Der Bundesvorsitzende der Hilfsorganisation „Weißer Ring“, Jörg Ziercke, hat trotz erster Lockerungsmaßnahmen vor einem versteckten Anstieg häuslicher Gewalt als Folge der Corona-Pandemie gewarnt. „Häusliche Gewalt findet an jeden einzelnen Tag in Deutschland statt, nicht nur während der Corona-Krise“, sagte Ziercke der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). „Wir gehen aber davon aus, dass es während der Corona-Einschränkungen vermehrt zu Fällen gekommen ist und auch noch kommt“, so der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes.

Es gibt Studien, nach denen eine von häuslicher Gewalt betroffene Frau sieben Anläufe benötigt, sich aus einer solchen Beziehung zu befreien

„Aus Erfahrung wissen wir, dass sich Spannungen in Gewalt entladen können, wenn Menschen auf engem Raum zusammensitzen und zusätzlich psychischen Belastungen ausgesetzt sind wie Ängsten um Gesundheit und Jobverlust oder Zukunftsunsicherheiten. All das bietet Corona“, sagte Ziercke. „Unsere Erfahrung zeigt aber auch, dass sich die Gewalttaten nicht schnell in sichtbaren Zahlen niederschlagen müssen.“ Die Betroffenen würden sich nicht gleich nach der Tat melden und auch nicht auf einen Stichtag hin, etwa nach Ankündigung von Lockerungsmaßnahmen. „Viele Betroffene leben jahrelang mit häuslicher Gewalt, bis sie sich Hilfe suchen. Es gibt Studien, nach denen eine von häuslicher Gewalt betroffene Frau sieben Anläufe benötigt, sich aus einer solchen Beziehung zu befreien“, so Ziercke.

 

 

 

 

 

 

Quelle: Rheinische Post, Bildrechte: Peyel

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