Wirtschaftskrimi mit Heino Ferch in der Hauptrolle: Der deutsche Fotoreporter Moritz Wagner kehrt in seine afrikanische Wahlheimat zurück, um den rätselhaften Tod seiner Frau aufzuklären. Dabei stößt er auf ein System veruntreuter Entwicklungsgelder.

Über die spannende Mordermittlung hinaus macht der Wirtschaftskrimi „Tod in Mombasa“ auf ein aktuelles Thema aufmerksam: die menschenunwürdigen und lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen, mit denen Kobalt in vielen Minen im Kongo abgebaut wird. Kobalt ist wichtig für unsere zukunftsweisenden E-Autos und ein gar nicht so „sauberer“ Rohstoff.

Ein zweites Thema spielt im Film eine wichtige Rolle: die fotografische Dokumentation von Krieg und dessen fatale Folgen. Unerlässlich, um Menschen aufzurütteln. Aber diese Tätigkeit hinterlässt auch traumatisierende Erfahrungen beim Reporter selbst, der alles ungefiltert als Augenzeuge sieht.

Heino Ferch spielt diesen Kriegsfotografen Moritz Wagner, der in eigener Sache ermittelt, auf eindringliche Weise. Hinter der vermeintlich starken männlichen Fassade gestattet uns Ferch Einblicke in die verletzte, einsame Seele des Fotografen, dessen Ehe an seinem Beruf zu zerbrechen droht. Und natürlich spielt die Analyse und Rekonstruktion von alten Fotos eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung des Falls.

Matthias Pfeifer

 

Interview mit Autor und Regisseur Jörg Lühdorff

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über einen Kriegsfotografen im Kongo zu drehen?

Inspiriert wurde ich durch die Afrika-Romane von Lena Blaudez. Darin geht es um eine Fotojournalistin in dem westafrikanischen Land Benin. Zudem wollte ich mich stärker mit einem aktuellen Thema beschäftigen: Der Ukrainekrieg und seine Folgen hat mir vor Augen geführt, dass wir Europäer Wege finden müssen, uns direkten Zugang zu den gigantischen Rohstoffen dieser Welt zu verschaffen. Doch es ist ein Balanceakt, den richtigen Weg zu finden zwischen wirtschaftlichen Interessen und moralischem Anspruch. Der Kongo ist dafür das beste Beispiel. Das Land verfügt über gigantische Bodenschätze, dennoch ist ein Großteil der Bevölkerung bettelarm und hat keine Chance, sich aus dieser Situation zu befreien. Dass dieser Reichtum an Bodenschätzen immer wieder auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen führt, war dann das ideale Thema für einen Kriegsfotografen, der diese Konflikte seit Jahren dokumentiert. Dabei war ein Glücksfall, da sich Heino Ferch persönlich schon immer sehr für Fotografie interessierte, und er nebenbei auch noch ein begnadeter Fotograf ist.

Gedreht haben Sie in Griechenland, waren aber auch selbst mit einem Team in Kenia. Welche Eindrücke haben Sie dort gewonnen?

Aus organisatorischen Gründen haben wir einen Großteil in Griechenland gedreht. Schon aus Sicherheitsgründen wäre es unmöglich gewesen, im Kongo zu drehen, wo die Geschichte des Films spielt. Entsprechend haben wir uns entschieden, für einzelne Szenen nach Kenia zu gehen. Doch auch in Kenia musste der gesamte Dreh von bewaffneten Polizisten begleitet werden, obwohl ich mich dort nie unsicher gefühlt habe. Es war für mich faszinierend, dieses Land mit seinen gigantischen Gegensätzen kennenzulernen: die unglaublichen Landschaften in den Nationalparks mit seinen Tieren, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, und dann eine Stadt wie Mombasa, die einem zunächst chaotisch, überfüllt und heiß vorkommt. Es war unglaublich, Menschen zu beobachten, die aus dem Blickwinkel eines Europäers extrem arm sind und dennoch mit einer bewundernswerten Zielstrebigkeit ihr Leben verfolgen.

Der Film thematisiert den Kobaltabbau in der Demokratischen Republik Kongo. Welche Rolle spielt Kobalt im alltäglichen Leben?

Wir malen uns gar nicht aus, welch ungeheuren Einfluss Kobalt auf unser tägliches Leben hat. Der Kongo verfügt über 73 Prozent des weltweiten Kobaltvorkommens, welches für Lithium-Ionen-Akkus für Smartphones, Laptops und E-Autos gebraucht wird. Wenn wir wüssten, unter welch schrecklichen Bedingungen ein Großteil dieser Rohstoff im Kongo gefördert wird, würden wir uns vermutlich zweimal überlegen, ob wir bereits nach zwei Jahren ein neues Handy brauchen. Letztendlich funktionieren auch unsere umweltfreundlichen Elektroautos nur auf Kosten Afrikas, denn der Kobaltabbau ist oft mit verheerenden Umweltauswirkungen wie Wasserverschmutzung und Emissionen von Schadstoffen verbunden – ganz zu schweigen von den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Das soll nicht heißen, dass wir komplett auf alles verzichten sollen. Doch es würde schon helfen, wenn man die Bedingungen, unter denen diese Rohstoffe gefördert werden, verbessern könnte.

Was war Ihnen bei der Umsetzung der sehr aktuellen Themen wichtig?

Uns war es extrem wichtig, einen Blick auf Afrika zu haben, der weder klischeehaft verkitscht noch überdramatisiert bedrohlich wirkt. Es sollte bei all den Drehbedingungen ein möglichst authentisches, filmisches Abbild der Wirklichkeit werden. Das klingt zunächst einfacher, als es tatsächlich war – denn wir konnten nicht einfach die Kamera auf die Straße stellen und die Szenen dort inszenieren. Man kann auch nicht in Minen drehen, die schon für die Arbeiter beim Kobaltabbau zum Teil lebensgefährlich sind. Genauso wichtig war uns natürlich, die Kriegsfotografie adäquat zu erzählen. Sie spielt eine bedeutende Rolle in der Dokumentation von Konflikten und Kriegen auf der ganzen Welt und ist im Moment aktueller denn je.

Was machen Kriegsbilder mit den Menschen?

Wenn man als Regisseur arbeitet, sind Bilder eine der wichtigsten Komponenten des Films. Bilder emotionalisieren und erzählen Geschichten, mit ihnen manipuliert man im positiven Sinne die Zuschauer. Jetzt trifft man mit dem Beruf des Kriegsfotografen auf eine Spezies, die der Wahrheit verpflichtet ist. Natürlich versuchen die Fotografen durch Auswahl des Winkels, der Position der Kamera oder der Position des Lichts den Ausdruck der Bilder zu beeinflussen. Aber immer nur in dem Sinne, dass sie den Betrachter möglichst nah an die wahre Begebenheit heranführen. Viele dieser Bilder haben die Sicht auf wichtige geschichtliche Ereignisse mitbeeinflusst und das kollektive Gedächtnis geprägt. Damit ist für die Fotografen und diejenigen, die die Fotos veröffentlichen, aber auch eine enorme Verantwortung verbunden. Wir erwarten zu Recht von Journalisten und Fotografen, dass sie, in unserem Sinne, ihre Geschichten und Fotos wahrheitsgemäß recherchieren.

Hatten Sie nicht ein wenig Sorge, mit diesen Themen Zuschauerinnen und Zuschauer am Montagabend zu viel zuzumuten?

Von Anfang an ging es darum, die richtige Balance aus Anspruch und Unterhaltung zu finden. Die Themen sind sehr komplex. Daher kann so ein Film auch immer nur ein Anstoß sein, sich damit näher zu beschäftigen oder einen ersten Eindruck von der Thematik zu vermitteln.

Frei nach den Romanen von Lena Blaudenz

ZDF: Montag, 5. Februar 2024, 20.15 Uhr
ZDFmediathek: ab Samstag, 27. Januar 2024, 10.00 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text – und Bildquelle: ZDF, Fotocredit: MARQ RILEY

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