Til ist einer meiner ganz wenigen Freunde aus der Branche.“, verriet Yardim. „Das Freundschaftliche bei uns fühlt sich oft familiär an.“ Schweiger sei für ihn wie ein älterer Bruder. „Man kann sich kabbeln und unterschiedlich sein, aber da ist eine grundsätzliche Herzlichkeit. Die steht nicht infrage, die ist bedingungslos.“ Für Schweiger ist es ebenfalls alles andere als selbstverständlich, wie nah sich beide stehen. „Viele Schauspieler sind Einzelkämpfer – die suchen gar keine Freundschaften, sondern gucken: Wie komme ich weiter und mit wem?“, stellte der 52-Jährige fest.

Die Grundlage für eine Freundschaft sei bedingungslose Ehrlichkeit. „Wenn du weißt, dass dein Freund ehrlich zu dir ist, darf er dich auch kritisieren. Du weißt, dass er das nie macht, um dich niederzumachen, sondern um dir zu helfen, es nächstes Mal besser zu machen.“ Insgesamt falle es ihm aber heute viel leichter, unterschiedliche Einstellungen zu respektieren. „Früher war das für mich ein Ausschlusskriterium, wenn eine Frau zu mir sagte, sie wähle CDU. Jemand, der konservativ wählt, kann kein guter Mensch sein, so borniert war ich.“, erinnerte sich Schweiger. „Da bin ich seit Jahren von weg.“

 

 

Quelle: Corporate Editors, Bildquelle: Senator Film

 

 


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