Beeinflussen individuelle Ansichten zur Corona-Pandemie die Partnerwahl beim Online-Dating? Hierzu hat die psychologische Partnervermittlung Gleichklang.de ihre Mitglieder befragt. Ebenfalls wurde nach der Haltung zu Schutzmaßnahmen und zur Vorsicht beim Online-Dating sowie nach Covid-19 Erkrankungen im sozialen Umfeld gefragt.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Befragten ließen sich statistisch drei Gruppen zuweisen, die sich anhand ihrer Antworten beschreiben ließen als:
– Corona-Realisten (erkennen Gefährlichkeit der Pandemie)
– Corona-Verunsicherte (nehmen Pandemie ernst, aber haben Zweifel)
– Corona-Leugner („Querdenker“, leugnen die Pandemie)
Die große Mehrheit der Corona-Realisten gab an, eine Partnerschaft mit Corona-Leugnern abzulehnen.
Umgekehrt gab die große Mehrheit der Corona-Leugner an, keine Partnerschaft mit jemanden zu wollen, der die Corona-Pandemie ernst nehme.
Corona-Verunsicherten zeigten ein weniger klares Muster, schlossen aber mehrheitlich ebenfalls eine Partnerschaft mit Corona-Leugnern aus.
Bezüglich der Einhaltung zu Schutzmaßnahmen im Allgemeinen und zur Vorsicht beim Online-Dating zeigten sich große Unterschiede zwischen den Gruppen:
– Corona-Realisten gaben in großer Mehrheit an, die Schutzmaßnahmen komplett oder stark zu befolgen und sich beim Dating vorsichtig zu verhalten.
– demgegenüber gab die große Mehrheit der Corona-Leugner umgekehrt an, die Schutzmaßnahmen gar nicht oder nur schwach zu befolgen und sich auch beim Dating nicht vorsichtig zu verhalten.
– zwischen beiden Gruppen lagen die Corona-Verunsicherten, von denen aber ebenfalls eine Mehrheit angab, die Schutzmaßnahmen mindestens mittelgradig zu befolgen und auch beim Dating Vorsicht walten zu lassen.
Deutliche Unterschiede gab es zwischen den Gruppen in der Häufigkeit von Covid-19 Erkrankungen im engen und weiten sozialen Umfeld, insbesondere bezüglich schwerer und tödlicher Verläufe:
– vier von 10 Covid-Realisten, aber nur neun von 100 Corona-Leugnern berichteten über einen schweren oder tödlichen Covid-19 Fall im engen oder weiten sozialen Umfeld.
– bei den Covid-Verunsicherten schilderte eine von vier Befragten einen schweren Covid-Fall.
Details zu Befragung und Ergebnissen
Gleichklang.de befragte im Rahmen einer Online-Umfrage 1044 partnersuchende Mitglieder. Unter den Befragten waren 639 Frauen, 394 Männer und 12 Personen mit non-binärem Geschlecht. Das Durchschnittsalter betrug 51 Jahre. Die Altersverteilung schwankte zwischen 18 und 88 Jahren.
Die Befragung wurde im Zeitraum zwischen dem 08.05.2021 und dem 24.05.2021 durchgeführt und durch den Diplom-Psychologen Dr. Guido F. Gebauer ausgewertet.
Klassifizierung der Befragten gemäß ihren Einstellungen zu Corona
Die Befragten wurden gebeten, die folgenden beiden Aussagen zur Corona-Pandemie zu bewerten:
– die sozialen Medien sind voll von Geschichten, die behaupten, die Corona-Pandemie sei ein einziger Schwindel und die Schutzmaßnahmen eine hysterische Überreaktion.
– das Corona-Virus ist nur ein Vorwand, um die Menschen zu unterdrücken.
Außerdem wurden die Befragten gebeten, anzugeben, ob sie sich mit der sogenannten „Querdenkerbewegung“ identifizieren.
Die Beantwortung erfolgte jeweils auf einer vierstufigen Skala (starke Ablehnung/sicher falsch, Ablehnung/wahrscheinlich falsch, Zustimmung/wahrscheinlich wahr, starke Zustimmung/sicher wahr).
Mithilfe eines statistischen Klassifikationsverfahrens (Cluster-Analyse) konnten die Befragten drei Gruppen zugewiesen werden, die sich anhand ihrer Antworten folgendermaßen beschreiben ließen:
– Corona-Realisten (60,6 % der Befragten) hatten keinerlei Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Corona-Pandemie und lehnten die „Querdenkerbewegung“ ab. Sie waren in ihren Antworten konsistent und reagierten mit starker Ablehnung auf die Corona leugnenden Aussagen und auf die Frage, ob sie sich mit der „Querdenkerbewegung“ identifizierten.
– Corona-Verunsicherte (21,9 % der Befragten) stimmten zwar der Ernsthaftigkeit der Pandemie grundsätzlich zu und lehnten die „Querdenkerbewegung“ ab, zeigten aber in ihren Antworten trotzdem eine gewisse Verunsicherung. Sie waren in ihren drei Antworten nicht immer völlig konsistent und wählten zudem besonders häufig die schwächere Form der Ablehnung.
– Corona-Leugner (17,5 % der Befragten) waren sich sicher, dass es die Pandemie als ernsthafte Bedrohung gar nicht gebe und diese vielmehr anderen Zwecken diene. Sie identifizierten sich zudem mit der „Querdenkerbewegung“. Sie zeigten eine hohe Konsistenz in ihren Antworten und wählten meistens die starke Zustimmung, gelegentlich aber auch die schwächere Zustimmung zu Corona leugnenden Aussagen und zur Identifikation mit der „Querdenkerbewegung“.
Wer kann mit wem?
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, ob sie sich eine Partnerschaft mit Personen, die Corona ernstnehmen, oder umgekehrt mit Corona-Leugnern vorstellen können oder nicht:
– 84,7 % der Corona-Realisten gaben an, dass sie sich eine Partnerschaft mit Corona-Leugnern nicht vorstellen könnten. – 70,4 % der Corona-Leugner gaben umgekehrt an, sich eine Partnerschaft mit Menschen, die die Pandemie ernstnehmen, nicht vorstellen zu können.
Weniger eindeutig legten sich hier die Corona-Verunsicherten fest, wobei aber unter den Corona-Verunsicherten 54,5 % eine Partnerschaft mit Corona-Leugnern ablehnten, während lediglich 9,1 % eine Partnerschaft mit Corona-Realisten ablehnten.
Befolgung von Schutzmaßnahmen
Allgemeine Befolgung
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, ob sie die Corona-Schutzmaßnahmen komplett, stark, mittelgradig, schwach oder gar nicht befolgten:
– 93,8 % der Corona-Realisten gaben an, alle Schutzmaßnahmen komplett oder in starkem Ausmaß einzuhalten.
– 6 % der Corona-Realisten gaben an, die Schutzmaßnahmen mittelgradig zu befolgen.
– lediglich 0,2 % der befragten Corona-Realisten schilderten eine nur schwache Befolgung der Schutzmaßnahmen.
Ein völlig anderes Bild zeigte sich bei den Corona-Leugnern:
– lediglich 11,4 % der befragten Corona-Leugner schilderten, sich komplett oder stark an die Schutzmaßnahmen zu halten.
– 24,6 % der Corona-Leugner gaben an, sich mittelgradig an die Maßnahmen zu halten.
– 25,7 % der Corona-Leugner berichteten, sich in einem schwachen Ausmaß an die Schutzmaßnahmen zu halten.
– 38,3 % der Corona-Leugner gaben an, sich überhaupt nicht an die Schutzmaßnahmen zu halten.
Die Corona-Verunsicherten lagen im Mittelfeld – aber deutlich näher bei den Corona-Realisten als bei den Corona-Leugnern:
– 51,3 % der Corona-Verunsicherten gaben an, alle Schutzmaßnahmen komplett oder in starkem Ausmaß zu befolgen.
– 34,7 % der Corona-Verunsicherten berichteten über eine mittelgradige Einhaltung der Schutzmaßnahmen.+
– 11 % Corona-Verunsicherten gaben an, die Schutzmaßnahmen nur schwach zu befolgen.
– lediglich 3 % Corona-Verunsicherten schilderten, die Schutzmaßnahmen überhaupt nicht einzuhalten.
Vorsicht beim Dating
Die Befragten wurden ebenfalls gebeten, ihre Zustimmung oder Ablehnung zu der Aussage „Ich bin/werde beim Dating vorsichtig sein, um eine Infektion mit Corona zu vermeiden?“ auf einer vierstufigen Skala anzugeben:
– 91,2 % der Corona-Realisten gaben an, beim Dating vorsichtig zu sein.
– lediglich 8,8 % der Corona-Realisten verneinten die Vorsicht.
Völlig anders fielen die Ergebnisse bei den Corona-Leugnern aus:
– nur 26,1 % der Corona-Leugner stimmten der Aussage zu, sich beim Dating vorsichtig zu verhalten.
– mit 73,9 % dominierte bei den Corona-Leugnern eine Ablehnung von Vorsicht beim Online-Dating.
Die Corona-Verunsicherten lagen wiederum im Mittelfeld und dabei erneut näher bei den Corona-Realisten als bei den Corona-Leugnern:
– 70,1 % der Corona-Verunsicherten gaben an, sich beim Dating vorsichtig verhalten zu wollen.
– die Ablehnungsrate von Vorsicht lag bei den Corona-Verunsicherten entsprechend bei 29,9 %.
Covid-19 im Freundes- und Bekanntenkreis
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, ob es bei ihnen im engen oder fernen sozialen Umfeld Covid-19 Erkrankungen gegeben habe und wie schwerwiegend diese verlaufen seien.
– 89,7 % der Corona-Realisten, 87,3 % der Corona-Verunsicherten und 72,1 % der Corona-Leugner gaben an, Kenntnis von einer Covid-19 Erkrankung im engeren oder fernen sozialen Umfeld zu haben.
Sehr viel stärker wurden die Unterschiede, wenn nach tödlichen oder schweren Verläufen gefragt wurde:
– 42,1 % der Corona-Realisten, aber nur 16,4 % der Corona-Leugner berichteten über einen schweren oder tödlichen Verlauf von Covid-19 im engeren oder weiten sozialen Umfeld. Im Mittelfeld lagen wiederum die Corona-Verunsicherten mit 26,2 %.
Schlussfolgerungen
Psychologe Gebauer sieht in den Ergebnissen der Umfrage einen Beleg für eine Spaltung der Gesellschaft, die sich auch bei der Partnersuche zeige. Dies gehe soweit, dass eine große Mehrheit der Corona-Realisten sich eine Partnerschaft mit Corona-Leugnern nicht vorstellen könne, was umgekehrt ebenso der Fall sei.
Allerdings seien die Vorbehalte der Corona-Realisten gegenüber Corona leugnenden Beziehungspartnern nicht ohne nachvollziehbaren Grund:
– während die überwältigende Mehrheit der Corona-Realisten bereit sei, die Schutzmaßnahmen einzuhalten und sich auch bei der Partnersuche vorsichtig zu verhalten, fehle es der großen Mehrheit der Corona-Leugner an einer Bereitschaft zu Vorsicht und Infektionsschutz.
Diese mangelnde Vorsicht, über die die Corona-Leugner selbst berichteten, sei konsistent mit ihren Überzeugungen. Sie stelle aber bei der Partnersuche eine Gefährdung der eigenen Person und anderer Personen dar, zumal sich die meisten Corona-Leugner sicherlich kaum impfen lassen würden.
Der Anteil der Corona-Leugner in der Gesellschaft genüge, um die Online-Partnersuche in der gegenwärtigen pandemischen Lage für alle zu einer Hochrisiko-Aktivität zu machen.
Partnersuchende sollten daher sehr genau auf die Einstellungen ihrer potentiellen Dating-Partner zu Corona und den Schutzmaßnahmen achten.
Eine bereits im Vorfeld erfolgende Ablehnung einer Kontakt-Vertiefung mit Corona-Leugnern könne dabei das individuelle Dating-Risiko mindern.
Interessant sei, dass die Corona-Leugner in dieser Umfrage wesentlich seltener in ihrem sozialen Umfeld mit schweren oder tödlichen Covid-19 Erkrankungen konfrontiert gewesen seien als die anderen Mitglieder. Aus psychologischer Sichtweise sei zu vermuten, dass die Konfrontation mit solchen schweren Krankheitsfällen im sozialen Umfeld so manche heutige Corona-Realisten davor bewahrt habe, in Corona leugnende Denkmuster abzugleiten. Umgekehrt mögen sich Menschen mit Anfälligkeit für Corona-Leugnung durch fehlende schwere Verläufe in ihrem sozialen Umfeld subjektiv bestätigt sehen und so an ihren Überzeugungen festhalten.
Gebauer betont aber, dass die Spaltung beim Online-Dating nicht überbewertet werden sollte:
Es könne von einer großen Mehrheit von Corona-Realisten ausgegangen werden können, die die Ernsthaftigkeit der Pandemie erkenne und entsprechend auch bereit sei, notwendige Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Zwischen Corona-Realisten und Corona-Leugnern gebe es zudem eine weitere Gruppe von Personen, die zwar grundsätzlich ebenfalls die Ernsthaftigkeit der Pandemie bejahe, aber dennoch verunsichert sei, sich dabei in ihrer Verunsicherung aber nicht mit der „Querdenkerbewegung“ identifiziere.
Die „Querdenkerbewegung“ sei tatsächlich die kleinste, aber laustärkste Gruppe.
Da Online-Partnersuche bei direkten Begegnungen das Infektionsrisiko erhöhen könne, sieht Gebauer die Online-Partnervermittlungen in der Pflicht, über Corona aufzuklären und möglichem Risikoverhalten ihrer Mitglieder entgegenzuwirken.
Gleichklang empfehle den Mitgliedern derzeit weiterhin, Kontakte stärker auf der Online-Ebene zu vertiefen, sich wechselseitig über mögliche Infektionsgefahren und den eigenen Gesundheitszustand zu informieren und bei direkten Begegnungen von den Möglichkeiten der Schnelltests Gebrauch zu machen. Aus Dating-Sicht sei zudem für eine künftig wieder entspanntere Online-Partnersuche eine hohe Impfquote unverzichtbar.
Quelle: Gleichklag, Archivbild/Pixabay