Mit einer neuen Vermittlungs-Option unterstützt die psychologische Online-Partnervermittlung Gleichklang.de gezielt Autisten bei ihrer Partnersuche:

– Gleichklang erfragt von allen Mitgliedern, ob bei ihnen ein Autismus vorliegt. Gleichzeitig werden alle Mitglieder gefragt, ob bei ihnen eine Akzeptanz und Wertschätzung für eine mögliche Beziehung mit einer autistischen Person besteht.

– Bei der Partnervermittlung erfolgt auf dieser Grundlage eine Vorauswahl. Autistische Personen erhalten auf eigenen Wunsch nur solche Vorschläge, wo eine Grundakzeptanz für ihre autistischen Merkmale bereits vorhanden ist.

Guido F. Gebauer, Gleichklang-Psychologe und Autor des Dating-Ratgebers „A Perfect Match?„,  erläutert, dass dieses Vorgehen die Schwelle für eine effektive Kontaktaufnahme vermindere. Außerdem würden dadurch Ablehnungen, Irritationen und Enttäuschungen reduziert. Durch den so entstehenden Online-Kontakt falle es Autisten später leichter, eine gute Kommunikationsbasis auch bei direkten Begegnungen aufzubauen.

Gebauer rät Autisten, sich in ihren Dating-Profilen authentisch zu beschreiben und ihren Autismus direkt zu benennen. Psychologische Studien zeigten nämlich, dass autistische Profile als genauso attraktiv, vertrauenswürdig und begehrenswert für eine erste Verabredung eingeschätzt würden wie die Profile nicht autistischer Personen. Die explizite Benennung des Autismus erhöhe dabei sogar das Interesse an einer Verabredung bei denjenigen Personen, die Autisten nicht stigmatisieren. Genau dies seien die Personen, die Autisten kennenlernen möchten.

Aktuell bezeichnen sich nach Angaben von Gebauer ca. 1 % der Mitglieder von Gleichklang als Autisten. 11 % der Mitglieder seien an einer Beziehung mit Autisten interessiert. Damit erfolge einerseits die gewünschte starke Fokussierung der Vermittlung und andererseits gebe es bei einem Verhältnis von 1 zu 11 genug Spielraum für Vermittlungen.

Gebauer erläutert, dass die neue Option zur Partnersuche für Autisten auf direkte Anregung durch autistische Mitglieder eingeführt worden sei. Bereits jetzt erhalte die Plattform positive Rückmeldungen von autistischen Mitgliedern über die neue Option. Eine ausführliche Evaluation der Vermittlungsraten werde in ein bis zwei Jahren stattfinden, wenn genügend Daten vorlägen.

Psychologischer Hintergrund

Zum psychologischen Hintergrund führt Gebauer aus, dass es Autisten schwerfalle, soziale Informationen zu verarbeiten, Blickkontakt zu halten, die Körpersprache zu deuten und sich selbst so nonverbal auszudrücken, dass dies allgemein verstanden werde. Hieraus ergäben sich Besonderheiten bei der sozialen Interaktion, die die Partnersuche und die Beziehungen von Autisten erschweren könnten.

Autisten seien aber keineswegs beziehungsunfähig. Der psychologische Forschungsstand zeige vielmehr, dass die Mehrheit der Autisten mit leichterem oder hochfunktionalem Autismus, einschließlich Asperger-Syndrom, sich eine partnerschaftliche Beziehung wünsche. Zudem verfügten die meisten dieser Autisten auch bereits über partnerschaftliche Erfahrungen, wobei knapp die Hälfte aktuell in einer Beziehung sei.

Studien zeigten darüber hinaus, dass Autisten eine hohe Beziehungszufriedenheit erreichen können. Im Durchschnitt seien Beziehungen zwischen Autisten untereinander glücklicher als Beziehungen zwischen Autisten und Nicht-Autisten. Aber auch Beziehungen zwischen autistischen und nicht autistischen Personen können eine gute Beziehungszufriedenheit erreichen. Voraussetzung hierfür sei eine wechselseitige Akzeptanz und Bereitschaft, an einem gemeinsamen Verstehen zu arbeiten.

Obwohl Autisten mit leichteren Formen des Autismus im Autismus-Spektrum sich mehrheitlich Beziehungen wünschen und auch Beziehungen führen können, sei dennoch ihre Partnersuche erschwert. Dies liege auch daran, dass ihnen das Flirten schwerfalle und dass ihre eher sachliche, direkte und faktenorientierte Kommunikationsweise als Desinteresse missverstanden werden könne. Dabei zeigten Studien, dass die Intensität von Liebesgefühlen von Autisten ebenso hoch oder sogar höher sein könne als die Intensität von Liebesgefühlen von nicht autistischen Personen. Es falle Autisten jedoch schwer, ihre Gefühle so auszudrücken, dass sie auch verstanden werden.

Würden autistische Merkmale durch Beziehungspartner akzeptiert und positiv angenommen, stehe einem Beziehungsglück zwischen Autisten und nicht autistischen Personen nichts im Wege. Manche nicht autistischen Menschen könnten mit autistischen Beziehungspartnern aufgrund deren Direktheit und Ehrlichkeit sogar glücklicher werden als mit nicht autistischen Personen.

Studien zeigten außerdem, dass Autisten besonders von computerbasierten Kommunikationstechnologien profitieren können. Entsprechend nutzten auch viele Autisten das Online-Dating. Die Online-Ebene gebe ihnen die Möglichkeit, sich vorab verständlich zu machen. So falle es Autisten beispielsweise leichter, ihre Gefühle durch Emojis zum Ausdruck zu bringen, als durch nonverbale Signale in einer direkten Begegnung.

Entstehe beim Online-Dating ein tragfähiger Vor-Kontakt, sei es für Autisten einfacher, an diesen bereits bestehenden Kontakt bei direkten Begegnungen anzuknüpfen, als wenn sie spontan bei erstmaligen Begegnungen ohne vorherigen Online-Kontakt kommunizieren müssten. Durch die vorgeschaltete Online-Ebene könne die nicht autistische Person ebenfalls besser feststellen, ob sie die autistischen Merkmale annehmen und wertschätzen könne.

Allerdings bestehe bei den meisten Dating-Apps und Partnervermittlungen das Problem für Autisten, diejenigen Menschen nicht erkennen zu können, die dazu bereit seien, sich auf autistische Beziehungspartner einzulassen. Die Partnersuche werde so für Autisten oft zur berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Mit der neuen Vermittlungs-Option für Autisten bei Gleichklang sei es nun Autismus möglich, gezielt nach Menschen zu suchen, mit denen die Basis für eine gemeinsame Beziehung entstehen könne.

Umfangreiche Informationen zum psychologischen Forschungsstand zur Partnersuche von Autisten, einschließlich der Studienreferenzen, können in dem Artikel von Gebauer „Psychologie der Partnersuche für Autisten“ nachgelesen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Gleichklang.de, Archivbild/Pexels

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