Morgen begeht Filmemacher Wim Wenders seinen 75. Geburtstag. Mit Filmen wie „Der Himmel über Berlin“, „Paris“, „Texas“ oder „Buena Vista Social Club“ erlangte er weltweite Bekanntheit. Bei mehr als 60 Produktionen hat er bis heute Regie geführt. Wenders, 1945 in Düsseldorf geboren, zählt zu den Erneuerern des Kinos und auch als Fotograf genießt er großes Ansehen.

Im Sommer 2014 ließ sich Wim Wenders aber auch einmal vor die Kamera locken: Die Fotografin Bettina Flitner durfte den Ausnahmekünstler im Auftrag der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“ portraitieren. Parallel dazu interviewte sie ihn zur Frage „Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin?“.

Bedacht und alles andere als abgehoben formuliert Wenders seine Wünsche: „Mit dem Alter kommt die Einsicht dazu, dass meine Zeit endlich ist. Ich kann nicht mehr ‘endlos viel machen‘. Wenn ich mir dann wünsche, was bleiben könnte, sind es vor allem die Projekte, in denen viel Liebe steckt. Nicht die großen, teuren, ehrgeizigen, sondern die, in die ich viel Herz oder Menschenfreundlichkeit investiert habe.“

Als Künstler hofft Wenders, dass andere aus seinen Filmen, Fotos und Texten Positives oder Bedeutsames gezogen haben und noch immer ziehen und dass das etwas ist, was bleibt. 2012 hat er die Wim Wenders Stiftung in Düsseldorf gegründet, damit seine gesammelten Werke auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich sind – als Teil des kollektiven Gedächtnisses und ungeachtet von möglichen Eigentumsinteressen. Das war und ist sein großer Traum. Abseits des  kreativen Schaffens, für sich ganz persönlich, als Mensch, reflektiert Wenders: „Die wichtigste Form in der jemand bleibt, ist zweifellos die Erinnerung im Gedächtnis anderer.

Angesichts so viel Nachdenkens über das, was bleibt und die eigene Endlichkeit, kommt unweigerlich auch die Frage nach der Angst vor dem Tod auf. Viele Menschen fürchten das Sterben. Andere blicken dem Ende eher gelassen entgegen. Wim Wenders scheint in dieser Hinsicht auch eher entspannt: „Als junger Mann war ich dem Tod einmal sehr nah. Ohne es zu wissen, hatte ich auf einer Party eine ganze Schüssel Haschplätzchen alleine gegessen, die für 20 Leute gedacht waren. Ich hatte einen rasenden Puls von weit über 200, der sogar den Ärzten Angst machte, nah am Herzflimmern. In mir aber war ich ganz ruhig. Was vor mir lag, war vollkommen angstfrei.“ Wenders ist sich sicher, das war der Tod. Doch wie schon sein Vater, den er zuhause auf seinem letzten Weg begleitete, möchte er dem Ende eines Tages voll Zuversicht entgegengehen.

Filmemacher Wim Wenders ist eine der elf Persönlichkeiten, die für die Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“ berührende Einblicke in ihre Gedanken zu Frage „Was bleibt?“ gegeben haben. Daraus entstanden sind berührende Fotografien, die verschriftlichten Interviews sowie Kurzfilme aus den Gesprächen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: Initiative „Mein Erbe tut Gutes, Fotocredit: Bettina Flitner

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