Dreharbeiten in Köln zum Kinofilm mit Lina Beckmann, Charly Hübner und Benno Fürmann

©KNJ/Martina Uckermann

Der unangenehme Dauerregen konnte die zahlreichen Pressevertreter nicht davon abhalten, der Einladung von Barbarella Entertainment GmbH zum Settermin nach Köln-Auweiler zum Dreh des Kinofilms „Fühlen Sie Sich Manchmal Ausgebrannt Und Leer?“ von Lola Randl zu folgen.  Lina Beckmann, Charly Hübner und Benno Fürmann waren trotz des stressigen Zeitplans gut gelaunt und stellten sich den zahlreichen Fragen an diesem Tag. Doch zunächst einmal zum Film. Was entsteht derzeit in Köln-Auweiler?

©KNJ/Martina Uckermann

Zum Inhalt:

Luisa (Lina Beckmann) ist eine Paartherapeutin, der so langsam alles über den Kopf wächst: Job, Ehe, Affäre. Eines Tages ist es soweit – ihr zweites Ich liegt in ihrem Bett. Sie tauft ihr Alter Ego kurzerhand Ann (Lina Beckmann). Zwar ist Ann naiv, dennoch lernfähig. Sie lebt die Bedürfnisse aus, welche Luisa mit aller Macht verdrängt: Süßigkeiten und Chips in rauen Mengen und traute Zweisamkeit mit Ehemann Richard (Charly Hübner). Luisa nutzt das zweite Ich für Spontansex mit ihrem Geliebten Leopold (Benno Fürmann), der zugleich Richards Chef ist. Ann ist jedoch nicht ohne Mission erschienen. Sie öffnet Luisa die Augen für den Blick von außen auf ihr Leben und stürzt sie in fundamentale Selbstzweifel. So muss Luisa sich plötzlich unbequemen Fragen stellen, für die sie bisher taub war. Weder der eigene Therapeut Dr. Lasalle (Rainer Egger), noch ihre Sprechstundenhilfe, die esoterische Kassiopeia (Traute Hoess) oder gar ihre beste Freundin Miriam (Inga Busch) können ihr wirklich helfen. Was nach außen wie ein plötzlicher Kontrollverlust aussieht, ist Luisas Chance zum Verinnerlichen ihrer Bedürfnisse und Sehnsüchte – eine tiefe Krise für Luisa und eine augenzwinkernde, eigenwillige Einladung für den Zuschauer, zu zweifeln und seinen Augen nicht zu trauen.

Nun zurück zum Settermin, bei dem ebenfalls die Regisseurin Lola Randl anwesend war. Hier entsteht ein für Lola Randl typischer Film. Ihre Arbeiten sind stets von einem neugierigen, oft auch ironischen Blick auf die Menschen geprägt. Ein Blick, der keine Gesellschaftskritik darstellt, sondern den Zuschauern spannende Möglichkeiten zur Selbstreflexion bietet. Und Lola Randl hat damit Erfolg. Ihr Spielfilmdebüt gab sie mit „Die Besucherin“, der 2008 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino der Berlinale uraufgeführt wurde. 2012 folgte der Film „Die Libelle und das Nashorn“ mit Mario Adorf und Fritzi Haberlandt, ein Jahr darauf kam „Die Erfindung der Liebe“ in die Kinos.

Über ihr neuestes Werk verriet Lola Randl: „Es handelt sich bei „Fühlen Sie Sich Manchmal Ausgebrannt Und Leer?“ um eine Komödie, allerdings um eine sehr tiefe Krise einer Frau. Die Frau verdoppelt sich und manch einer mag es sich so denken, als wäre es eine heitere Verwechslungskomödie. Es ist aber total – aus meiner Sicht – bitterer Ernst, obwohl tatsächlich die Leute lachen und auch ich jetzt vor dem Monitor lache.“

 

Lina Beckmann über ihre Rolle: „Ich habe kurz gedacht, dass ich größenwahnsinnig bin“!

©KNJ/Martina Uckermann

Diese Aussage führt unweigerlich zu Lina Beckmann, die sich der Herausforderung einer Doppelrolle stellt und in dem Film zwischen zwei Männern steht. Wie war es für sie beim Lesen des Buches, festzustellen, dass sie sich quasi doppelt spielen muss? „Ich habe kurz gedacht, dass ich größenwahnsinnig bin auch nur eine Minute zu denken, dass man das kann. Wenn man das Drehbuch liest, dass man beide Rollen spielen kann. Aber jetzt kommen wir so langsam rein.“ Immerhin befindet sich das Team im letzten Drittel des Films. Auf die Frage, ob es schwierig sei, an einem Tag manchmal beide Personen zu spielen, antwortet Lina Beckmann: „Ja, das ist schwierig, aber weil ich beide so gerne mag und die mir beim Lesen so ins Herz gesprungen sind, habe ich das Gefühl, irgendwie finde ich sie ganz gut oder kann sie mir ganz gut greifen. Auch wenn es nur für so einen Moment ist oder wenn man schnell wechseln muss, habe ich das Gefühl, die sind mir beide ganz lieb. Ich lieb die beiden so als Figuren. Dann ist es nicht so schwer, als wenn man sich daran abarbeiten oder jemanden so suchen muss.“

©KNJ/Martina Uckermann

Gleichzeitig hat Luisa auch noch einen Liebhaber

Neben dem alltäglichen „sich ausgebrannt und leer fühlen“, führt Luisa/Ann eine glückliche Beziehung mit ihrem Ehemann Richard, gespielt von Charly Hübner, welcher auch im wahren Leben der Ehemann von Lina Beckmann ist. Gleichzeitig hat Luisa auch noch einen Liebhaber – und da kommt Liebhaber Leopold, Benno Fürmann, zu Wort.

 

©KNJ/Martina Uckermann

An dem Buch hat mich sehr der Humor gereizt, so Benno Fürmann

Wie ist es bei den im Buch charakterlich sehr stark verschiedenen Männern, den Leopold als Liebhaber zu spielen? Was hat Benno Fürmann an dem Buch gereizt? „An dem Buch hat mich sehr der Humor gereizt. Lachen ist für mich eigentlich ein sozialer Akt. Das passiert mir wirklich selten, dass ich alleine vor mich hin lache. Sei es weil ich „gaga“ geworden bin oder ob ich alleine auf Couch ohne etwas vor mich hin lache. Oder selbst bei der Lektüre eines Drehbuchs oder sonstiger Literatur passiert es mir auch selten, dass ich wirklich laut lache. Hier ging es mir so. Allerdings hat es auch eine schmerzliche Komponente, weil wir ja irgendwie so alle ein bisschen abgespalten sind und alle so ein bisschen glücklich in Gesellschaft und dann gerne auch mal einsam wenn wir alleine sind. Das kennt jeder. Leopold ist dann auch primär der Chef von Richard, aber er ist natürlich auch ein eigentlich ganz „okayer“ Typ, der auch spirituell sich weiterentwickeln möchte. Insofern hat er jetzt moralisch – finde ich, also so spiele ich ihn  – nicht so ein Riesenproblem damit, dass er mit der Frau eines Angestellten schläft, weil: Er hat gelernt, dass man zu seinen Gefühlen stehen soll. Dann ist man authentisch. Je authentischer man selbst ist, desto positiver strahlt man in die Welt. Also ist das letztendlich auch gut für Richard.“

 

Charly Hübner über seine Rolle: „Der Richard ist für mich ein Hauch von einem Mann“!

Fehlt nur noch der Dritte im Bunde, die treue Seele Richard, gespielt von Charly Hübner. Wie ist ein so doch recht gutmütig gestrickter Ehemann für ihn? Spielt er diese Rolle gerne? „Ja.“, so Charly Hübner. „Der Richard ist für mich ein Hauch von einem Mann. Und das ist mit meinen 115 kg Gewicht eine schöne Aufgabe einen „Hauch“ zu spielen. Der hat irgendwann aufgehört aufmerksam zu sein für sich und auch für seine Frau und auch für die Ehe. Deswegen ist das dann mühselig geworden, dass die Luisa sich dann woanders umguckt. Lola und ich haben uns überlegt, wie kann man das zeigen, dass einer mal lange Haare hatte aber trotzdem im Büro arbeitet aber eigentlich noch Hippie sein will. Das macht Spaß zu spielen, weil der ganz fein ist und ein ganz zerbrechlicher Mensch. Ein großes Kind eigentlich noch und überhaupt nicht konfliktfähig. Und das ist ja auch schrecklich für sie, finde ich.“

Helga Binder: „Zuerst einmal ist es nicht der erste Film von Lola Randl, den die Filmstiftung unterstützt. Es gibt ja schon eine Geschichte“!

Soweit zu den Hauptdarstellern. Anwesend waren jedoch auch diejenigen, die den Film von Anfang an mit begleitet haben. Filmemachen kostet nicht nur Geld, sondern es bedeutet auch Unterstützung und in gewisser Weise auch Vertrauen in das Talent der Regie. Helga Binder, stellvertretende Leitung Förderung bei der Film- und Medienstiftung NRW, erklärt, was für die Stiftung bei so einem Stoff in der Diskussion, bzw. interessant ist: „Zuerst einmal ist es nicht der erste Film von Lola Randl, den die Filmstiftung unterstützt. Es gibt ja schon eine Geschichte. Bei dem jetzigen Projekt sind wir ja auch schon in der Entwicklung reingegangen und das Buch hat uns fasziniert eben weil es eine Komödie ist und weil es eine ganz andere Komödie ist. Wir waren eigentlich ganz gespannt, was sie mit so einem Komödienstoff macht und hat uns, wie gesagt, schon in der Entwicklung überzeugt. Wir glauben an das Komische an dem Stoff.“

 

„Ich nehme das Stichwort Komödie noch einmal auf.“, so Dr. Barbara Buhl

Ein besonderer Dank ging an Dr. Barbara Buhl und Prof. Gebhard Henke, beide Leiter des Programmbereichs, bzw. der Programmgruppe, Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR, da beide dafür sorgen, dass der WDR dem Kino treu bleibt, und dass auch Filme wie beispielsweise „Toni Erdmann“, eine Komödie, die im Kino erfolgreich funktioniert, möglich sind. Was ist an der Kooperation Kino und Fernsehen für den WDR interessant? „Ich nehme das Stichwort Komödie noch einmal auf.“, so Dr. Barbara Buhl. „Natürlich wissen wir alle, dass Komödien im deutschen Kino am allerbesten funktionieren. Wobei ich sagen muss, dass ich bei dem Stoff am Anfang ein bisschen skeptisch war, weil wir viele Verwechslungskomödien, also Doppelrollen sozusagen, komischerweise in der letzten Zeit angeboten bekommen haben und was aber das Besondere an dem Stoff war, das ist eben nicht, dass eine Schauspielerin zwei verschiedene Figuren, Zwillinge zum Beispiel, spielt, sondern, dass es wirklich nur um eine Figur geht, die sozusagen ihre beiden Seiten plötzlich konfrontiert sieht. So richtig sicher war ich aber eigentlich, dass das Ding funktionieren wird, als ich die Besetzung kannte. Denn das ist wirklich eine Traumbesetzung gerade in diesen drei Hauptrollen. Und Lina war eigentlich der Inbegriff dessen, weil ich finde eine Komödie kann nur dann richtig gut werden, wenn die Figuren selber sehr ernst genommen werden.“

Alexandre Dupot-Geisselmann:“Man bekommt selten eine Komödie auf den Tisch. Es ist aber nicht nur die Komödie, sondern auch die Art und Weise wie man a eigentlich in den Menschen reinguckt und b in die verschiedenen Facetten. Das Buch ist böse“!

Das letzte Wort ging an Alexandre Dupot-Geisselmann von farbfilm Verleih, welcher den Film im nächsten Jahr in die Kinos bringen wird. Warum fiel die Entscheidung zum Verleih ausgerechnet auf diesen Film? „Ich kann nur in das gleiche Horn blasen, wie alle anderen, die schon vor mir gesprochen haben: Man bekommt selten eine Komödie auf den Tisch. Es ist aber nicht nur die Komödie, sondern auch die Art und Weise wie man a eigentlich in den Menschen reinguckt und b in die verschiedenen Facetten. Das Buch ist böse. Man muss lachen und während man lacht bleibt man irgendwo stecken, weil man eigentlich merkt, wie brutal und böse das eigentlich ist, worüber man gerade lacht. Das ist etwas ganz Besonderes und das habe ich selten im deutschen Kino. Es ist sehr skandinavisch oder auch britisch, es ist sehr intelligent, es macht Spaß und ich bin wahnsinnig gespannt auf das, was da jetzt kommt.“

Auch wir Zuschauer dürfen gespannt sein. Eines ist jedoch jetzt schon klar: Hier arbeiten sehr viele Menschen mit einer großen Liebe zum Film und zur Kunst an einem Werk, das eine eingespielte Film-Team-Familie zusammenschweißt. „Fühlen Sie Sich Manchmal Ausgebrannt Und Leer?“ ist eine Produktion der Kölner COIN FILM GmbH (Produzenten: Christine Kiauk, Herbert Schwering) in Ko-Produktion mit der niederländischen Circe Films B.V. (Produzentin: Stienette Bosklopper), dem WDR (Redaktion: Barbara Buhl, Andrea Hanke) und ARTE (Redaktion: Barbara Häbe). Gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW, Nordmedia, der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, dem DFFF sowie dem BKM. farbfilm verleih wird „Fühlen Sie Sich Manchmal Ausgebrannt Und Leer?“ 2017 in die Kinos bringen.

 

 

 

 

 

Text- und Bildrechte: KNJ/Martina Uckermann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert