„Karl May ist wie Shakespeare – dessen Werke werden auch immer wieder neu interpretiert“

 

Im Interview sprachen Wotan Wilke Möhring und sein Filmpartner Nik Xhelilaj über die Verantwortung gegenüber den alten Winnetou-Filmen, die bis heute anhaltende Winnetou-Euphorie und den Beginn ihrer innigen Freundschaft

 

An Weihnachten ist Wotan Wilke Möhring als Old Shatterhand in einer dreiteiligen Winnetou-Neuverfilmung zu sehen. Allerdings hat der Schauspieler keine Angst vor dem großen Schatten der legendären Filme aus den sechziger Jahren mit Pierre Brice und Lex Barker. „Wir haben nicht vor, das Werk der alten Filme zu beschädigen.“, sagte Möhring in einem Interview mit seinem Winnetou-Filmpartner, dem albanischen Schauspieler Nik Xhelilaj. „Im Gegenteil: Wir transportieren es mit Wertschätzung in die Gegenwart. Ich sehe das bei meinem Neffen, der 18 ist. Wenn diese Generation mit ihren Sehgewohnheiten, mit der Erfahrung von Netflix und Amazon, die alten Filme anschaut, kann sie mit der Bildsprache nichts mehr anfangen. Deshalb ist es keine Belastung, sondern eine große Freude, dafür zu sorgen, dass die Idee der großen Freundschaft zwischen zwei scheinbar unvereinbaren Kulturen weitergetragen wird.“ Xhelilaj ergänzte: „Unsere Interpretation ist eine Neuinterpretation – das ist wie bei Shakespeare. Dessen Stücke werden auch immer wieder anders gespielt.“

 

Während Möhring es für selbstverständlich hält, mit Winnetou aufgewachsen zu sein, war die populärste Figur von Karl May für Xhelilaj völliges Neuland. „In Albanien kennt niemand Winnetou. Ich habe erstmal gegoogelt.“ Welche Strahlkraft der große Apachen-Häuptling in Deutschland besitzt, wurde Xhelilaj spätestens angesichts der Gruppe aus einem Winnetou-Fanclub bewusst, die den Dreh an den Originalschauplätzen der alten Filme in Kroatien zunächst kritisch beäugte. „Am Anfang waren sie skeptisch.“, erinnerte sich der 33-Jährige. „Aber Tag für Tag kamen sie näher, und irgendwann meinte unser Produzent: Ihr habt den Test bestanden, sie beginnen, euch zu akzeptieren.“ Für ein Stück Kontinuität in der Neuverfilmung steht Mario Adorf, der bereits vor mehr als 50 Jahren gemeinsam mit Pierre Brice und Lex Barker vor der Kamera stand. „Mario ist ein toller Mensch und großartiger Schauspieler.“, schwärmte Möhring. „Er war angetan von der neuen Interpretation, von der Genauigkeit, mit der wir gearbeitet haben.“

 

Die Schauspieler sprachen auch über den Moment, als sie sich das erste Mal trafen. Xhelilaj erinnerte sich: „Ich wartete in einem Restaurant, Wotan kam, und ich dachte: Großartig, er läuft schon wie der Old Shatterhand in meiner Vorstellung! Das ist ein großer Schauspieler, er kommt schon in der Rolle angelaufen. Aber es war kein Method-Acting, sondern der typische Wotan-Gang.“ Am Set ist zwischen den beiden Hauptdarstellern eine tiefe Freundschaft entstanden. „Nik ist während des Drehs wie ein Bruder für mich geworden.“, verriet Möhring. Xhelilaj schwärmte: „Eines der größten Geschenke ist es, Wotan getroffen zu haben. Er ist so lustig und offen, ein guter Typ!“ Blutsbrüder sind beide auch in Sachen Fußball. „Wir sind zusammen ins Stadion gefahren.“, erzählte Dortmund-Fan Möhring. Auf Xhelilaj machte die Kulisse aus 80.000 Zuschauern mit der „Gelben Wand“, Europas größter Stehplatztribüne, mächtig Eindruck. „Wenn ich mit einem deutschen Team mitfiebere, dann natürlich mit dem BVB.“

 

Text- und Bildquelle: TERRITORY

Bildrechte/Fotograf: Jens Koch für DB MOBIL

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