Mit großer Erwartung schalteten gestern Millionen Zuschauer zum zweiten Mal ein, um den Film des schillernden Modemachers Rudolph Moshammer zu sehen. Diesmal zeigte 3SAT die Produktion. Die Besetzung war die A-Liga der Deutschen Schauspieler-/innen und auch ein „Prinz“ befand sich darunter. Moshammer-Chauffeur Herr Fröschl wurde gespielt von Pavel Travnicek (67), den die meisten als schönen Prinzen im Kult-Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (1973) sicher noch in Erinnerung haben.

Brilliant die kürzlich verstorbene Schauspielerin Hannelore Elsner als Mama Moshammer, die ihren Sohn gängelte und kontrollierte und natürlich Thomas Schmauser als Rudolph Moshammer. Alles in allem hübsch anzusehen, die Dialoge brachten einen zum Schmunzeln, aber als es auf 21:00 Uhr zuging fragte man sich, was jetzt wohl noch in den Verbleibenden 45 Minuten passieren sollte. Es wurde ein menschenfreundlicher Designer gezeigt, der seiner „Kollektion“ im Billigmarkt kaufte, das ganz aufhübschte und schon wurde ein edles Designerstück daraus. Moshammer, der eine soziale Ader hatte und intelligent argumentieren konnte, fast wie ein Philosoph. Ja, dieser Moshammer hat durchaus seine großen Momente, etwa wenn er seinen Kunden das Gefühl vermittelte, sie seien seine Seelenverwandten und könnten mit der richtigen Ausstattung aussehen wie ein Star. Er verstand es brilliant sich in seine Kunden hinein zu versetzen. Aber er hat auch seine dunklen Seiten, eine schmerzende Traurigkeit und ein oft cholerisches Verhalten gegenüber seinen Mitarbeitern, was man hier auch nur kurz zu sehen bekommt. Bis in die Nebenrollen toll besetzt (Sunnyi Melles und Hanns Zischler) und auch die blutjunge Berliner Schauspielerin Lena Urzendowsky überzeugte als unscheinbare Evi.

Aber wo war der verborgende Moshammer? Der, der in sich zerrissen war, der der in der Öffentlichkeit ein Bild wahrte, was er des nächtens ad absurdum führte. Seine verzweifelte Suche nach Liebe, die Leere und Traurigkeit in der Nacht, die er mit Strichern versuchte auszufüllen, wurde nicht thematisiert. Man muss den traurigen Tod des Medienlieblings Moshammer nicht nochmal eingehend verarbeiten, aber doch seine Beliebtheit beim sogenannten einfachen Volk. Man hätte beleuchten können, warum all die schillernden Persönlichkeiten, die sich Zeit seines Lebens gerne um ihn scharrten, von der Beerdigung fern blieben. Es gibt noch so viel, was Rudolph Moshammer ausgemacht hat, was hier leider fehlte. Auch die Nutznießer der Medien – allen voran die Privaten, die den nach Aufmerksamkeit lechzenden Moshammer gnadenlos ausnutzen und auch noch seine Beerdigung vermarkteten. Gute Quoten für den Rudolph-Moshammer-Film „Der große Rudolph“ in der ARD: Insgesamt 4,11 Millionen Menschen schalteten bei der Erstausstrahlung ein. Trotz einiger Schwachstellen war es eine gelungene Produktion. Fazit: eine Fortsetzung wäre wünschenswert.

 

 

 

 

Text: Martina Uckermann, Bildrechte: WDR

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